Jenseits von Timbuktu
östliche Grenze und ziehe alle Ranger nach und nach an der Westgrenze zusammen. Das ist ohnehin besser, weil sowieso zu viele Leute zu Fuà im Busch unterwegs sind. Die Tiere sind eigentlich nur an Safariwagen gewöhnt, sie werden unruhig. Ich glaube, sie riechen, dass etwas nicht in Ordnung ist. AuÃerdem werden sie die Schüsse gehört haben. Philani sagt, er könne die Elefanten trompeten hören und sie klängen aufgeregt. Kein Wunder. Schüsse versetzen sie immer in Panik. Wir können es nicht riskieren, dass sie randalierend durchs Reservat ziehen. Die Folgen wären einfach zu schrecklich.«
Und wenn Kira dazwischengerät, will ich nicht mehr weiterleben, durchfuhr es sie, aber sie rief sich sofort wieder zur Ordnung.
Hinter ihr brach eine GroÃfamilie Impala aus dem Busch und floh mit allen Anzeichen von Kopflosigkeit Haken schlagend in südliche Richtung und sorgte so für nachhaltige Ablenkung. »Ich leg jetzt auf und funke alle an. Wo seid ihr?«
»Kurz vor Lias Farm. Wir fahren an der Grenze von Mortimers Farm den Weg entlang, den vermutlich Kira mit Lucy gegangen ist. Vielleicht entdecken wir etwas, was ihr übersehen habt.«
»Sei vorsichtig«, sagte Jill und beendete das Gespräch.
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Nils sah sie vor sich, wie sie mit Musa und Wilson durch den Busch marschierte, immer darauf gefasst, ohne Vorwarnung einem Raubtier, tierischer oder menschlicher Art, gegenüberzustehen. Er umklammerte das Mobiltelefon, musste mit einer plötzlichen Vorahnung kämpfen, wollte ihr noch sagen, dass er sie liebe und ohne sie nicht sein könne, aber auf seiner Fahrbahn kam ihm gerade ein uralter Lieferwagen mit einem grinsenden Inder hinter der verschmierten Windschutzscheibe entgegen. Er reagierte automatisch, riss das Steuer herum und fuhr über die unebene Grasnarbe, die die StraÃe begrenzte. Der Wagen schleuderte und bockte unter seiner Hand. Der Inder winkte fröhlich und raste vorbei, immer noch auf der falschen StraÃenseite. Offenbar war er sich überhaupt nicht bewusst, dass er nur durch Nilsâ schnelle Reaktion gerade eben einem Frontalzusammenstoà entkommen war.
»Vollidiot!«, brüllte Nils. Er lenkte zurück auf die StraÃe und schaute hinüber zu Dirk, der beim Ausweichmanöver gegen den Seitenstreben geknallt war. »Alles noch dran bei dir? Kopf noch heil?«
»Geht schon.« Dirk rieb sich mit einer Grimasse den Kopf und bückte sich, um sein Mobiltelefon aufzuheben, das ihm aus der Hand gefallen war. Er hatte Anitas Anschluss zum x-ten Mal gewählt, und jedes Mal hatte er sich die blecherne Frauenstimme anhören müssen, die ihm mitteilte, dass der Teilnehmer sich
nicht melde. »Immer noch nichts«, knurrte er. Am liebsten hätte er das Teil aus dem Fenster geworfen. »Ich ruf jetzt die Polizei an und melde sie als vermisst.« Wie immer sprach er Deutsch mit seinem Freund.
Er wählte die Nummer, die er bereits am Tag zuvor eingespeichert hatte. Es klingelte. Er setzte sich unwillkürlich gerade hin. Eine Frau meldete sich als Constable Mabena. »Ich möchte eine Person als vermisst melden â¦Â«, begann er.
»Einen Moment«, unterbrach sie ihn.
Es klapperte, dass es ihm in den Ohren wehtat. Vermutlich hatte sie den Hörer auf den Tisch gelegt, der jetzt jedes Geräusch auf der Polizeiwache einfing. Barsche Stimmen, das Kreischen einer Frau, das Klingeln von Telefonen und das Knallen von Türen. Offenbar herrschte dort ein reger Publikumsverkehr. Kochend vor Ungeduld wartete er. Es knackte, dann das Zirpen eines südafrikanischen Telefonanschlusses, und kurz darauf meldete sich eine weitere Frau, dieses Mal mit dem Rang eines Inspectors. Wieder erklärte er ihr sein Anliegen.
Ob er eine Entführung melden wolle, fragte sie sofort, und als er das verneinte und sich bemühte, die Umstände zu erklären, beschied sie ihm, dass er in diesem Fall persönlich auf die Polizeiwache kommen müsse. Ohne auf eine Antwort zu warten, legte die Frau auf. Frustriert schaltete Dirk sein Handy aus.
»Und?«, fragte Nils.
Dirk zuckte die Schultern. »Ich muss persönlich antanzen.«
Nils konzentrierte sich für eine Weile schweigend auf die StraÃe. »Dich hatâs erwischt, oder?« Er riskierte einen kurzen Seitenblick auf Dirk. »Du hast dich in Anita Carvalho verliebt.« Es war keine Frage.
»Ach, ich mag sie â¦Â«,
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