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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Jonas, weil man nichts offen im Wagen liegen lassen sollte.
    Â»Und ich meine wirklich gar nichts«, warnte der Zulu und legte ihr die Papiere vor.
    Sie unterschrieb. »Wo ist die Übergabe des Wagens?«
    Jonas prüfte kurz, was sie ausgefüllt hatte, steckte die Dokumente dann alle in einen Klarsichtumschlag und hob das Telefon ab. »In einer Stunde wartet er unten auf dem Parkplatz auf Sie.«
    Sie dankte ihm und machte sich mit dem guten Gefühl, kompetent beraten worden zu sein, auf den Weg zu ihrem Bungalow.

10
    K aum hatte Anita die Veranda verlassen, betrat sie eine andere Welt. Sonnenstrahlen blitzten durchs Blättergewirr und warfen Lichtpfützen auf den schmalen Weg. Es roch nach trockenem Holz. Eidechsen huschten die Baumstämme hoch, ein Pillendreher mühte sich mit seiner perfekt runden Kugel, die Baumwurzeln zu überwinden. Unvermittelt stob ein Vogel mit schrillem Warngeschrei auf. Als Antwort trappelten Hufe, eine größere Antilope floh krachend durchs Unterholz, Affen schimpften ihr hinterher.
    Sehen konnte sie keines der Tiere, aber sie war sich mehr denn je bewusst, dass sie in deren Welt keinen unbeobachteten Schritt tun konnte. Vorsichtig ging sie weiter, passte auf, wohin sie ihre Füße setzte. Aber außer einem Chamäleon, das mit seiner grünen Tarnfarbe aussah, als wäre es ein Blatt, entdeckte sie nichts.
    Doch dann hörte sie etwas und blieb abrupt stehen. Schluchzen, hohes, jämmerliches Schluchzen, eindeutig von einem Menschen. Es kam aus der Richtung ihres Bungalows. Im Laufschritt legte sie die paar Meter zum Haus zurück. Kira Rogge, Jills Tochter, kauerte auf einer Baumwurzel am Fuß der Treppe. Sie hatte den Kopf auf die Arme gelegt und weinte so bitterlich, wie nur ein Kind weinen konnte.
    Â»Kira«, rief Anita erschrocken. »Kira, was ist denn um Himmels willen geschehen?« Sie ging neben dem kleinen Mädchen in die Knie.
    Kira schluchzte laut und schaute auf. Ihre herrlichen blauen Augen schwammen in Tränen, der Rotz lief ihr aus der Nase. Mit beiden Händen wischte sie sich übers Gesicht, wobei sie alles
verschmierte und Dreckstreifen quer über ihrer Nase hinterließ. Auf Anitas etwas hilflose Frage, ob ihr etwas wehtue oder ob sie etwas verloren habe, antwortete sie jedoch nicht. Sie reagierte auch nicht darauf, dass Anita sie schließlich an sich zog, sondern ließ den Kopf wieder nach vorn auf die Arme fallen und weinte, als ob es ihr das Herz zerreißen würde. Langsam bekam Anita es mit der Angst zu tun. Was war bloß geschehen, was die Kleine in diesen Zustand versetzt hatte? Sie stand auf, beugte sich zu dem Mädchen hinunter und streckte ihr die Hand hin.
    Â»Komm, Kira, wir gehen in den Bungalow und rufen deine Mama an.«
    Wieder bekam sie außer Weinen keine Reaktion. Kurz entschlossen schlang sie die Arme um Jills Tochter, trug sie ins Wohnzimmer und legte sie aufs Sofa. Sie blieb auf der Sofakante sitzen, strich der Kleinen die verschwitzten dunklen Haare aus dem Gesicht und redete beruhigend auf sie ein. Das Weinen wurde etwas leiser und etwas weniger krampfhaft, und als sich eine feuchte, kleine Hand in ihre bohrte, sich das heiße Gesichtchen an ihren nackten Arm presste, überfiel sie die verzweifelte Sehnsucht nach der Wärme und Geborgenheit einer kleinen Familie.
    Nach Sonntagsfrühstück im Bett und Kuscheln vor dem Schlafengehen. Nach Frank. Für einen Augenblick vergaß sie ihre Umgebung und verlor sich in einem zuckersüßen Tagtraum, der munter dahinsprudelte, bis sie plötzlich das Geräusch einer platzenden Kokosnuss brutal in die Wirklichkeit riss.
    Um ihres seelischen Durcheinanders Herr zu werden, stand sie auf und brachte Kira ein Glas kaltes Wasser. Aber auch das rief nur eine lautstarke Steigerung des Schluchzens hervor. Reichlich hilflos sah sie auf die Kleine hinunter und entschied, dass hier die Mutter gefragt war. Weil sie die Direktnummer der Familie Rogge nicht hatte, rief sie Jonas an der Rezeption an. Rasch erklärte sie ihm, in welch jämmerlichem Zustand sie
Kira aufgefunden habe, und bat ihn, Jill sofort zu ihrem Bungalow zu schicken. Sie hörte ihn bereits nach Jill rufen, bevor sie auflegte.
    Innerhalb von zwei Minuten kam Kiras Mutter außer Atem die Treppe hinaufgehastet. »Wo ist sie?«, stieß sie hervor.
    Anita zeigte aufs Wohnzimmer. Jill stürzte hinein, umschlang Kira fest und wiegte sich mit ihr

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