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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Bleistift beiseite. »Ich nehme an, dass Sie ihr Handy probiert haben … Natürlich.«
    Â»Es ist seit gestern Morgen abgeschaltet.«
    Jonas schlug mit der flachen Hand auf den Tresen. »Dann scheint es keine andere Möglichkeit zu geben, als die Polizei zu informieren. Eine verschwundene Touristin wird die schnell auf Trab bringen, da sind die richtig sensibel. Aber wir werden damit eine Großfahndung auslösen. Sind Sie wirklich sicher, dass die Dame das möchte?«
    Â»Weiß ich nicht, aber ich will es.«
    Nachdem er Dirk einige Sekunden wortlos gemustert hatte, hob Jonas den Hörer und wählte den Notruf. Und wartete. Ungeduldig begann er, mit dem Bleistift auf den Tisch zu klopfen, lang, kurz, kurz, lang, kurz, kurz. Für über eine Minute war kein
anderes Geräusch zu hören. Dirk dröhnte es in den Ohren, als wäre ein Presslufthammer im Gang.
    Schließlich legte Jonas den Hörer zurück, sagte, er vermute, dass die Leitung gestört sei, und so etwas komme hier schon ab und zu vor. Er werde nicht lockerlassen, bis er eine Verbindung bekomme. In der Zwischenzeit schlage er vor, dass sich Dirk so lange auf die Veranda setzen und einen Kaffee trinken solle oder, noch besser, einen steifen Drink.
    Dirk starrte den Zulu an, sah aber ein, dass er jetzt nichts weiter tun konnte. Frustriert tigerte er hinüber zur Veranda, stellte sich ans Geländer und bohrte seinen Blick in die Schwärze. Gleichzeitig drehte er in Gedanken jeden Fetzen Information um, an den er sich hinsichtlich Anitas Aufenthalts erinnern konnte. Das Ergebnis war niederschmetternd. Außer dass sie ihre Schwester hatte besuchen wollen, förderte er nichts aus seinem Gedächtnis zu Tage. Rastlos lief er über die Veranda, die Treppe hinunter, ein paar Schritte über den Pfad in den Busch, kehrte dann kurz entschlossen um und marschierte zur Rezeption, wo er nur wieder von einem wortlosen Kopfschütteln Jonas’ empfangen wurde.
    Â»Ich fahre zur Polizeistation«, sagte er schließlich und holte seinen Autoschlüssel hervor.
    Nachdem Jonas sich vergewissert hatte, dass Dirks Mietwagen ein Navigationsgerät besaß, gab er ihm die Adresse und riet ihm zugleich, seinen Pass mitzunehmen. »Rufen Sie mich an, sollten Sie irgendwelchen Schwierigkeiten begegnen. Manchmal ist unsere Polizei etwas …« Er zögerte. »… etwas umständlich.«
    Seine weitere Erklärung wurde von einem krachenden Donnerschlag ausgelöscht, gleichzeitig zerriss ein blauweißer Blitz die Atmosphäre.
    Â»Dem Herrn sei Dank, endlich«, murmelte Jonas mit offensichtlicher Erleichterung. »Wir warten seit Wochen auf Regen«, erklärte er Dirk, der ihn fragend ansah. »Unser Land ist vertrocknet,
das Vieh findet kein Futter … Nun, Sie können sich sicher selbst ausmalen, was das alles nach sich zieht. Auf jeden Fall haben wir Regen verdammt nötig.« Er schlug weiter den Trommelwirbel mit dem Bleistift. »Dafür wird es jetzt Überschwemmungen und Schlammlawinen geben, weil die Erde zu hart ist, um Wasser aufzunehmen, und ein Haufen Leute werden ihre Häuser verlieren. Gott ist ein zorniger Gott, nicht wahr? Er lässt uns nichts durchgehen.«
    Ein neues Geräusch mischte sich in das Rollen des Donners. Ein tiefes, anfänglich nur zu ahnendes Brausen. Es begann ganz leise, schwoll an und wurde mächtiger, bis es in Dirks Ohren klang, als donnerten direkt neben ihm die Viktoria-Wasserfälle in die Tiefe.
    Es war 20 Uhr, und der Regen war gekommen.
    Â 
    Auf Lias Farm stürmten Jill und Nils aus dem Hofgebäude. Nach dem Anruf Pienaars bestand nach Jills Einschätzung keine Notwendigkeit mehr, auf Lia aufzupassen. Sie und Wilson waren deshalb Nils und den anderen gefolgt und mit ihnen zusammengetroffen, als diese gerade das Hofgebäude erreicht hatten. Halb verrückt vor Sorge um ihre Tochter hatten sie jeden Winkel auf den Kopf gestellt, jeden Zentimeter abgegrast, jeden Fussel aufgeklaubt und untersucht. Aber Hof und Gebäude waren leer. Sie fanden keinerlei Hinweise auf Kiras Anwesenheit. Draußen wurden sie vom herunterrauschenden Regen empfangen und waren im Handumdrehen völlig durchnässt, was aber keinem von ihnen wirklich etwas ausmachte. Es regnete, dabei wurde man nass. So war es hier halt.
    Nils stand frustriert im Hof. Das Wasser lief in Strömen an ihm herab. Er zog das T-Shirt kurzerhand

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