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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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stand am unteren Ende der Treppe, eine Flasche unter dem Arm und zwei Champagnerflöten in der Hand. Verärgert sprang sie auf. »Meine Güte, musst du mich so erschrecken? Was willst du?«
    Â»Darf ich für eine Weile heraufkommen?« Ohne ihre Einwilligung abzuwarten, stieg er die Stufen hoch.
    Sie hatte schon eine empörte, ablehnende Antwort auf den Lippen, als sie erneut dieses entsetzlich leere Gefühl der Einsamkeit überfiel, das wie ein Felsbrocken auf ihrer Brust lag. Gegen ihren Willen nickte sie stumm.
    Dirk schaute sie mitfühlend an. »Du siehst aus, als könntest
du Aufmunterung gebrauchen. Ich kann dir außer meiner prickelnden Anwesenheit eisgekühlten Champagner anbieten und … einen Augenblick …« Er lief ins Wohnzimmer und öffnete die Minibar. »Champagner mit Orangensaft oder Orangenlikör … oder vielleicht geht Maracujasaft … oder Angostura? Und ich weiß von Thabili, dass heute geräuchertes Krokodil auf dem Speiseplan steht. Eine Delikatesse! Du musst dich nur entscheiden, ob du es als Ganzes oder in kleinen Happen wünschst.« Er hielt sein Telefon in der Hand. »Ich brauche sie nur anzurufen.«
    Â»Ein ganzes Krokodil?« Sie sah ihn entgeistert an.
    Sein glucksendes Lachen war so ansteckend, dass ein Gurren ihre Kehle hochperlte, wie der Champagner in den Gläsern. Sie konnte nicht anders, sie musste es herauslassen. Als sie endlich nach Luft schnappend ihre Lachtränen abwischte, waren der Druck erträglich und die Einsamkeit zumindest vorübergehend zurückgewichen.
    Â»Champagner pur«, japste sie. »Und gibt es wirklich geräuchertes Krokodil? Genau das Richtige für mich. Ich fühle mich heute extravagant.« Sie kicherte, während Dirk die Bestellung an Thabili weitergab.
    Thabili servierte ihnen das geräucherte Krokodil in Stücken  – so glasig wie kurz angebratener Speck  – auf einem wunderbar knackigen Salat mit frisch gebackenem Brot. Sie aßen und redeten und tranken dabei die Champagnerflasche leer. Dirk bestellte eine neue. Als die sich ebenfalls zu Ende neigte, war sie so weit, dass sie mit ihm über Cordelia sprechen konnte.
    Â»Hast du mitbekommen, wie Cordelia, nachdem ihr Mobiltelefon geklingelt hat, auf einmal völlig zugemacht hat? Wie sie hinter einer inneren Mauer seelisch in Deckung ging? Und die Tür zugeworfen hat?«
    Dirk antwortete nicht gleich. Offenbar rief er sich die Szene wieder ins Gedächtnis. »Ja«, sagte er dann. »Da war etwas, aber ich könnte nicht sagen, was. Es geschah ganz unerwartet.
Eigentlich dachte ich, ihr fallt euch gleich um den Hals und der Himmel hängt voller Geigen  – dann zack!, und die Stimmung bei ihr schlug um. Und ich hatte aber den deutlichen Eindruck, dass sie auch einen anderen Vorwand gefunden hätte, sich zu entfernen. Das Telefonat war nicht der Grund. Da bin ich mir jetzt sicher.«
    Anita trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Genau. Und wenn es mir nicht gelingt herauszufinden, warum, werde ich nie wieder näher an sie herankommen.«
    Â»Frag sie doch einfach. Willst du morgen wieder hin? Soll ich dich fahren?« Er schaute sie bei dieser Frage nicht an.
    Â»Nein, ich meine, ja, ich will hin, und nein danke, ich möchte nicht, dass du mich begleitest. Ich muss allein mit ihr reden. Hoffentlich ist dieser Fettklops nicht auch wieder da. Er war mir wirklich unheimlich.« Sie hielt ihm ihr Glas hin. »Ich habe schon einen Kleinen sitzen, und der ist ganz allein. Er braucht Gesellschaft.« Sie kicherte wieder.
    Dirk nahm die Flasche aus dem Eiskübel und schenkte ihr nach, während er ihr fasziniert aus nächster Nähe in die Augen starrte. So fasziniert, dass ihm entging, dass der Champagner in ihrem Glas überschäumte und auf seine Hosenbeine tropfte.
    Â»Du hast dich nass gemacht«, gluckste sie und bekam einen Schluckauf.
    Dirk grinste verlegen. »Tut mir leid, ich habe nicht aufgepasst.« Er trocknete ihr Glas von außen ab und reichte es ihr. »Ich habe mich übrigens, während du mit deiner Schwester auf der Treppe gesessen hast, mit Maurice unterhalten und ihn ein wenig ausgefragt.«
    Anita hörte ihm konzentriert zu, als er wiedergab, was er von Maurice erfahren hatte. »Wenn Cordelia ihren Sohn so sehr liebte, sich so sehr nach ihm gesehnt hat«, schloss Dirk seinen Bericht, »frage ich

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