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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Oberteile ihnen auf den Hüften baumelten, über ihre Oberkörper rannen Schweißbäche. Die Männer würdigten sie keines Blickes, sondern hatten ihre ganze Aufmerksamkeit mit einer eigenartigen hündischen Unterwürfigkeit auf Len Pienaar gerichtet. Der Bure stieß ein paar Worte in einer Sprache hervor, die Anita als Zulu identifizierte. Die beiden Schwarzen machten auf dem Absatz kehrt, öffneten die Küchentür und verschwanden am anderen Ende durch eine zweigeteilte Tür hinaus auf einen sonnenbeschienenen Innenhof. Len Pienaar warf ihr ein öliges Lächeln zu und folgte seinen Männern, ohne ein weiteres Wort an sie zu richten.
    Anita war wieder allein. Langsam atmete sie tief durch und
strebte dann eiligst zur Eingangstür. An der Küchentür wandte sie den Kopf, um zu sehen, was Pienaar und seine Schwarzen auf dem Innenhof vorhatten, konnte aber keinen von ihnen sehen, obwohl ihr Geräusche verrieten, dass die sich dort noch aufhielten. Wie von Dämonen gehetzt, rannte sie aus dem Haus und dann über die Verandastufen nach draußen.
    Dirk, der im tiefen Schatten des Tulpenbaumes am Stamm lehnte, richtete sich auf und sah ihr befremdet entgegen. »Anita, was ist passiert? Hat dir jemand etwas getan? Du bist ganz käsig im Gesicht geworden.«
    Sie lief ihm voraus zum Auto. »Nein, nein … alles in Ordnung«, rief sie über die Schulter. »Lass uns schnell wegfahren.«
    Eigentlich war ja auch nichts vorgefallen. Sie hatte sich unberechtigt im Haus umgesehen, ein Mann, der offensichtlich irgendwie zur Familie gehörte, hatte sie dabei erwischt. Das war ihre eigene Schuld. Dass der Mann ihr außerordentlich unangenehm war, sie ihn wie eine Bedrohung wahrgenommen hatte, war eine andere Sache, eine, die nur auf Gefühlen basierte und rational nicht zu fassen war. »Hast du was zu trinken dabei?«, fragte sie, nachdem sie und Dirk im Wagen saßen.
    Dirk langte nach hinten, öffnete die Kühlbox und reichte ihr eine Flasche Mineralwasser. Anita setzte sie an und trank sie in einem Zug leer. Dann wischte sie sich den Mund ab und warf die Flasche auf den Rücksitz. »Danke, das tat gut. Hoffentlich habe ich dir nicht alles weggetrunken?«
    Er schüttelte verneinend den Kopf und wendete. »Du bist so blass geworden, dass ich schon dachte, dass du dir nach all dieser Zeit doch dieses Virus eingefangen hast und dich gleich übergeben würdest«, sagte er, während er vom Grundstück auf die Schotterstraße fuhr.
    Das Letztere hätte sie auch fast getan, aber das behielt sie für sich. »Ich wollte mich im Haus umsehen und bin dabei von einem Kerl erwischt worden, dem ich nicht im Dunklen begegnen
möchte.« Sie bemühte sich, Len Pienaar zu beschreiben, ohne dabei großartig zu übertreiben. »Außerdem trug er eine Waffe.«
    Â»Ach, den habe ich ganz kurz gesehen, als er vom Garten ins Haus ging.« Dirk kurvte weiträumig um ein Schlagloch herum. »Waffen tragen hier viele, das ist nichts Ungewöhnliches. Das Land ist überschwemmt mit illegalen Waffen, auch wenn die Regierung so tut, als würde sie das strafrechtlich verfolgen. Jill geht nie ohne Gewehr in den Busch, wie wir wissen. Ihre Ranger ebenfalls nicht.«
    Â»Das ist etwas völlig anderes. Schließlich laufen auf Inqaba Löwen, Leoparden, Hyänen und andere hungrige Viecher frei herum. Ich glaube nicht, dass du im Busch mit einer Pistole etwas gegen Elefanten und Löwen ausrichten kannst.« Sie beschrieb, wie Pienaar seine Hand auf den Knauf der Waffe gelegt und während der gesamten Unterhaltung nicht weggenommen hatte. »Er hat sie regelrecht gestreichelt! Ich hasse Waffen! Überhaupt jede Gewalt.«
    Dirk warf ihr einen Seitenblick zu. »Steckt dahinter die ganz normale Abneigung gegen Waffen und Gewalt, wie sie jeder zivilisierte Mensch haben sollte?«, sagte er. »Oder gab es etwas in der Geschichte deiner Eltern, was das hervorgerufen hat?«
    Anita antwortete nicht, sondern drehte das Gesicht zum Fenster, um ihm klarzumachen, dass sie nicht zum Plaudern aufgelegt war. Sie versuchte zu ergründen, warum Len Pienaar ihr derart unangenehm war. Eigentlich konnte er ihr völlig gleich sein. Sie hatte nichts mit ihm zu tun, und vermutlich würde sie ihn nie wiedersehen. Trotzdem blieb dieses unverständliche Gefühl. Für eine Weile ließ sie ihre Gedanken schweifen. Sie

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