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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Bescheid, dass abgedeckt werden kann.« Er griff nach dem Funkgerät, das Jill aufs breite Geländer gelegt hatte.
    Â»Ja, danke. Himmel, ich muss mich jetzt wirklich ernsthaft auf die Suche nach einer neuen Haushälterin machen. Thabili hat eine Nichte, die sehr gern bei uns arbeiten möchte. Nur ist sie wirklich frisch aus dem Kraal. Einen modernen Haushalt hat sie laut ihrer Tante noch nie von innen gesehen, und ich habe einfach keine Zeit und auch ehrlich gesagt keine Geduld, sie anzulernen.«
    Â»Sag Thabili, sie soll sich drum kümmern.«
    Jill sah ihn verblüfft an. »Das ist mal eine hervorragende Idee. Das werde ich sofort morgen früh erledigen, dann kann sie gleich bei uns anfangen. Hoffentlich hat sie Talent zum Kochen.«
    Nils schob den Stuhl zurück. »Willst du noch einen Drink? Oder vielleicht einen Wein? Der Tag war danach.«

    Â»Kann man wohl sagen. Scheußlich genug. Und ja, ich würde gern noch ein Glas trinken. Wein, rot, einen schönen Bordeaux vielleicht, der hilft mir einzuschlafen.«
    Â»Wer passt heute Nacht aufs Haupthaus auf?«
    Â»Ich habe Mark und Philani eingeteilt. Morgen haben sie dafür frei. Bis … bis diese Sache erledigt ist, habe ich vor, die Nachtwache reihum zu organisieren …« Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Als sie wieder aufsah, war ihre Mascara verschmiert. »Dieser Kerl wird doch nicht von allein von hier weggehen. Er wird uns nie in Ruhe lassen, bis … bis …« Ihre Stimme brach.
    Â»Honey, nicht …« Nils stand auf, zog sie vom Stuhl und nahm sie in den Arm, musste unwillkürlich an sein Gespräch mit Vilikazi denken, von dessen Inhalt Jill nie erfahren durfte. »Ich werde dafür sorgen, dass dieser Albtraum schnell vorbei ist. Das verspreche ich dir.«
    Sie bog den Kopf zurück, um ihn anzusehen. »Aber wie denn? Er ist offensichtlich begnadigt worden oder vorzeitig entlassen, was praktisch aufs Gleiche hinauskommt. Da können wir nichts mehr ausrichten.«
    Â»Es gibt sicher einen Weg … ich werde über unsere Organisation meine Fühler ausstrecken …«
    Hoffentlich würde Jill das schlucken und aufhören zu fragen. Die Organisation, von der er gesprochen hatte, »Verlorene Seelen«, beschäftigte sich damit, verschwundene Opfer der Apartheid aufzuspüren. Zusammen mit Neil und Mick Robertson hatte er vor einiger Zeit von Vilikazi Duma die Leitung übernommen. Die Opfer aufzuspüren, das hieß fast immer, dass sie Leichen ausgraben mussten. Immerhin bedeutete das eine Art Erleichterung für die Angehörigen, ihre Toten endlich beerdigen zu können. Oft trafen sie während der Anhörungen der Wahrheitskommission mit den Mördern zusammen und erfuhren von ihnen in grausigen Einzelheiten, was ihren Verwandten angetan
worden war. Ihre Würde, das Fehlen jeglicher Rachegelüste, überraschte ihn jedes Mal aufs Neue. Ihn hatten die Berichte der Mörder stets zu wütenden Tränen reduziert. Er würde diese Größe nicht haben, er würde Rache üben.
    Und jetzt war Len Pienaar freigekommen, einer der Schlimmsten unter den Mördern, und bevor der sich nicht wieder etwas zuschulden kommen ließ, gab es keine gesetzliche Handhabe gegen ihn.
    Er hatte Glück, Jill fragte nicht weiter. »Ich schau schnell noch einmal nach den Kindern.«
    Erleichtert machte er sich auf den Weg zur Bar, um die Weinvorräte von Inqaba zu plündern. Mit sicherer Hand fand er einen wundervollen Bordeaux, tiefrot, Saint-Émilion Grand Cru. Sehr guter Jahrgang. Er machte eine Notiz in der Liste, dass er die Flasche entnommen hatte, ging in die Küche, sagte Bescheid, dass abgedeckt werden könne, und ließ sich von Mario, dem Chefkoch, der zufällig noch anwesend war, einen Käseteller zusammenstellen.
    Â»Welchen Wein hast du genommen?«, fragte Mario, drehte die Flasche zu sich, um das Etikett zu lesen. »Hm. In Ordnung. Moment.« Er steckte ein Baguette, das vom Dinner der Gäste übrig geblieben war, unter den Grill, und im Nu war es wieder knusprig. Zusammen mit einem kleinen Glasgefäß mit Butter stellte er das Brot und den Käseteller auf ein Tablett, zauberte von irgendwoher eine schmale Vase mit einer Rose hervor und präsentierte das Ganze dann Nils. »Buon appetito!« Er zwinkerte ihn an.
    Â»Grazie«, grinste Nils und zog ab.
    Jill war bereits in der

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