Jenseits von Timbuktu
zwang sich, ihn unverwandt und offen anzusehen, obwohl sie innerlich vor Angst fast durchdrehte. Ihre Anspannung ins Unerträgliche.
Unvermittelt huschte ein verschlagener Ausdruck über Len Pienaars Gesicht, als wäre ihm gerade etwas richtig Schönes eingefallen. Er lächelte Kira an. »He, Kira, komm her!«
Kira jaulte vor Schreck auf und wollte sich hinter Anita verkriechen, die ihre Arme schützend vor ihr ausbreitete, aber es half nichts. Len Pienaar grinste zynisch und war mit wenigen Schritten bei ihnen. Er packte Jills Tochter mit seinem gesunden Arm und zerrte sie mit brutaler Kraft hinter Anitas Rücken hervor. Kira schrie wie am Spieà und wehrte sich mit Händen und FüÃen.
»Hilf mir, Hilfe ⦠Anita!«, schrie die Kleine.
Plötzlich fiel alle Angst von Anita ab, und es blieb ihr nur Wut. Weià glühende, messerscharfe Wut. Mit einem gewaltigen Sprung warf sie sich auf den Gangster und biss ihn in die Hand, trat ihn vor die Schienbeine, kratzte ihn am Hals, schlug immer wieder wie von Sinnen zu.
»Sie gottverdammter ScheiÃkerl«, keuchte sie und biss wieder zu und erreichte, dass er Kira endlich fahren lieÃ, die sich wie ein Wurm an ihr vorbeiwand, um sich hinter ihrem Rücken zu verstecken.
Pienaar aber packte jetzt Anita, warf sie zu Boden und kniete sich auf sie. Seine Hand fand ihre Kehle und drückte zu, dass ihr die Luft wie einem Ballon herausgepresst wurde. Mit den Knien umklammerte er ihre Hüften, sein fetter Bauch drückte ihr den Brustkorb zusammen, nahm ihr den letzten Atem, und sie musste um ihr Leben kämpfen.
Mit beiden Händen stemmte sie sich gegen ihn, grub ihre Finger tief in sein Fett, was eine Grunzexplosion bei ihm auslöste. Mit erschreckender Kraft schloss sich die Hand enger um ihre Kehle. Sie würgte und merkte, wie die Welt um sie herum verschwamm,
wie sich alle Geräusche entfernten, bis ihr Kopf von einem blendend weiÃen Wirbel ausgefüllt wurde.
Zu guter Letzt wurde sie ausgerechnet von Riaan gerettet. Wortlos stürzte er in die Hütte, packte seinen Boss von hinten und zog ihn mit überraschender Leichtigkeit von Anita herunter. »Lass sie, mit der kannst du dich später vergnügen«, knurrte er. »Wenn das andere Balg tatsächlich entkommen ist, sind wir hier nicht mehr sicher. Dem Nächstbesten, den sie antrifft, wird sie alles haarklein erzählen, und dann fliegt hier die ScheiÃe. Wir müssen zurück auf die Farm.«
Anita merkte, wie sich die Finger an ihrer Kehle öffneten. Sie keuchte, der erste Atemzug rasselte in ihrer Brust, aber die Sterne vor ihren Augen verblassten, und mit jedem weiteren Atemzug klärte sich ihre Sicht. Sie sah hoch. Direkt über ihr hingen die rot angelaufenen Hamsterbacken. Pienaar bleckte seine Zähne wie ein Tier.
»Dich krieg ich noch, du ScheiÃschlampe, und Jill Rogges Balg auch«, zischte er, offensichtlich völlig auÃer sich vor Zorn. Mühsam rappelte er sich wieder hoch.
Riaan beobachtete ihn mit einem merkwürdig abfälligen Gesichtsausdruck. »Die Meute von Inqaba ist weg, und ich glaube nicht, dass die so schnell wiederkommen. Trotzdem sollten wir uns überlegen, unser ⦠Lager in die äuÃerste nördliche Spitze von Mauriceâ Farm zu verlegen. Mitten in den Busch ⦠Da wird es gut bewacht, wie du weiÃt.«
Unwirsch brummend stimmte Pienaar zu, und Riaan verschwand ohne ein weiteres Wort. Während Pienaar sich mit seiner gesunden Hand abbürstete, rief er nach Zungu und ratterte dann einige Worte Zulu heraus. Der Zulu nickte und entfernte sich im Laufschritt. Bevor auch Pienaar die Hütte verlieÃ, starrte er Anita gehässig an.
»Bis bald!«, knurrte er drohend. Dann bückte er sich und kroch auf allen vieren durch die Türöffnung.
Anita stemmte sich vorsichtig hoch. Ihr Hals tat ziemlich weh, und in ihrer Brust stach es, was sie befürchten lieÃ, dass Pienaar ihr mit dem Knie eine Rippe gebrochen hatte. Aber sicher war sie sich da nicht. Pienaars Hinterteil verschwand, und das Rinderfell fiel raschelnd zurück an ihren Platz, die Kürbiskiste allerdings wurde nicht wieder davorgeschoben. Pienaars grobe Stimme war zu hören. Er befahl seinen Leuten, sich vor der Hütte zu postieren. Mit ihren Waffen. Ein Entkommen war illusorisch geworden.
Sie rieb sich ihre gequetschte Kehle. Es war innerhalb kürzester Zeit das
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