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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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über den Kopf und wrang es aus. Die Hitze hatte kaum nachgelassen, wurde im Gegenteil von der hohen Luftfeuchtigkeit noch intensiviert. Er ließ seinen Handscheinwerfer über den Boden gleiten, die Mauer
hoch und wieder zurück. Irgendwann wusste er wohl nicht mehr wohin mit seiner Angst, der hilflosen Wut, denn er trat gegen einen Metalleimer, der darauf scheppernd über den Betonboden rutschte und gegen die Hofmauer knallte. Schwer atmend drehte er sein Handgelenk und sah auf die Uhr.
    Â»Gleich Viertel vor neun«, knurrte er und trat noch einmal gegen den Eimer. »Keine Chance, sie zu finden. Keine Ahnung, wo wir sie noch suchen sollten.«
    Â»Wir müssen die Polizei einschalten.« Jills Stimme war kratzig. Ein heißer Klumpen verschloss ihre Kehle, ihre Augen brannten, aber sie beherrschte sich. Tränen halfen nicht. Welchen Zweck hatte Jammern, wenn es zu handeln galt? Es war der Wahlspruch ihrer legendären Vorfahrin Catherine Steinach, die mit ihrem Mann Johann dem afrikanischen Busch ihren Traum abgetrotzt und Inqaba aufgebaut hatte, wobei sie nur auf ihre eigene Kraft und Erfindungsgabe zurückgreifen konnte.
    Â»Wenn Jammern denn hilft, werde ich am lautesten jammern.« , pflegte sie zu sagen. Man riss sich zusammen, krempelte die Ärmel hoch und handelte. Die Überlieferung dieses Spruchs war über 150 Jahre in der Familie weitergetragen worden und hatte nichts von seiner einfachen, klaren Wahrheit verloren.
    Flüchtig überlegte sie, was Catherine in dieser Situation getan hätte.
    Â»Sämtliche Farmarbeiter mobilisiert und Inqaba wie mit einem Flohkamm durchkämmt«, antwortete prompt ihre praktisch veranlagte Urururgroßmutter aus der Vergangenheit.
    Jill dachte nach. An sich war das nicht sinnvoll, aber auf einmal breitete sich tief in ihrem Inneren ein zuversichtliches Gefühl aus, das sie nicht genau deuten konnte.
    Â»Lass uns Inqaba Schritt für Schritt durchsuchen«, sagte sie zu Nils. »Frag mich nicht, warum, ich kann’s nicht erklären, aber ich habe das starke Gefühl, dass wir das tun sollten, mit allen Leuten, die wir auftreiben können. Vielleicht ist Kira entkommen
und jetzt zu Fuß auf unserem Gelände unterwegs. Ich weiß, dass es unwahrscheinlich klingt, aber bei unserer Tochter ist alles möglich. Abgesehen davon fällt mir auch sonst nichts Konstruktives mehr ein, außer die Polizei zu rufen.« Sie brach ab und hob in Erklärungsnot die Schultern.
    Nils musterte sie durchdringend, lange und schweigend, dann nickte er langsam. »Okay, ich vertraue deiner Intuition. Aber in der Nacht wird das nahezu unmöglich sein. Wir müssen bis morgen früh warten. Auch die Polizei könnte nachts nichts ausrichten, und die Vorstellung, dass ein Dutzend Leute, die keinerlei Buscherfahrung haben, über Inqaba ausschwärmen, müsste dir auch Panikanfälle verursachen.«
    Â»Wir suchen auf Inqaba , die sollen die übrige Umgebung umkrempeln.«
    Mit der örtlichen Polizei hatte sie öfter, als ihr lieb war, zu tun gehabt, allerdings mit der Mordkommission. Deren Captain war eine kleine, rundliche Inderin mit Namen Fatima Singh mit Haaren auf den Zähnen, und die meist ziemlich schlecht gelaunt war. Wie viele offizielle Vertreter des neuen Südafrikas hatte sie dabei ein sehr empfindliches Selbstverständnis. Unsere Boss-Polizistin pflegte Nils sie spöttisch zu nennen. Sie würde sich mit der eigentlichen Suche nicht abgeben. An ihrer Stelle würde einer ihrer Adjutanten, Goodwill Cele oder Farouk Suleman, die beide den Rang eines Inspektors hatten, zuständig sein, von denen jedermann wusste, dass sie bis in die Knochen korrupt waren. Im Fall von Kiras Entführung, wo alte Netzwerke der Polizei und lokale Verstrickungen eine große Rolle spielten, nicht die optimalen Ermittler. Müde wischte sie sich die Nässe vom Gesicht. »Lass es uns doch noch einmal allein versuchen. Fatima Singh ist von der Mordkommission und wäre ohnehin nicht zuständig.«
    Â»Gut«, sagte Nils. »Die Sonne geht ungefähr um fünf Uhr auf, vorher hat es wenig Zweck, dass wir anfangen. Um Viertel vor fünf sollten wir uns also auf dem Parkplatz versammeln, okay?«

    Â»Okay«, stimmte Jill zu, erleichtert, dass es eine Perspektive gab. Mit zwei Händen strich sie sich ihr tropfnasses Haar zurück und drückte das Wasser heraus. Viel Erfolg hatte sie nicht, es

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