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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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wusste, dass es der beste Weg zu ihrem Unterbewusstsein war, und es half auch dieses Mal, denn sie kam dann ziemlich schnell auf die Erklärung.
    Dieser Mann kannte Cordelia, und zwar offensichtlich ziemlich gut. Was das über ihre neu gefundene Schwester aussagte,
war das, was sie so sehr störte. Sie kannte Cordelia nicht, hatte keine Ahnung, wie deren Vergangenheit aussah. Dieser Len Pienaar dagegen bewegte sich in ihrem Haus, als lebte er da. Ein unangenehmer Gedanke überfiel sie. Die Möglichkeit, dass Pienaar Cordelias … Partner, ihr Geliebter war, musste sie ihn Betracht ziehen. Vielleicht waren sie sogar verheiratet. So nahe war sie ihrer Schwester noch nicht gekommen, dass sie das mit Sicherheit ausschließen konnte.
    Unwillkürlich schüttelte sie sich. Um sich abzulenken, schaute sie hinaus auf die heruntergekommenen Gebäude am Straßenrand, die Hütten mit Wellblechdach, in denen es im Sommer heiß wie in der Hölle sein musste, die Kinder, die barfuß zwischen streunenden Hunden und Ziegen im Dreck spielten, die Schulkinder in ihrer adretten Uniform, die in einer langen Reihe auf dem schmalen Randstreifen an der Straße entlang nach Hause liefen. Endlose Kilometer, denn außer den paar Hütten war keine Siedlung zu sehen. Wie sah wohl ihr Leben aus?
    Metallisch glänzende Schwalben schossen durch ihr Blickfeld. Die eleganten Vögel waren aus den kalten, nördlichen Ländern in die Wärme des südlichen Sommers geflohen, um hier in der Nähe zu Hunderttausenden zu überwintern. Für eine verrückte Sekunde wünschte sie sich, wie die Schwalben immer der Sonne nachzuziehen, dachte an ihren Vater, der vor Sehnsucht nach Licht und Wärme und nach den glühenden Farben seiner Heimat oft fast verging. Die Vögel waren zu winzigen Punkten im Blau des gleißenden Himmels geworden, und sie sah ihnen nach, bis sie verschwunden waren und ihr das Blau vor den Augen flimmerte, dass ihr die Tränen kamen.
    Dirk bremste, und als sie hochsah, stellte sie fest, dass sie bereits das Eingangstor von Inqaba erreicht hatten. Verstohlen wischte sie sich die Augen trocken und versteckte sie wieder hinter der Sonnenbrille. Der Wagen ratterte über das Wildgitter, und
kurz darauf bog Dirk auf den Parkplatz ein. Nachdem er den Motor abgestellt hatte, wandte er sich ihr zu.
    Â»Danke, dass du mich gefahren hast, das war sehr nett von dir«, sagte sie schnell, bevor er etwas von sich geben konnte, und stieg aus. Sie warf sich die Umhängetasche über die Schulter und machte sich auf den Weg zu ihrem Bungalow.
    Â»Wollen wir uns gleich auf der Veranda zu einem Kaffee treffen ?«, rief er ihr nach.
    Â»Nein danke, im Moment nicht. Nachher vielleicht«, antwortete sie, ehe sie die grünliche Dämmerung des Blättertunnels umfing. Als sie die Stufen zur Veranda hochging, sah sie Jonas an der Rezeption sitzen. Halb verdeckt hing hinter ihm das Plakat einer Autovermietung. Sie blieb stehen, überlegte, ob sie es sich jetzt schon zutrauen würde, mit einem rechts gesteuerten Wagen zu fahren. Auf der linken Straßenseite. Auf der hinter jeder Biegung Ziegen oder Kühe stehen konnten. Oder Kinder.
    Jonas, der sie beobachtet hatte, sah sie über seine randlose Brille an und schmunzelte. »Ich klebe Ihnen einen Zettel an die Windschutzscheibe, der Sie daran erinnert, links zu fahren. Fahren Sie einfach langsam, dann kann nichts passieren.«
    Sie lachte. »War mein Mienenspiel so deutlich?«
    Er ließ die Brille auf die Nasenspitze gleiten. »Na ja, schon, aber wir haben viele Touristen aus Übersee, und dieses Problem ist nicht gerade selten. Sie möchten also einen Wagen mieten?«
    Sie nickte, und er zog einige Unterlagen hervor. Während sie die Vordrucke ausfüllte, kopierte er ihren Führerschein und den Reisepass und riet ihr zu einer Vollkaskoversicherung ohne Eigenbeteiligung.
    Â»Das ist zwar etwas teurer, aber dann haben Sie wirklich keinen Ärger. Ich würde auch ein Fahrzeug mit genügend PS wählen.«
    Sie sah ihn fragend an.
    Â»Das kann man gelegentlich gut gebrauchen«, sagte er. »Manchmal gibt es Situationen, in denen man darauf angewiesen ist,
schnell von der Stelle zu kommen.« Er erklärte nicht, welche Situation er meinte, und sie fragte nicht nach.
    Letztendlich wählte sie einen kleinen SUV mit Klimaanlage und einem geschlossenen Kofferraum. Der sei wichtig, bemerkte

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