Jenseits von Timbuktu
überwachsene Kuppe zu durchsuchen. Er hob eine Hand, mit der anderen nahm er seine Spiegelbrille ab. »Was war das?« Angespannt horchte er in den Busch.
Jill lauschte ebenfalls, schüttelte dann aber den Kopf. »Ich kann nichts hören â¦Â«
»Da! Da warâs wieder.«
Und dann hörte sie es auch. »Schüsse! Himmelherrgott, wer schieÃt da?« Blitzschnell aktivierte sie das Funkgerät und schrie ins Mikrofon. »Wer hat da geschossen? Philani, Mark, meldet euch. Ist da jemand wahnsinnig geworden? Wo seid ihr?«
Das Gerät krächzte los. Eine hechelnde Männerstimme drang durch, war aber weitgehend unverständlich.
»Mark«, rief Jill. »Was und wo?«
»Automatische Gewehre, könnten Kalaschnikows sein«, stieà der Ranger stoÃweise hervor. »Ziemlich ⦠weit entfernt, an der nordöstlichen Grenze ⦠niemand von uns ⦠Wir melden uns ⦠Over and out!«
Jill war blass geworden, SchweiÃperlen standen ihr auf der Stirn. »Wilderer. Nicht auch das noch.« Entsetzt starrte sie Wilson und Musa an und wünschte sich inbrünstig, Nils wäre statt ihrer hier, so gut und zuverlässig die beiden Männer auch waren. Sie brauchte ihren Mann. Mit fliegenden Händen zog sie ihr Handy hervor und prüfte das Display. Als sie zwei flackernde
Empfangsbalken entdeckte, machte ihr Herz einen Satz, und sie drückte die Kurzwahl für Nils.
Als er antwortete, meldete sie sich, wurde aber sofort von atmosphärischem Knattern unterbrochen und musste mehrmals seinen Namen rufen, aber irgendwann kapierte er, dass sie dran war.
»Wir haben offenbar Wilderer hier«, schrie sie in den Hörer. »An der nordöstlichen Grenze. Mark hat Schüsse gehört und sagt, es sind Kalaschnikows ⦠! Ziemlich weit entfernt. Er ist mit Philani in der Nähe der nordwestlichen Grenze â¦Sie haben die Quads genommen.«
Seine Antwort kam nur zerhackt bei ihr an. »⦠nicht verrückt machen â¦Â«, verstand sie, und es klang, als würde er beten. Der Rest wurde von starkem Rauschen verschluckt.
»Verrückt machen lassen? Hast du das gesagt? Darum gehtâs nicht. Ich werde meinen Nervenzusammenbruch auf heute Abend verschieben, darauf kannst du dich verlassen. Unsere Leute sind über das gesamte Gelände verstreut. Immer nur zu zweit, und zwei Mann können es unmöglich mit den Wilderern allein aufnehmen. Entweder wir brechen die Suche nach Kira ab und jagen diese Mistkerle, oder wir nehmen in Kauf, dass sie sich auf Inqaba einnisten. Die sind völlig skrupellos. Es könnte Tote geben, wie kürzlich bei van Deventers im Ukuthula-Reservat.«
Knistern, heftiges Atmen, das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos. Dann drang seine Stimme wieder durch. »Und wenn Kira irgendwo da oben ist? Unwahrscheinlich, weil es zu weit von Lias Farm entfernt ist, ich weiÃ, aber es könnte doch sein â¦Â«
Jill verfiel in entsetztes Schweigen.
»Sie sind in der nordöstlichen Ecke, sagst du.« Es war keine Frage. Nils schwieg, und Jill vernahm nur das Knacken und Rauschen einer schlechten Verbindung, aber plötzlich wusste sie, was er dachte, und ihr wurde kalt.
»Du meinst, es sind keine Wilderer, sondern dass Pienaar etwas damit zu tun hat? Auf Inqaba ? Warum?«
Die Leitung kreuzte sich anscheinend mit einer anderen. Im Hintergrund konnte sie zwei Frauen in schnellem Zulu schwatzen und lachen hören. Sie blendete die Stimmen aus und wiederholte ihre Frage lauter.
»Keine Ahnung. Aber wir müssen damit rechnen â¦Verdammt!« , brüllte er unvermittelt. »Entschuldige, Honey.«
Sie fühlte sich völlig hilflos. »Was sollen wir tun? Die Polizei alarmieren?«
»Nein, bloà nicht. Das sind alles schieÃwütige Cowboys. Kannst du dir das Geballere vorstellen? Du weiÃt doch, was Südafrikas Polizeipräsident gesagt hat: SchieÃt erst und seht hinterher nach, ob es einer der Bösen war. Das ist eine ganz offizielle Anweisung. Kollateralschaden wird mit eingerechnet.«
Kollateralschaden, dachte Jill. Meine Kira. Herrgott, ich halte das nicht mehr länger durch. Es stieg ihr heià die Kehle hoch, ihr Herz flatterte, aber sie hielt es aus. Einen seelischen Zusammenbruch konnte sie sich jetzt nicht leisten. Sie musste eine Entscheidung treffen.
»Ich schickte alle drei Wildererpatrouillen an die
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