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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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roten Frangipani und von meiner weißen Orchidee mitgebracht. Hinter denen bist du doch schon lange her, nicht wahr?«
    Liz schaute hinein. »Wunderbar. Das ist wirklich lieb von dir, dass du daran gedacht hast. Die werde ich nachher gleich einpflanzen. Die Orchidee kommt in ein großes Glasgefäß auf die Veranda. Das wird ungeheuer edel aussehen.« Sie schmunzelte. »Ihr esst doch mit uns? Wir sind etwas spät dran, so passt es gut. Aber lass uns vorher einen Gartenrundgang machen. Ich würde dir gern meine neuesten Errungenschaften zeigen. Ich hole schnell einen Korb, damit du dir Ableger mitnehmen kannst.« Bevor Jill ihr fürs Essen eine höfliche Absage erteilen konnte, war Liz schon ins Haus gelaufen. Kurz darauf kam sie mit einem großen Henkelkorb zurück und lief los, und Jill blieb nichts anderes übrig, als ihr nachzueilen.
    Dicht gefolgt von Wilson, wanderten sie von Pflanze zu Pflanze, begutachteten Blüten und Früchte, fachsimpelten mit Leidenschaft. Jill hielt ihre Anspannung unter eiserner Kontrolle. Vor einem kleinen Baum mit saftig grünen Blättern und zierlichen, roten Blütentrauben, die an langen, zarten Stielen im Wind pendelten, blieb Liz stehen.
    Â»Jatropha«, sagte sie. »Von denen bekommt man in Gärtnereien nicht einmal mehr die Samen. Man wagt den Namen gar nicht laut auszusprechen, sonst wird man gleich als Ökoterrorist abgestempelt, weil die Jatropha nicht einheimisch ist. Lieber Himmel, die wachsen doch mindestens seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hier.«
    Jill lachte bissig. »Die Ananas gibt es auch nicht länger, und ich wette, sie wird zur Ehreneinheimischen erklärt, weil sie Säcke voll Devisen ins Land bringt. Wie Papayas, Passionsfrüchte und, und, und!«
    Liz seufzte und schaute über ihr Haus und ihr Land. »Wie
lange muss man hier wurzeln, um wirklich als Einheimischer zu gelten? Hundert Jahre?«
    Â»Also, der erste Steinach kam 1848 ins Land, vielleicht genügt das …«
    Â»Darauf würde ich mich nicht verlassen. Ihr seid weiß wie wir.« Liz’ Ton hatte seine Leichtigkeit verloren. Ihr liebenswürdiges Lächeln verrutschte, ein sorgenvoller Ausdruck verdunkelte ihre Augen. Doch Sekunden später hellte sich ihr Gesicht wieder auf. »Welch ein Thema für einen so schönen Tag. Lasst uns vor dem Essen einen Tee trinken, danach holen wir Kira und Lucy ab.« Sie hakte sich bei Jill unter und führte sie auf die Veranda, die unter einem dicht belaubten, smaragdgrünen Flamboyant lag. Seine Blütezeit war im November, jetzt trug er nur noch vereinzelt seine scharlachroten Blütenbüschel.
    Jill war nahe dran, darauf zu dringen, die Mädchen gleich abzuholen, beherrschte sich aber. Was sollte den Kindern hier schon passieren, versuchte sie sich zu beruhigen, was ihr aber nur ansatzweise gelang. Sie ließ sich in einen tiefen Rattansessel fallen und fächelte sich mit der Hand Kühlung zu. »Dieser Sommer hat es wieder in sich, nicht wahr? Wenn es nicht bald regnet, gibt es eine Katastrophe.«
    Â»Wenn es regnet, gibt’s auch eine. Die Erde ist betonhart.« Liz langte hinter sich und schaltete den großen Ventilator an einem der Querbalken der Veranda auf Sturmstärke. »Zani, wir haben einen zusätzlichen Gast, bring noch eine Tasse«, rief sie ins Haus.
    Kurz darauf erschien eine ältere Zulu, deren Körperfülle ihr nur noch einen watschelnden Gang erlaubte, und setzte ein Tablett mit einer Teekanne, drei Tassen und einem Schokoladenkuchen ab.
    Â»Danke, Zani, ich mach das schon«, sagte Liz und goss ein. Sie schaute hoch. »Wie geht’s Nils?«
    Jills Blick rutschte an ihr vorbei, streifte Wilson kurz, verlor
sich dann im Nichts. Nicht so prächtig, wäre die korrekte Antwort gewesen. Was daher kommt, dass Usathane wieder frei ist und unseren Kindern und mir nach dem Leben trachtet. Am liebsten hätte sie Liz das gesagt. Aber sie biss sich auf die Lippen und lächelte mit Mühe. »Gut geht’s ihm, wie immer. Du weißt, dass er das Leben vollauf genießt. Und Sean, wie geht es ihm?«
    Â»O ja, ja, gut. Glaub ich jedenfalls.« Liz grinste amüsiert. »Seit er Präsident des Country Clubs ist, schwebt er in höheren Sphären und lässt sich nur noch selten in die Niederungen zu uns herab.« Sie kicherte wie ein Teenager.
    Jill drehte verstohlen ihr Handgelenk und

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