Jenseits von Timbuktu
über die Umgebung laufen, um sich den Ort einzuprägen, an dem sie gelandet waren.
Das von allen Seiten von einem Staketenzaun aus unregelmäÃig gehauenen, dünnen Baumstämmen umgebene Gelände war leicht abschüssig. Auf seinem höchsten Punkt standen drei verschieden groÃe Rundhütten mit dünnen Grasdächern. Vor der gröÃten wuchsen in einem verkrauteten Beet ein paar mickerige Geranien. In der Mitte des Hofs drängten sich im löchrigen
Schatten einer Akazie vier fliegenumsummte Rinder und glotzten unter gesenkten Hörnern zu ihnen herüber. Hühner gackerten und pickten zwischen spärlichen Grasbüscheln nach Futter, und zwei angepflockte Ziegen zerrten neugierig meckernd am Strick.
Erst jetzt nahm sie die drei Schwarzen wahr, die ein paar Meter entfernt vor der gröÃten Hütte im Schatten eines Baumes standen und ihnen entgegenstarrten. Ein etwas über mittelgroÃer Mann, der ihr vage bekannt vorkam, und eine junge, bildhübsche Frau, die die Hand eines kleinen Jungen hielt, dessen Haut wie die einer prallen, reifen Aubergine schimmerte und der wohl im gleichen Alter wie Kira war.
Offenbar waren sie auf einem traditionellen Zulu-Hof gelandet, stellte sie mit Erstaunen fest. Die Hütten standen auf dem höchsten Punkt, hatte Jill ihr erzählt, damit der Rinderdung und sonstiger Unrat bei Regen nach unten zum Ausgang und weiter den Abhang hinuntergespült werden konnten, wobei die meist unten liegenden Gemüsegärten gleichzeitig gedüngt wurden.
»Africa!«, stieà Kira unvermittelt hervor. Sie zupfte an Anitas Shorts. »Das ist Africa. Er war Ranger bei uns, aber er hat Geier gewildert, und Mami hat ihn rausgeworfen.«
Anita sah genauer hin und erkannte, dass die Kleine recht hatte. Das war also derjenige, der den Geiern die Köpfe abgeschnitten hatte, die andere kaufen und rauchen würden, um dabei in die Zukunft schauen zu können. Offensichtlich aber hatte er die Zaubermedizin nicht bei sich selbst angewandt, sonst wäre er wohl nicht erwischt worden. Sein Hof zumindest zeugte nicht von plötzlichem Reichtum. Er schien gemerkt zu haben, dass Kira ihn erkannt hatte. Seine lackschwarzen Augen huschten kurz zwischen Len Pienaar und der Kleinen hin und her.
Pienaar redete auf ihn ein, und soweit sie erkennen konnte, wechselten Geldscheine den Besitzer, die von angemessener Höhe zu sein schienen, denn Africas ebenmäÃiges Gesicht überzog ein
glückseliges Lächeln, als er sie einsteckte. AnschlieÃend deutete Pienaar auf einen Bereich des Hofs, der vom Eingang aus gesehen auf der linken Seite lag, ein paar Meter von den Rindern entfernt. Er redete schnell und malte dabei eine Art Haus in die Luft. Offenbar erteilte er dem Zulu den Auftrag, einen Unterstand zu errichten.
Nach Len Pienaars Ansprache schälte Africa das Oberteil seines verschossenen, ehemals braunen Overalls herunter und entblöÃte Muskeln, die sich wie dicke Stricke um die Armknochen wanden. Er verschwand hinter der gröÃten Hütte, von wo er nach und nach sechs krumme Pfosten heranschleppte. Dann machte er sich daran, ihre Enden in die steinharte Erde zu rammen. Das Ganze stellte sich als mühselige, zeitraubende Arbeit dar, die ihm den Schweià in Rinnsalen vom Körper rinnen lieÃ. Er protestierte lautstark, und Len Pienaar befahl Jacob und Zungu, ihm zu helfen. Die Frau und der Junge mussten trockene Grasbüschel heranschaffen, und bald nahm ein Unterstand Formen an, der sich schlieÃlich als ein schlampig mit Gras gedecktes Dach auf Pfosten herausstellte, das viele Lücken aufwies.
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Während die unglückseligen Kinder unter dem Grasdach zusammengetrieben wurden, wartete Anita mit Kira etwas abseits. Verstohlen lief ihr Blick über den Hof, und sie stellte fest, dass momentan alle abgelenkt waren und sie von niemandem beachtet wurden. Nach einem geflüsterten Wortwechsel mit Jills Tochter begann sie, sich ganz vorsichtig mit winzigen Schritten zum Ausgang des Hofs zu bewegen. Zwischen dem Lieferwagen und dem Staketenzaun hatte sie eine schmale Lücke erspäht. Wenn sie es schaffte, durch sie hindurchzuschlüpfen, würde Len Pienaar anschlieÃend zu lange brauchen, um das Fahrzeug herauszufahren und zu wenden. Sie könnten sich vielleicht im Busch verstecken, bis es dunkel war. Es war zumindest ein Strohhalm, an den sie sich klammern konnte.
Kira reckte den Hals, um durch
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