Jenseits von Timbuktu
wie manâs schreibt, und nicht dö Villjee, wie so ein weibischer
Franzose das aussprechen würde.« Er warf ihm einen scharfen Blick aus seinen kohlschwarzen Augen zu. »Seid ihr ein Paar?«
»Wie bitte?« Dirk ärgerte sich so sehr, dass er stotterte.
»Junge, nun sei doch nicht so begriffsstutzig. Du und die schöne Anita. Seid ihr ein Paar?«
Schön wärâs, schoss es Dirk durch den Kopf. »Nein«, sagte er und versuchte dem Alten mit einer Abwehrbewegung klarzumachen, dass er keine weiteren Fragen in diese Richtung beantworten würde.
»Hast du nichts mit Frauen im Sinn, oder was ist sonst mit dir nicht in Ordnung?«
»Also, Mr. de Villiers â¦Â«
»Ach, nenn mich Leon, und mach dir mal nicht ins Hemd. Eine Frau wie Anita! Meine Herren, wäre ich ein paar Jahre jünger â¦Â« Ein listiger Blick, ein anzügliches Grinsen.
Jetzt platzte Dirk der Kragen. »Also, Leon â Nappy â, ich ⦠schätze Anita, aber sie mich offenbar nicht. Ich arbeite dran, und wenn ich Erfolg gehabt habe, werde ich dirâs berichten, klar?«
Als Antwort bekam er ein brüllendes Gelächter und bläuliche Pfeifenrauchwolken. »Du schätzt sie? Na, sieh mal an. In meiner Zeit hieà das, dass man die Frau liebt. Und nenn mich nicht noch einmal Nappy. Das würde dir nicht gut bekommen.« Wieder unterzog er seinen Gast einer eingehenden Musterung. »Wo kommst du eigentlich her? Mit deinem dunklen Teint und den dunklen Haaren siehst du irgendwie südländisch aus â wie ein Sizilianer â, so braun gebrannt, wie du bist, auÃer dass deine Beine nicht krumm sind.« Er keckerte.
»Seit wann haben Sizilianer alle krumme Beine? Das ist politisch auch nicht gerade korrekt.« Dirk starrte ihn mit vorgeschobenem Kinn streitlustig an. »Vielleicht waren meine Vorfahren ja Afrikaner.«
De Villiers grinste spöttisch. »Das waren sie nicht. Als alter
Südafrikaner erkenne ich gemischtes Blut in feinster Verdünnung.«
Dirk schwieg Leon de Villiers eisern an. Der gab schlieÃlich als Erster nach.
»Okay, okay. Ruhig Blut. Du bist also kein Sizilianer. Auch gut. Weswegen bist du hier?« Mit heftigem Wedeln verteilte er den Rauch.
Dirk riss sich zusammen und lieà nicht erkennen, dass er sich über de Villiers geärgert hatte. SchlieÃlich wollte er etwas von dem Alten. »Wie dir Jill Rogge erzählt hat, bin ich Kameramann bei einer deutschen Filmgesellschaft und suche für unsere Dreharbeiten eine möglichst pittoreske Farm. Diese hier scheint mir sehr geeignet zu sein. Dürfte ich mich einmal umsehen?«
De Villiers drückte sich überraschend schnell auf die Beine, schnalzte mit der Zunge, worauf die Dogge ebenfalls aufsprang, und marschierte die Treppe hinunter in den verwilderten Teil des Gartens. »Na komm schon, beweg dich«, rief er ungeduldig, weil Dirk nicht gleich nachkam.
Dirk schaltete seinen Camcorder an, drückte auf Start und strich damit langsam über den Garten. Dicht an dicht standen hier blühende Büsche und üppig ausladende Bäume, aus deren Kronen sich Bougainvilleen in glühenden Farben ergossen. Dazwischen wuchsen tellergroÃe blaue Winden. Sie bedeckten alles Grün und an vielen Stellen auch die rote Erde mit einem filigranen blauen Spitzentuch, das sich sacht im leichten Wind bewegte. Dirk vermied es, die prächtigen Blüten zu zertreten.
»Die Blumen kannst du ruhig zertrampeln, aber pass auf Schlangen auf«, sagte de Villiers. »Prima Schlangenland hier. Alles was bei den Reptilien Rang und Namen hat, lebt hier. Auch in den Bäumen übrigens. Also wenn du einen schönen grünen Zweig siehst, check erst mal, ob der Augen hat. Und Zähne.« Er gluckste schadenfroh.
Dirk, der reichlich Angst vor Schlangen hatte, obwohl er das
öffentlich nie zugegeben würde, heftete seinen Blick fest auf den Boden vor ihm und achtete auf jeden Schritt. Da er gleichzeitig das Display seines Camcorders kontrollieren musste, kam er nur langsam vorwärts, was wiederum die Ungeduld des Hausherrn hervorrief. Im Geist verglich Dirk das Anwesen mit dem von Cordelia. Es war ursprünglicher, nicht so manikürt, nicht so bonbonhübsch wie Timbuktu, und es war obendrein noch viel weitläufiger. Auf dem Grundstück des alten de Villiers würde man kaum Ãnderungen vornehmen müssen, um die Bilder
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