Jenseits von Timbuktu
drauÃen gesehen hatte, duckte sich darunter hindurch und stand dann als schlanke Silhouette vor dem flackernden Feuerschein, der von drauÃen ins Dunkel der Hütte fiel. Die Frau befestigte das Rindfell so, dass der Eingang offen blieb. Anita sah, dass sie zwei Blechteller hielt, die sie jetzt lächelnd vor ihnen auf der Erde absetzte. Sie sprach einige Sätze in Zulu zu ihnen. Ihre Stimme war dunkel und melodiös, und Anita war die Frau irgendwie sympathisch, obwohl sie wohl ihre Kerkermeisterin war.
»Mein Name ist Tiki«, übersetzte Kira leise. »Ich koche für euch.«
Tiki rief ein paar Worte nach drauÃen, und kurz darauf schlüpfte ihr kleiner Junge in die Hütte. In einer Hand hielt er einen glimmenden Scheit, in der anderen ein Büschel trockenes Gras. Er grinste sie fröhlich an, kniete vor der Mulde in der Mitte der Hütte hin und entfachte im Handumdrehen ein kleines Feuer. Es flackerte hoch und lieà ihre Schatten wie Monster über die Wände tanzen. Wieder sagte Tiki etwas, und Kira übersetzte ihre Worte.
»Ihr Sohn heiÃt Naki, wie ein sehr berühmter Mann in Südafrika. Hamilton Naki Magwaza, sagt sie, und dass sie sehr stolz auf ihn ist. Auf Naki.«
Das war Tiki unschwer anzusehen. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Der Feuerschein lieà ihre Augen und Zähne schimmern. Sie sagte etwas zu Naki, der sofort nach drauÃen verschwand.
Bald darauf kehrte er mit zwei am Rand abgestoÃenen Bechern zurück, die mit einer undefinierbaren graubraunen, aber warmen Flüssigkeit gefüllt waren.
»Tee«, erklärte Tiki. Mit einer Handbewegung scheuchte sie ihren Sohn hinaus und verlieà dann selbst die Hütte. Sie machte das Rinderfell los und lieà es vor den Eingang fallen. Gleichzeitig schob jemand wieder den schweren Gegenstand davor. Vom Geräusch her konnte Anita nicht definieren, was es war. Eine Kiste? DrauÃen war ihr keine aufgefallen. Ein groÃer Holzklotz? Vielleicht. Oder ein schwerer Stein. Auf der rechten Seite hatten am Zaun einige gröÃere Steine gelegen, die durchaus die Bezeichnung Felsen verdient hatten. Nachdenklich stocherte Anita mit einem Stöckchen im glimmenden Feuer. Wenn alle schliefen, nahm sie sich vor, würde sie den Widerstand dieses Gegenstands testen. Nachdenklich wedelte sie den Rauch, der vom Feuer aufstieg, vor ihrem Gesicht weg.
Ein tiefes, kaum hörbares Rumpeln, das von überall her zu kommen schien, unterbrach ihre Ãberlegungen. Sie hob den Kopf. Gewitter oder Löwen? Schweigend lauschte sie, und dann roch sie es. Feuchtigkeit. Auf einmal erfüllten auch andere Gerüche die Hütte. Nach warmer Erde, Rinderdung, Blattgrün, SüÃe von Blüten. Als hätte die Luftfeuchtigkeit gewisse Moleküle aktiviert. Die ersehnte Abkühlung der mörderischen Hitze stand bevor, trotzdem war sie sich nicht sicher, ob sie darüber froh sein sollte. Ein afrikanischer Wolkenbruch würde eine Flucht erheblich erschweren. Ihre Mutter hatte in ihrem Reisetagebuch ein derartiges Naturschauspiel mit eindrucksstarken Worten beschrieben.
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Es war 19.45 Uhr und schon pechschwarze Nacht, als Dirk endgültig die Nerven durchgingen. Nachdem er zum wiederholten Mal an Anitas Tür geklopft, aber keine Antwort erhalten hatte, vergeblich ihre Handynummer angerufen hatte und dann auch
bei Cordelia wieder nicht weitergekommen war, schlug er Alarm. Er war so auÃer sich, dass er die strikte Anweisung, seinen Bungalow im Dunkeln nur mit einem bewaffneten Ranger seinen Bungalow zu verlassen, vergaÃ, und in halsbrecherischem Tempo den schmalen Weg entlang zur Rezeption rannte. Einmal stolperte er über eine Wurzel, die quer über den Weg verlief, und schlug hin, verlangsamte hinterher seine Schritte aber nicht wesentlich. Verschmutzt, mit einem Riss und Blutfleck im T-Shirt, wo ein Dorn ihn erwischt hatte, der bis auf die Brust durchgegangen war, erreichte er Jonas und informierte ihn atemlos, dass Anita Carvalho von Bungalow eins ganz offensichtlich verschwunden sei.
Jonas kaute auf seinem Bleistift und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Also ist sie bisher nicht wieder aufgetaucht.« Es war keine Frage. »Haben Sie irgendeine Ahnung, wo sie sich aufhalten könnte?«
»Sie hatte gestern vor, zur Farm von Maurice zu fahren. Aber da habe ich mehrmals angerufen. Sie ist dort den ganzen Tag nicht aufgetaucht.«
Jonas legte den
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