Jenseits von Timbuktu
von Minute zu Minute heiÃer. Anita lief der Schweià aus den Haaren, ihre Kleidung war durchfeuchtet, und sie hatte brennenden Durst. Auch Kira fühlte sich nass an. Den anderen Kindern schien es nicht anders zu gehen. Einige lehnten stumm an der Wagenwand, andere hatten sich einfach auf den harten Boden gelegt. Die Luft war zum Schneiden dick, es roch nach ungewaschenen Körpern und Urin. Offenbar hatte Pienaar den Wagen lange nicht reinigen lassen, und wer wusste schon, was er vor ihnen darin transportiert hatte. Anita atmete nur oberflächlich, nur durch den Mund, aber das brachte keine Erleichterung. SchlieÃlich stemmte sie sich auf die Beine und trat gegen die Seitenwand.
»He, wir wollen hier raus. Wir verdursten!« In Gedanken fügte sie jedes Schimpfwort hinzu, das ihr einfiel. Jedes. Keines würde sie jemals in den Mund nehmen, aber allein daran zu denken tat gut.
»Klappe!«, brüllte Pienaar, offenbar bis zur WeiÃglut gereizt.
»Sonst lass ich euch den ganzen Tag da drinnen, bis ihr gar geschmort seid!«
Meist konnte sie ihr Temperament im Zaum halten, aber jetzt explodierte sie in einem dieser Wutanfälle, deren sie nicht mit Vernunft und Besonnenheit Herr werden konnte. Besinnungslos vor Zorn trat sie mit den FüÃen gegen die Wand, trommelte mit den Fäusten und schrie, dass sie rauswolle. Jetzt, auf der Stelle!
Und es zeigte Wirkung. Die Tür wurde aufgeschoben, und Len Pienaar stand breitbeinig in der Ãffnung. »Raus!«, knurrte er mit einer Handbewegung. Sein Gesicht war rot angelaufen.
Anita lieà die Kinder vor, die vor Erleichterung übereinanderpurzelten. AnschlieÃend sprang sie von der Ladefläche auf den sonnenheiÃen Betonboden. Spitze Steinchen bohrten sich in ihre nackten FuÃsohlen, was ihr einen Schmerzenslaut entlockte. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihre Sandalen verloren hatte. Vielleicht lagen sie noch in Tikis Hütte. Sie biss die Zähne zusammen, hob Kira herunter und betrachtete besorgt deren Bein. Der Knöchel war bläulich angeschwollen. Es war klar, dass der Kleinen jeder Schritt wehtun musste.
Als sie den Mädchen folgen wollte, die von Zungu in den Hof geführt wurden, in dem sie anfänglich gefangen gehalten worden waren, hielt Pienaar sie mit einem äuÃerst schmerzhaften Griff am Arm zurück.
»Und dich habe ich langsam satt! Du machst mir die Kinder völlig verrückt. Das kann ich nicht zulassen, und deswegen machen wir zwei beide jetzt einen Spaziergang, und Jill Rogges Kleine bleibt hier. Setz sie ab! Sofort, sonst gibtâs Ãrger!«
Anita rührte sich nicht und hielt Kira fest im Arm. »Ich lass sie nicht allein.«
»Doch, das wirst du, und zwar plötzlich.« Die Finger an ihrem Oberarm schlossen sich wie ein Schraubstock, und irgendwie presste er dabei auf einen Nerv, jedenfalls fiel ihr Arm kraftlos
herunter, und Kira glitt ihr aus den Armen. Die Kleine kam mit beiden Beinen auf und schrie vor Schmerz auf. Als Anita sich vorbeugte, um sie wieder hochzuheben, gab Pienaar ihr einen StoÃ.
»Vorwärts, hier entlang, Lady. Links herum und dann immer hübsch geradeaus.« Mit einem unangenehmen Zähneblecken winkte er Riaan heran, der die schreiend um sich tretende Kira hochhob und mit ihr im Hof verschwand.
»Lass dir nichts gefallen, Kleines, ich bin bald wieder da!«, schrie ihr Anita nach und erhielt von Pienaar dafür einen groben Schlag in den Rücken.
»Klappe, du Schlampe«, fuhr er sie an.
Anita drehte sich zu ihm um und lächelte das arroganteste, provozierendste Lächeln, das sie fertigbrachte. Lächelte noch breiter, als sie sah, wie ihn das ärgerte. Gleichzeitig war sie erstaunt über ihren eigenen Mut. Es half ihr, nicht zu zeigen, wie verzweifelt sie in Wirklichkeit war. Welche Angst sie um Kira und die anderen Mädchen verspürte. Sie war erwachsen, sie konnte sich bis zu einem gewissen Grad körperlich wehren, nicht immer erfolgreich, aber immerhin. Kira und die Mädchen waren diesen Kerlen restlos ausgeliefert. Ein FuÃtritt oder ein Schlag würde genügen, eines der Kinder schwer zu verletzen. Es war gut möglich, dass sich Kira den Knöchel gebrochen oder eine Sehne gerissen hatte. Somit saà sie in der Falle. Zumindest war es in ihrem Zustand ausgeschlossen, dass sie noch einmal weglaufen konnte.
»Da hinein«, befahl Pienaar hinter ihr.
Anita meinte, dass sie nicht viel
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