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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Hintergrund. Der Pascha, ein sehr großes Tier mit prachtvoller schwarzer Mähne, stolzierte vor dem vergitterten Tor auf und ab und brüllte gelegentlich, um alle daran zu erinnern, wer hier der König war.
    Zungu rief den Tieren etwas zu und schleuderte dann ein Stück Fleisch über den Zaun und gleich danach ein zweites. Allerdings hatte er sich verschätzt, und beide verfingen sich weit oben in den Stacheln der Natodrahtrolle. Eines blieb auf der Hofseite hängen, das andere baumelte zwar zum Teil ins Gehege, aber so hoch, dass selbst der Pascha es nicht sofort erreichen konnte. Er sprang hoch, schlug mit einer Pranke danach, berührte dabei den elektrischen Zaun und brüllte vor Schmerz auf. Er griff erneut an, bekam wieder einen Schlag, brüllte lauter, gebärdete sich wie wahnsinnig und attackierte den vermeintlichen Feind immer wieder, bis er mit einer Kralle das Fleisch erreichte und es zu sich herunterzog.
    Sofort stürzten sich die übrigen Löwen mit gefletschten Zähnen darauf. Die Luft vibrierte vom Knurren und Jaulen des Rudels, aber der Pascha verteidigte seine Beute mit gewaltigen Prankenhieben. Das Fleischstück mit den Vorderpranken haltend, kaute er es mürbe und verschlang es anschließend.
    Pienaar tobte. »Passt doch auf, ihr verblödeten Kaffern! Wir hätten euch damals alle auf den Grill schmeißen sollen … oder euch das Fliegen beigebracht haben … aus dem Hubschrauber …« Er breitete die Arme aus und imitierte einen Vogel. »Rums, bis auf die Erde …« Damit setzte die Flasche abermals an, trank und wischte sich den Mund ab. »Du …« Er zeigte mit der Flasche auf Zungu. »Du kletterst jetzt da hoch, holst das Fleischstück zurück und wirfst es den Löwen zu. Shesha! Klettern könnt ihr doch alle … wie eure Ahnen, die Paviane.« Er lachte »Also rauf da!«

    Zungu stand stockstill da und starrte Usathane unter gesenkten Brauen an. Anita hielt den Atem an. Knisternde Spannung lag in der Luft. Der Ausdruck von Zungus tief liegenden schwarzen Augen und die geballten Fäuste ließen Anita befürchten, dass seine Wut auf den Buren jede Sekunde in Gewalttätigkeit explodieren konnte. Pienaar allerdings schien das nicht zu bemerken. Er soff ungerührt weiter.
    Jacob stieß ein Wort hervor, worauf Zungu nickte und ebenso kurz antwortete. Offenbar für Pienaar unverständlich, denn der schrie ihn an, er solle eine anständige Sprache sprechen, nicht so ein Paviangeschnatter. »Obwohl, was soll man von Pavianen anderes erwarten«, röhrte er und lachte dröhnend.
    Jacobs Augen glühten auf. Er bückte sich und warf Pienaar eine Handvoll blutiger Darmschlingen ins Gesicht, dass dieser vorübergehend geblendet war, und sprang brüllend auf ihn los. Aber Pienaar, über und über mit Kudublut besudelt, schien schlagartig nüchtern geworden zu sein. Blitzschnell hatte er seine Pistole in der Hand und bleckte die Zähne. »An die Arbeit!«, befahl er. Die Hand, mit der er die Pistole hielt, bewegte sich nicht um einen Millimeter. Absolut ruhig zielte der Lauf auf Jacobs Kopf.
    Die beiden Männer wechselten einen kurzen Blick  – Anita nahm gar nicht richtig wahr, was vor sich ging, so schnell passierte es  –, und in der nächsten Sekunde lag Pienaar in der Kudublutpfütze. Seine Waffe rutschte über den Betonboden in den Schlagschatten.
    Zungu zögerte eine Sekunde und machte Anstalten, die Pistole zu suchen, gab dann aber auf, und folgte Jacob, der die Tür zum Vorplatz aufgerissen hatte. Die Außentür knarrte, und beide waren weg, bevor Pienaar sich aufgerappelt hatte.
    Wieder auf den Beinen, schwankte er bedrohlich. Sein blutverschmiertes Hemd hing offen, der Regen strömte an ihm herunter. Wütende Blicke um sich werfend, holte er mit der Flasche
weit aus, wohl um sie an die Wand zu werfen. Er verlor dabei fast die Balance und überlegte es sich dann offensichtlich anders. Er trank sie erst leer, bevor er sie an die Wand schleuderte, wo sie mit einem Knall zerbarst. Ein Splitterregen rieselte auf ihn herunter. Er brüllte, die Löwen brüllten. Das Chaos war perfekt, und Anitas Angstpegel stieg in ungeahnte Höhen.
    Von irgendwo im Busch war Motorengeräusch zu hören. Vermutlich von einem Quad, dachte Anita. Das machte Sinn, weil die dicken Ballonreifen dieses Gefährts besonders gut

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