Jenseits von Timbuktu
natürlich, hatte ich euch ja zugesagt â¦Â«, stotterte Dirk. »Richtig, das hatte ich völlig verdrängt ⦠Klar.«
»Ich geh jetzt schlafen«, sagte Marina und erhob sich. »Könnte mich bitte jemand zum Bungalow bringen?«
»Natürlich.« Nils stand ebenfalls auf. »Mark hat heute Abend Dienst. Wir begleiten dich zu Jonas, der wird Mark Bescheid sagen. Dann werden wir auch Schluss machen.« Mit einem vielsagenden Lächeln streckte er seiner Frau die Hand hin. »Komm, Honey, ich bin müde â¦Â«
»Es war ja auch ein wirklich anstrengender Tag«, sagte Jill und gähnte demonstrativ. »und ich bin tatsächlich todmüde. Ich hoffe, ihr entschuldigt uns.« Sie schob ihren Stuhl zurück und verabschiedete sich herzlich von Anita und Dirk. Die beiden blieben allein zurück. Sie sahen sich an.
»Möchtest du noch ein Glas Wein?«, sagte Dirk schnell in dem offensichtlichen Bemühen, sie dazu zu bewegen, noch nicht zu gehen. Er hob die Flasche. »Für zwei Gläser reicht es noch.« Als sie ihm lächelnd ihr Glas hinschob, goss er es bis zum Rand voll.
So saÃen sie unter dem afrikanischen Sternenhimmel, tranken Wein, redeten kaum, sahen einander ab und zu an, lächelten, schauten wieder weg. Die Nacht war warm, Fledermäuse huschten zwischen den Tischen herum und jagten die Insekten, die im Lampenlicht umherschwirrten. Auf dem Geländer saà ein Gecko mit riesigen schwarzen Augen und fast durchsichtiger Haut, der ebenfalls auf der Jagd war. Dirk lehnte sich vor, um ihn genauer zu betrachten.
»Man kann sein Herz pulsieren sehen«, sagte er leise. Urplötzlich schoss ein Schatten auf lautlosen Schwingen heran, stieà herunter, ergriff das kleine Reptil und verschwand in der Dunkelheit.
»Afrika«, flüsterte Anita. »Fressen und gefressen werden.« Sie spürte eine Gänsehaut auf ihren Armen.
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Später begleitete Dirk sie mit Mark als bewaffneter Nachhut zu ihrem Bungalow. Am Fuà der Treppe blieben sie stehen und standen sich gegenüber, ganz nah. Es war ein winziger, magischer Augenblick, in dem vielleicht etwas hätte passieren können, aber dann wurde Mark von einer Mücke gestochen, er schlug zu, es klatschte laut, und sie fuhren auseinander wie ertappte Schulkinder. Anita machte einen schnellen Schritt zurück.
»Wir ⦠sollten das lassen â¦Â«, sagte sie und schob ihn von sich, nicht heftig, sondern nur, um etwas Abstand zwischen ihnen zu schaffen.
Dirk warf dem Ranger einen wütenden Blick zu. »Wenn du das so möchtest, akzeptiere ich das«, sagte er zu Anita. »Fürs Erste. Aber ich warne dich, aufgeben werde ich nicht.« Die letzten Worte begleitete er mit einem Lächeln. »Schlaf gut«, setzte er etwas unbeholfen hinzu. »Ich warte hier, bis du drinnen bist.«
»Danke.« Sie berührte flüchtig seine Hand, wandte sich ab und lief die Stufen hinauf. Als sie die Tür hinter sich schlieÃen wollte, hörte sie ihn summen. Sie erkannte den Song sofort und zuckte zusammen.
»I just called to say I love you â¦Â«
Steve Wonder hatte ihn geschrieben, und es war ihr Lied gewesen. Franks und ihres. Und jedes Mal, wenn einer von ihnen es irgendwo hörte, hatte er den anderen angerufen. Jetzt, in dieser anderen Welt, erreichten sie die paar Takte, vom Busch gedämpft und vom leichten Wind verweht, und es tat entsetzlich weh.
Dann war Dirk auÃer Hörweite. Für eine lange Zeit blieb sie drauÃen an die Wand gelehnt stehen, lauschte in die Nacht hinaus,
aber auÃer dem Sirren der Zikaden und dem gelegentlichen Rascheln im Unterholz vernahm sie nichts. Vielleicht hatte sie sich geirrt?
Kurz bevor die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, flirrte ein Licht im Dunkel, ein schimmernder Schemen, aber obwohl sie sehr genau hinsah, nahm er keine Form an. Offenbar wieder ein Irrtum. Merkwürdigerweise fühlte sie sich viel besser. Sie lächelte versonnen und verlor sich ganz in diesem Augenblick.
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Die Rogges saÃen auf ihrer Veranda und hatten eben ihr spätes Abendessen beendet. Kira und Luca lagen längst in ihren Betten.
»Jetzt bin ich wirklich zum Umfallen müde«, sagte Jill und legte ihre Serviette auf den Tisch. »Ich muss ins Bett. Willst du noch aufbleiben?«
»Nein. Mir reichtâs für heute auch. Geh schon duschen, ich sage inzwischen in der Küche
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