Jenseits von Timbuktu

für uns alle angeheuert und denkt sogar daran, den Terrorzaun wieder aufzubauen. Wilson ist mein persönlicher Bodyguard. Kira hat uns angebettelt, ohne den ihrigen zu euch kommen zu dürfen, und wir haben natürlich geglaubt, dass sie hier sicher ist …« Sie stockte, als sie den erschütterten Gesichtsausdruck ihrer Freundin registrierte. Erschrocken wehrte sie ab. »Meine Güte, nein, Liz, euch trifft überhaupt keine Schuld. Wer konnte denn ahnen, dass die beiden Gören so einen Unsinn machen. Kira hätte es besser wissen müssen.«
    Â»Lucy auch, aber du hättest uns das mit Pienaar sagen sollen … Wenn Usathane wieder auf dem Kriegspfad ist, muss das jeder in der Gegend wissen. Er ist eine Bedrohung für uns alle.« Das war ein deutlicher Vorwurf.
    Jill nickte. »Du hast recht. Es tut mir leid, dass ich euch nicht informiert habe, aber … ich konnte es nicht. Und nun lässt sich das nicht mehr ändern, und in diesem Moment nützt diese Diskussion niemandem. Ich schlage vor, wir nehmen deinen Manager mit und lassen uns genau zeigen, wo er die Mädels abgesetzt hat, und dann entscheiden wir, was zu tun ist. Okay?«
    Liz Mortimer sah sie einen Moment lang ausdruckslos an. »Okay. Das ist ein vernünftiger Vorschlag.« Mit diesen Worten ging sie zu ihrem Fahrzeug. »Rein mit Ihnen«, fauchte sie ihren Manager an, der wortlos auf den Rücksitz kletterte.
    Wilson hielt Jill die Beifahrertür auf und setzte sich dann neben den völlig eingeschüchterten Farmmanager. Liz aber hatte es sich offenbar anders überlegt und winkte den Mann wieder heraus.

    Â»Sie nehmen Ihr Auto, dann sind wir unabhängiger«, befahl sie und stieg ein. Sie wartete, bis Paul den Motor seines Pick-ups angeworfen hatte, und trat dann aufs Gas. In halsbrecherischem Tempo raste sie über den schmalen Serviceweg am Außenzaun entlang. Die Reifen knallten in Schlaglöcher, und der Wagen machte bei jedem kleinen Buckel auf der Piste einen Satz, dass Jill und Wilson wie Puppen herumflogen. Liz schien das nicht zu kümmern.
    Ihr Manager hupte kurz. Liz hielt an und wartete, bis er an ihrem Fenster erschien, ließ aber den Motor weiterlaufen. »War es hier?«, rief sie aus dem Fenster. »Sind Sie sicher, Paul. Haargenau hier?«
    Paul ging ein paar Schritte und schaute sich hektisch um. Schließlich nickte er. »Genau hier. Ganz sicher.«
    Wilson sprang aus dem Rangerover, schob die Sonnenbrille auf die Stirn und lief, den Kopf gesenkt wie ein Spürhund, vor dem Maschendrahtzaun entlang, weiter ein paar Schritte in die Plantage, unter die duftenden Guavenbäume. Dort kniete er sich hin und untersuchte einen langen Riss in der Plastikfolie, die unter den Bäumen ausgebreitet war, um das Unkraut zurückzuhalten. Dann wandte er den Kopf und inspizierte die Natodrahtrolle, die auf der Außenseite des Zauns in den Maschen befestigt war.
    Â»Was sehen Sie da?«, fragte ihn Jill, hielt sich aber ein gutes Stück vom Zaun entfernt, um etwaige Spuren nicht zu zerstören.
    Â»Sie sind über den Zaun, da oben.« Der Manager zeigte auf den Natodraht.
    Vorsichtig kam sie näher und sah sofort, dass er recht hatte. Die Drahtschlingen waren so weit auseinandergebogen, dass ein schlanker Mensch das Hindernis überwinden konnte. Ein zehnjähriges Kind würde kaum Schwierigkeiten haben.
    Â»Dort drüben sind Fußspuren.« Wilson zeigte auf die Straße, wo ein schmaler Streifen der hart gebackenen Oberfläche zu Sand zerfallen war.

    Zwei Paar Fußabdrücke, zum Teil nebeneinander und auch übereinander, aber immer in dieselbe Richtung zeigend, führten vom Zaun weg. Dann hörte der sandige Teil auf, und die Abdrücke verloren sich. Jill starrte auf die Spuren, versuchte verzweifelt zu erkennen, welche Kiras waren und wohin sie führten. Versuchte zu erkennen, ob irgendetwas ihr verraten würde, wo ihre Tochter sich befand.
    Â»Aber sehen Sie hier«, sagte Wilson, ohne sie anzublicken, und zeichnete mit dem Zeigefinger die Linie vom sandigen Teil, wo die Fußspuren nicht mehr zu erkennen waren, zum Zaun nach. »Von dahinten bis hier vorn.«
    Und dann sah sie es. Weitere Fußspuren. Von kleinen Füßen. Sohlenmuster von leichten Laufschuhen. Nur ein Paar, und die führten zurück zum Zaun. Für Sekunden sah sie Wilson verständnislos an, dann begann ihr Herz zu hämmern. Ein