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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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wie dieser Kerl und obendrein jünger. Außerdem hielten sich Cordelia und Maurice auf dem Grundstück auf. Zur Not musste sie nur schreien.
    Â»Wir haben dieselben Eltern, also bin ich wohl ihre Schwester und habe ein Recht, hier zu sein. Fragen Sie Cordelia, sie wird es bestätigen.« Was ihre Schwester allerdings dazu sagen würde, dass sie in ihrer Abwesenheit das Haus inspiziert hatte, war eine andere Sache. Sie stemmte die Arme in die Seiten, um sie nicht lahm hängen zu lassen. Es ärgerte sie im Nachhinein, dass sie sich vor diesem Menschen gerechtfertigt hatte. »Und wer sind Sie, bitte?«
    Der Mann lächelte. Ein unangenehmes, feuchtrotes Lächeln, das das fleischige Gesicht wie ein Messerschnitt teilte und die Augen nie erreichte. Er machte eine leichte Verbeugung, worauf ihm das schüttere blonde Haar in die Stirn fiel. »Mein Name ist Len Pienaar. Ich bin ein Freund des Hauses.«
    Â»Aha«, sagte Anita und schaute betont die Pistole an. »Sind Sie so etwas wie ein Bodyguard?« Wozu ihre Schwester den Dienst eines solchen Mannes brauchte, konnte sie sich nicht vorstellen. Alles hier wirkte friedlich. Alles Böse schien in einer anderen Welt stattzufinden.
    Pienaar nahm seine Hand vom Knauf der Waffe und lächelte
wieder. »Nein, ein Bodyguard bin ich nicht. Ich helfe Maurice mit den Löwen.«
    Sein Tonfall war hart und guttural. Offenbar sprach er von Haus aus Afrikaans. Am Kap hatte sie viele Farbige Afrikaans sprechen hören und konnte einfach nicht verstehen, dass diese die Sprache ihrer Unterdrücker als Muttersprache angenommen hatten.
    Â»Hat er Ihnen nicht von den Löwen erzählt?« Er musterte sie misstrauisch.
    Â»Doch, doch, natürlich.« Die Löwen hatte sie völlig vergessen. »Na dann, ich werde jetzt gehen.«
    Pienaar blockierte mit seiner Körperfülle die Wohnzimmertür und rührte sich keinen Zentimeter vom Fleck. Wieder dieser argwöhnische, lauernde Blick, der an ihr herabglitt und langsam und genüsslich über ihren Körper wanderte, dass sie meinte, seine Berührung zu spüren. Sie machte sich ganz steif und hielt diesen Blick aus.
    Â»Wohnen Sie denn nicht bei … Ihrer Schwester?« Das klang noch immer ungläubig.
    Â»Nein, ich wohne auf einer Lodge in einem privaten Wildreservat. Inqaba heißt es …« Warum sie ihm das verriet, wusste sie nicht, und prompt ärgerte sie sich wieder über sich selbst. Es ging diesen Menschen weiß Gott nichts an, wo sie untergekommen war.
    Aber der sah sie überrascht an. »Inqaba? Sieh einer an.« Er trat dicht an sie heran, die eisgrauen Augen glitzerten. »Das kenne ich gut … sehr gut sogar.« Abermals streichelte er zärtlich den Pistolenknauf. »Bitte grüßen Sie die schöne Jill Rogge ganz herzlich von mir, von Len Pienaar. Jill und ihre entzückenden Kinder. Luca und Kira, nicht wahr? Nicht vergessen!« Er drohte ihr scherzhaft mit dem Finger.
    Aus irgendeinem Grund lief es Anita kalt den Rücken hinunter. »Nein, ich meine, ja, natürlich, ich werde Jill grüßen …«

    Â»Und Kira und Luca. Denken Sie daran. Von Len Pienaar.«
    Â»Ja, und Kira und Luca. Von Len Pienaar. Natürlich.«
    Der Mann war ihr unheimlich, und sie wollte so schnell wie möglich aus dem Haus raus, aber Len Pienaar versperrte ihr weiterhin den Weg. Sie wich wieder zurück. »Ich muss jetzt gehen … mein Freund wartet vor dem Haus.«
    Die Lüge ging ihr leicht über die Lippen. Sie diente ja auch nur dazu, ihm klarzumachen, dass sie nicht allein, sondern in männlicher Begleitung und ihm daher nicht schutzlos ausgeliefert war. »Darf ich?« Sie machte eine Bewegung vorwärts.
    Er grinste. »Aber natürlich, Ma’am. Verzeihen Sie … es war mir ein Vergnügen, Ma’am.« Er tippte wie bei einem militärischen Salut mit zwei Fingern an die Stirn und trat aus der Türöffnung zurück, doch seine Augen betasteten Anita erneut. Mit angehaltenem Atem tauchte sie an ihm vorbei durch die Alkohol- und Knoblauchwolke hindurch auf den Gang. Len Pienaar drehte sich um und stieß zwei gellende Pfiffe aus.
    Wie aus dem Boden gewachsen, erschienen zwei Schwarze vor ihr. Beide waren kräftig gebaut, ihre Haut glänzte in dem warmen Schokoladenbraun der einheimischen Zulu-Bevölkerung. Beide waren in königsblaue Overalls gekleidet, deren

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