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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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ihre Freilassung, und da gab es niemanden mehr, der sie auslösen würde.
    Zu ihrer großen Überraschung tauchte gerade jetzt Dirk Konrads sonnengebräuntes Gesicht vor ihr auf. Er war attraktiv, gefährlich attraktiv mit seinen blauen Augen, dem schwarzem Haar und dem trägen Lächeln. Dirk Konrad, der einsame Wolf, der Nomade, der aus einer großen Reisetasche lebte, darin nur eine Hose zum Wechseln hatte, und der nirgendwo länger blieb, als der Film dauerte, den er gerade drehte. Der, wie Nils in einem Nebensatz bemerkt hatte, stets auf der Stelle das Weite suchte, wenn eine Frau zu anhänglich wurde. Kein Mann, auf den man seine Zukunft bauen sollte. Warum aber hatte sie dieses merkwürdige Gefühl, am Ziel zu sein, gefunden zu haben, was sie suchte?
    Das muss damit zusammenhängen, dass ein Mann wie Len Pienaar mich in diesem fensterlosen Kasten einsperren und mit mir machen kann, was er will, ging es ihr durch den Kopf, und weil ich furchtbare Angst vor dem habe, was das sein wird. Dass ich jeden Gedanken daran verdränge, weil es mich sonst zerreißt, und dass ich nicht sicher sein kann, wer von uns heute Abend noch lebt. Ich habe eine Scheißangst, dachte sie, und klammere mich an jeden Strohhalm, auch an einen, der so schwankend ist wie Dirk Konrad.
    Zungu und Africa hatten begonnen, die Mädchen eines nach dem anderen in den Lieferwagen zu heben. Als auch Kira drinnen war, schoben sie die quietschende Tür zu, und mit einem Schlag herrschte dichte Dunkelheit im Inneren. Vor Anitas
Augen tanzten Flecken, nur langsam schälten sich die Kindergesichter aus dem tiefen Schatten und nahmen nach und nach Konturen an. Schnell zählte sie die Mädchen durch. Dreizehn. Alle waren da, und wieder krochen die Kleinen Hilfe und Schutz suchend in ihre Arme, Kira allen voran. Sie drückte die warmen Leiber an sich und genoss für diesen kurzen Augenblick jene Illusion von Sicherheit, die menschliche Wärme mit sich brachte.
    Â»Kira, was ist passiert?«, fragte sie in die Dunkelheit. »Wo haben sie dich gefunden?«
    Â»Ich bin unter Inqabas Zaun durchgekrochen. Hyänen hatten ein großes Loch gegraben, es war ganz leicht. Dann bin ich losgelaufen, aber irgendwann bin ich gestolpert und umgeknickt. Dann hat mein Knöchel so wehgetan, dass ich nur noch humpeln konnte. Später bin ich wieder gestolpert, und mein Fuß hat noch mehr wehgetan. Ich habe mich auf einen Stein gesetzt und überlegt, was ich tun soll – und da haben sie mich entdeckt. Schweinekerle!« Sie zog trotzig die Nase hoch, konnte aber nicht verhindern, dass es wie ein Schluchzer klang.
    Wenn ich je ein Kind haben sollte, dachte Anita, dann, lieber Gott, mache, dass es ein Mädchen wie Kira sein wird. Sie umschlang die Kleine liebevoll und überlegte, wie weit sie bei Len Pienaar gehen konnte, ohne dass sie eine Gewaltorgie auslöste. Wie lange sie ihn reizen musste, bis er einen Fehler machte. Einen einzigen Fehler, der es ihr und den Mädchen ermöglichte zu fliehen. Ein Tanz mit dem Teufel, Jeder Schritt konnte zu einer Katastrophe führen.
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Sanft machte sie sich von Kira frei und kroch, leise Entschuldigungen murmelnd, bis zur Wand, die die Fahrerkabine abtrennte. Mit aller Kraft hämmerte sie mit der Faust dagegen.
    Â»Wohin bringt ihr uns?«, schrie sie, so laut sie konnte, um die Fahrtgeräusche zu übertönen. Niemand antwortete. Sie trommelte
abermals gegen die Blechwand, aber wieder ohne Erfolg. Entmutigt ließ sie sich zurückfallen.
    Â»Wir fahren zurück auf die Löwenfarm«, flüsterte Nyasha. »Ich habe gehört, wie Africa das zu seiner Frau gesagt hat.«
    Der Wagen flog über eine Schotterstraße, knallte in Schlaglöcher, schleuderte um Kurven. Anita gab ihr Vorhaben fürs Erste auf und kroch zu den Mädchen zurück. Sie hatte genug damit zu tun, sie und sich selbst davor zu schützen, von einer Wagenwand gegen die andere geschmettert zu werden.
    Irgendwann stoppte der Lieferwagen abrupt. Anita und die Kinder wurden nach vorn geworfen und dann wieder nach hinten, und dann stand das Auto. Die Kinder richteten sich auf und warteten darauf, dass die Autotür geöffnet und frische Luft und Licht hereingelassen würde, aber für lange Zeit geschah gar nichts, außer dass Pienaar zu hören war, der mit irgendjemandem am Telefon redete.
    Im Lieferwagen wurde es

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