Jenseits von Timbuktu
zu schieben, was bei dem Vieh auf Unverständnis stieÃ. Es hat ihn getreten und ihm das Bein gebrochen. Seine Saufeskapaden gehen mir so was auf den Wecker, und ich kann sie mir auch einfach nicht mehr leisten. Sonst ruiniert er auch noch meinen Ruf.«
Marina prustete los. »Der arme Kerl«, rief sie, als sie wieder Luft bekam. »Aber jetzt wirst du erst mal Ruhe haben. Im Krankenhaus gibt es nämlich auÃer grauenvollem Orangensaft nichts
Stärkeres zu trinken. Das weià ich aus Erfahrung. Ich finde ihn übrigens nett.«
»Wenn er nicht säuft, ist er das meistens.« Dirk tat zwei Löffel Zucker in seinen Cappuccino und rührte vorsichtig um. Immer wenn er wieder nüchtern war, kam Andy angekrochen und schwor Stein und Bein, dass er nie wieder eine Flasche Hochprozentiges anrühren würde. So war es schon unzählige Male gelaufen. Unwillkürlich stieà er einen Seufzer aus, probierte einen Schluck von seinem Cappuccino und drehte sich zu Anita.
»Wie warâs bei deiner â¦Â« Gerade noch rechtzeitig stoppte er sich. »Bei Maurice«, ergänzte er dann schnell. »Hast du die Löwen gesehen?«
Anita machte eine abrupte Handbewegung, fegte dabei ihren Schlüsselbund auf den Boden. Sie bückte sich und wäre fast mit Dirk zusammengestoÃen, der sich ebenfalls gebückt hatte, um ihre Schlüssel aufzuheben. Er war schneller und händigte ihr das Bund wieder aus. »Niedlich«, bemerkte er, als der kleine Igel ihn anglitzerte.
Anita dankte ihm, ging aber darauf nicht ein. Auch seine Frage nach ihrem Besuch bei Maurice lieà sie unter den Tisch fallen. Stattdessen beschäftigte sie sich wieder eingehend mit der sensationellen Baked Alaska, einer göttlichen Kombination von Eiscreme mit Früchten auf Biskuitteig, umschlossen von einer federleichten, knusprigen Baiserkruste. Ãber Cordelia konnte sie noch nicht reden. Bevor der schmutzige Schlamm, den Cordelias Bericht aufgewühlt hatte, sich nicht in ihr gesetzt hatte und sie wieder klar sehen konnte, konnte sie nicht darüber reden.
Jetzt wollte sie nicht einmal darüber nachdenken. Jetzt saà sie in der warmen afrikanischen Nacht unter Palmen auf Inqabas Veranda und aà Baked Alaska. Sie hatte vor, das zu genieÃen, und darauf konzentrierte sie sich. Jetzt. Sie brauchte diese mentale Auszeit.
Jill kam, gefolgt von Nils, an den Tisch und erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden und ob das Essen gut sei.
»Es ist wunderbar, wie immer«, antwortete Dirk. »Wollt ihr euch nicht kurz zu uns setzen? Anita und Marina haben sicherlich nichts dagegen.«
»Im Gegenteil«, sagte Marina.
Auch Anita signalisierte mit einem erfreuten Lächeln, dass sie die Unterbrechung begrüÃen würde. Alle rückten zusammen. Jill lieà eine Flasche ihres besten Grauburgunders bringen und goss jedem ein Glas ein.
»Dirk hat gerade berichtet, dass Andy mit gebrochenem Bein im Krankenhaus liegt«, sagte Marina und spielte mit ihrer Serviette. »Ob über dem Film ein Fluch liegt? AuÃer uns dreien sind alle auÃer Gefecht. Vielleicht sollten wir das als Zeichen nehmen?« Sie versenkte ihren Blick bedeutungsvoll im Weinglas. »Ich werde uns die Karten legen. Es gibt Mächte zwischen Himmel und Erde â¦Â«
»Red keinen Quatsch«, knurrte Dirk. »Verschone uns bitte mit deinen übersinnlichen Anwandlungen. Du würdest das gesamte Filmteam damit durcheinanderbringen.«
Marina funkelte ihn empört an.
»Flavio ist irgendwas auf den Magen geschlagen«, fuhr Dirk in genervtem Ton fort. »Der wird schnell wieder auf den Beinen sein, genau wie unsere Crew. Dann drehen wir hier den Rest, und danach gehtâs ab in die Heimat. Bis zum nächsten Film.«
Bei seinen Worten verdunkelte ein Schatten Anitas Miene, wie eine Wolke, die sich vor die Sonne schob.
Nils, der das offensichtlich bemerkt hatte, trat seinem Freund unter dem Tisch gegen das Schienbein, und als der ansetzte, empört zu protestieren, stoppte er ihn mit einem scharfen Blick. »Wolltest du nicht noch etwas länger auf Inqaba bleiben? Du hattest doch vor, auf eine Tour durch Zululand gehen, Fotos zu machen, Anregungen für einen neuen Film suchen â¦Â«
Anita rührte mit dem Löffel in ihrer schmelzenden Eiscreme herum, während sie angespannt auf die Antwort wartete.
Verlegen grinsend fuhr sich Dirk übers Haar. »Ach,
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