Jenseits von Timbuktu
wollte loslaufen, aber Nils hinderte sie daran.
»Nein, die Hunde sind im Haus, da wird nichts sein, aber ich schaue nach«, sagte er. »Bleib du so lange hier in der Nähe der Kinder.«
Es dauerte eine Weile, bis er zu Jill zurückkehrte. Er hob die Schultern. »Nichts. Alles in Ordnung, und Roly und Poly halten Wache.«
Bevor sie ins Badezimmer ging, schaute Jill nach Luca und Kamali, und zu ihrer Erleichterung schliefen beide. Thabilis Tochter Unathi, die in Lucas Zimmer im Sessel saÃ, war ebenfalls eingenickt, wachte aber auf, als Jill hereinkam. Sie grüÃte die Zulu mit einem freundlichen Nicken und legte die Hand auf die Stirn ihres kleinen Sohnes. Sie war trocken und kühl. Wenigstens eine Sorge weniger, dachte sie, als sie leise die Tür ins Schloss gleiten lieÃ.
Sie war sehr froh, dass sie am Abend vorher die wenigen Gäste, die noch auf Inqaba weilten, gebeten hatte, die Lodge zu verlassen. Aus dringenden persönlichen Gründen, wie sie ihnen gesagt hatte. Als Anreiz hatte sie ihnen jeweils eine Nacht und einen Tag geschenkt. Alle hatten glücklicherweise groÃes Verständnis gezeigt, manche hatten sogar ihre Hilfe angeboten. Geduldig hatte sie die gut gemeinten Fragen beantwortet, und am Ende hatten alle eingewilligt. Die meisten hatten zu ihrer Freude auf der Stelle für das nächste Jahr gebucht. Jetzt würden sie bis auf die Filmleute unter sich sein und mussten auf niemanden Rücksicht nehmen. Die gut gelaunte Gastgeberin zu spielen ging zu diesem Zeitpunkt einfach über ihre Kräfte.
Unvermittelt hörte das Rauschen drauÃen auf. Der Wasserfall verwandelte sich in einen feinen glitzernden Tropfenschleier, bis auch der versiegte und nur noch das leise Platschen zu hören war, mit dem die Nässe von den Blättern fiel.
Jill war wie elektrisiert. »Es hat aufgehört, meine Güte. Das ist ja nicht zu fassen! Wir können los, jetzt sofort! Wir müssen alle zusammenrufen.« Sie griff ihr Handy, gleichzeitig nahm sie einen Bogen Papier vom Tisch und hielt ihn Nils. »Hier habe ich aufgezeichnet, wer in welcher Richtung suchen soll. Wir müssen ständig in Verbindung bleiben â¦Â«
Nils nahm die Zeichnung und studierte sie genau, dann gab er sie zurück. »Erst wird gefrühstückt. Wir gehen nicht mit leerem Magen in den Busch, wer weiÃ, wann wir zurückkehren. Ich werde Rühreier, Speck und Bratkartoffeln bestellen. Für alle.«
Er hob den Hörer vom Festnetztelefon, um Thabili Bescheid zu sagen, dass sie und eine Horde hungriger Ranger in Kürze bei ihr einfallen würden. Beunruhigt legte er den Hörer kurz darauf zurück.
»Das verdammte Ding funktioniert nicht. Entweder sind unsere Leitungen runter, oder eine Verteilerstation wurde getroffen, und die ganze Gegend ist ohne Verbindung.« Er tippte auf
seinem Handy herum. Nachdem er den Empfangsbalken geprüft hatte, steckte er es wieder ein. »Handy-Empfang haben wir auch nicht. Verflucht! Wie sollen wir uns dann untereinander verständigen?«
Jill putzte sich bereits die Zähne. »Per Funk, die neuen Geräte haben eine gröÃere Reichweite«, nuschelte sie am weiÃen Schaum der Zahnpasta vorbei und spuckte dann aus. »Einer von uns wird zu Marina gehen müssen, um sie zu bitten, wieder auf Luca aufzupassen. Unathi hat die Nacht durchgewacht, die muss schlafen. Hoffentlich macht Marina keinen Rückzieher. Luca war gestern ziemlich quengelig. AuÃerdem muss ich mit Kamali reden. Ich will wissen, woher sie kommt und wie sie trotz Umzäunung auf unser Areal geraten ist. Sie muss herübergeklettert oder unter dem Zaun hindurchgekrochen sein. Vielleicht weià sie irgendetwas, was uns mit Kira weiterhelfen wird.«
»Ãber Len Pienaar? Woher sollte sie den kennen?«
»Bevor ich sie nicht gefragt habe, kann ich das nicht sagen. Gib mir ein paar Minuten. Es ist besser, wenn ich allein mit ihr rede, auf Männer reagiert sie momentan mit groÃer Angst.«
Nachdem sie in Rekordzeit geduscht hatten, schmierten sie sich mit Sonnenschutzcreme ein, und Jill zog die Khakiuniform mit dem Inqaba -Emblem an. Die Hosenbeine steckte sie in ihre leichten Buschstiefel. Nils zog T-Shirt und Jeans vor, die er ebenfalls in den Schaft seiner Buschstiefel steckte. Jill knotete die Enden der Bluse in der Taille zusammen, schnappte sich ihren Buschhut, und gemeinsam rannten sie hinüber zum
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