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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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zu bekommen, die er für den Film haben wollte. Vielleicht gab es sogar im Haus brauchbare Räume, die sie dann nicht nachzubauen brauchten.
    Â»Toll«, sagte er. »Welch eine großartige Location. Mein Regisseur wird begeistert sein.«
    Â»Wie viel Mäuse gibt’s dafür?«, schnarrte Leon an seinem Pfeifenstiel vorbei.
    Dirk musste an Jills Aussage bezüglich Napoleon de Villiers’ finanzzielle Verhältnisse denken und betrachtete ihn abschätzend. Wie ein Privatier sah er wirklich nicht aus, obwohl in Südafrika ein Äußeres, das eher an einen Penner erinnerte, überhaupt keine Aussage für die Größe des Geldbeutels war. Multi-millionäre – die der alten Garde, die ihr Geld in Jahrhunderten vom Land und nicht an der Börse gemacht hatten – liefen gern in Kleidung herum, die bei den meisten in der Kleidertonne landen würde, fuhren klapprige Autos und hatten oft schlechte Zähne im Mund. Das hatte ihm Nils erzählt. Schlechte Zähne hatte der Alte allerdings nicht. Er räusperte sich.
    Â»Wie hoch wäre die Monatsmiete für dein Anwesen?«
    Â»Monatsmiete«, antwortete der Hausherr gedehnt und schaute in den Himmel. Dann warf er ihm aus den Augenwinkeln einen schnellen Blick zu, wobei er nachdenklich auf dem Pfeifenstiel. Und schwieg.
    Flüchtig dachte Dirk daran, was der Alte wohl sagen würde,
wenn hier ein dreißigköpfiges Filmteam einfallen und alles auf den Kopf stellen würde. Fast hätte er laut gelacht. »Ich kann natürlich nicht für Regisseur und Filmgesellschaft sprechen, aber pro Monat …« Er legte eine Kunstpause ein und beobachtete dabei die Reaktion des Alten. »Sechzigtausend Rand pro Monat dürften dabei vielleicht drin sein.«
    Napoleon de Villiers bekam einen kurzen, heftigen Hustenanfall. »Reicht nicht«, krächzte er. Ȇberhaupt nicht. Hunderttausend müssen es sein.«
    Dirk zuckte zusammen, bis er sich daran erinnerte, dass das etwa zehntausend Euro entsprach. Durchaus angemessen, um nicht zu sagen recht preisgünstig, dachte er. Die sechstausend Euro, die er geboten hatte, waren eigentlich eine Frechheit für ein derartiges Anwesen.
    Â»Mindestens Hunderttausend«, setzte der Alte mit kalkulierender Miene nach. »Das Haus kostet schließlich Instandhaltung … Der Garten muss gepflegt werden … Und ich muss ja auch noch was zu beißen haben, und mein Hund verschlingt jeden Tag Berge von Fleisch … Ganz davon zu schweigen, wie viel Extraarbeit Chrissie haben wird … Das kostet schließlich alles…«
    Ach nee, du alter Gauner, dachte Dirk amüsiert. »Kann ich die Rückseite auch noch sehen?«, fragte er.
    Napoleon de Villiers winkte wortlos mit der Pfeife. Dirk folgte ihm, den Camcorder wieder im Anschlag. Der rückwärtige Teil des Grundstücks stellte sich ebenfalls als wildromantisch heraus. Der alte, aus Feldsteinen gemauerte Brunnen entzückte ihn, der gepflasterte Vorraum mit der riesigen Feuerstelle, über der an einer Kette ein Kupferkessel hing, ließ ihn endgültig in Begeisterung ausbrechen. Es sei die ursprüngliche Küche des Hauses gewesen, informierte ihn de Villiers. Noch seine Großmutter habe hier über dem offenen Feuer Marmelade eingekocht. Wunderbar habe es geduftet. Herrliche Kindheitserinnerungen
seien das, setzte der Alte hinzu und bekam einen träumerischen Gesichtsausdruck.
    Langsam schien er seine schroffe Art abzulegen. Er erzählte Dirk sogar die Geschichte seiner Familie, die in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts aus Frankreich am Kap gelandet war und nach einer langen Odyssee durchs südliche Afrika hier gesiedelt hatte. Er gab Anekdoten vom Schlangenfänger zum Besten und zeigte ihm vergilbte Fotos, Küchengegenstände und altes Werkzeug.
    Dirks Faszination wuchs. Das eher dunkle Innere des Hauses mit seinen vielen Gängen und schwer vergitterten Fenstern gab zwar nicht so viel her wie das Äußere, aber zwei oder drei Zimmer würden bei Flavio vermutlich gut ankommen.
    Als sie hinaustraten, hatte die Sonne den Zenit schon überschritten. Er schaute auf die Uhr. Es war schon kurz nach fünfzehn Uhr, und eingedenk der Sammeltaxis, die bald die Straßen verstopfen würden, beschloss er, sich schleunigst auf den Weg zurück nach Inqaba zu machen. Er verabschiedete sich von Napoleon de Villiers und ging,

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