Jenseits von Timbuktu
sie.
Liz seufzte. »Vielleicht wollen die Gören uns nicht hören. Sean sagt immer, irgendwann werden Kinder muttertaub. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als um die gesamte Plantage zu fahren, bis wir sie aufgestöbert haben.« Sie stieg wieder ein, drehte den Zündschlüssel und trat aufs Gas. Der starke Motor grollte.
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Dirk fand den Weg zum Haus des alten Leon nur mit einiger Mühe. Nach weit über einer Stunde Fahrt stand er endlich davor. Mit seinem Camcorder in der einen und der Flasche Wein in der anderen Hand ging er zum Tor. Er beugte sich darüber und spähte in den Garten. Der Alte saà wie bei den beiden Treffen
zuvor auf seinem Schaukelstuhl und paffte Pfeife. Wie es schien, trug er noch dasselbe Khakihemd, dieselben Shorts und dieselben Wildlederstiefel. Den Safarihut hatte er so tief ins Gesicht gezogen, dass Dirk die Augen nicht erkennen konnte. Etwas unruhig hielt er nach dem von Jill angesprochenen Jagdgewehr Ausschau. Und tatsächlich â es lehnte direkt neben dem Schaukelstuhl an der Wand.
»Kann ich bitte reinkommen, Mr. de Villiers, Sir, ich hätte eine Frage«, rief er und winkte mit der Weinflasche.
Als Antwort bekam er ein wütendes Gebell, das offenbar von einem riesigen Hund stammte, und Sekunden später fegte eine löwengelbe Deutsche Dogge um die Hausecke und galoppierte auf ihn zu. Unwillkürlich sprang er rückwärts und hoffte nur, dass das Tor solide gebaut war. Die Dogge erreichte es, sprang daran hoch, warf ihre VorderfüÃe über das Tor, sodass das geifernde Maul sich auf seiner Kopfhöhe befand, und bellte in einer Lautstärke, die Dirk unangenehm an das Brüllen eines Löwen erinnerte.
Der Hund und er fixierten sich. Die Dogge öffnete ihr zahnbewehrtes Maul und röhrte, worauf Dirk Zweifel kamen, ob der Besucht überhaupt eine gute Idee war und er die Fotos wirklich brauchte. Er beschloss, sich einigermaÃen würdevoll zurückzuziehen. Plötzlich zerschnitt ein scharfer Pfiff die Luft. Die Dogge klappte ihr Maul zu, hievte ihren schweren Körper vom Tor herunter und erreichte mit ein paar ausgreifenden Sätzen die Veranda. Grunzend warf sie sich Napoleon zu FüÃen. Der nahm seine Pfeife aus dem Mund und bedeutete dem Kameramann mit einer Handbewegung hereinzukommen.
Mit weichen Knien schob Dirk das Tor auf und schickte ein StoÃgebet zum Himmel, dass der alte Knabe seinen Höllenhund im Griff hatte. Wider Erwarten gelangte er unversehrt bis zur Veranda, wo er zögernd stehen blieb. Die Dogge hatte den Kopf aufgerichtet, die Ohren in seine Richtung gedreht und knurrte
leise. Der Alte lachte laut beim Anblick von Dirks offensichtlicher Angst. Es klang wie das höhnische Keckern eines Pavians. Mit der Pfeife deutete er auf einen ausgesessenen Korbstuhl.
Dirk straffte den Rücken, ging sehr langsam, und ohne die Dogge aus den Augen zu lassen, mit angehaltenem Atem zum Stuhl und setzte sich. Am liebsten hätte er die Beine sofort angezogen, um sie aus der Reichweite des Riesenköters zu bringen.
»Wo ist die schöne Anita?«, bellte Napoleon de Villiers.
Dirk räusperte sich. »Sie ist leider verhindert ⦠eine Magen-Darm-Sache.« Das entsprach zumindest einem Teil der Wahrheit. Vorgestern war es ihr ja offensichtlich wirklich schlecht gegangen, als er bei ihr geklopft hatte, um sie zu fragen, ob sie schon heute mit ihm zu de Villiers fahren würde. Darauf war er allein zu de Villiers losgezogen, hatte aber vor verschlossenem Tor gestanden. Chrissie war auf sein Rufen herausgekommen und hatte ihm erklärt, dass Napoleon nicht im Hause sei, und nein, sie wisse auch nicht, ob er heute noch wiederkommen würde.
Unverrichteter Dinge war er noch eine Weile in der Gegend herumgefahren, hatte aber noch kein Haus ausmachen können, das auch nur annähernd so gut für eine Location passte wie das von de Villiers.
»Anita ging es schlecht?« Nappy de Villiers kicherte. »Hat Jill wohl selbst gekocht? Dann ist es kein Wunder«.
Dirk ignorierte die Bemerkung und streckte ihm die Flasche Wein hin. »Vielleicht tröstet Sie der Wein?«
»Hmpf«, machte der Alte und besah sich das Etikett genau. Dann stellte er die Weinflasche kommentarlos neben seinen Stuhl auf die Holzbohlen.
Dirk wartete schweigend auf eine etwas umfassendere Aussage des Hausherrn.
Die erfolgte umgehend. »Im Ãbrigen heiÃe ich de Villiers,
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