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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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für holprige Buschpisten geeignet waren. Der Motor wurde ausgeschaltet, und kurz darauf stürmte Maurice mit fliegenden Hemdzipfeln in den Scheinweferkegel und sah sich Len Pienaar gegenüber, der blutverschmiert auf einem rot glitzernden Splitterteppich vor dem Kadaver des Kudus stand und ihn anstierte.
    Â»Was zum Teufel ist mit meinen Löwen los?«, schrie Maurice und tänzelte vor Pienaar herum, dabei landete er mit einem Schuh in der Blutlache, schien es aber nicht zu bemerken.
    Pienaar grinste ihn an. »Na, sieh einer an, hoher Besuch! Lias Söhnchen! Reg dich ab, Kleiner. Die Löwen sind hungrig, wie du siehst. Das ist alles. Vielleicht sollte ich mal das Tor öffnen und sie rauslassen, damit sie ihr Abendbrot bekommen? Obwohl du ja eigentlich viel zu dünn für einen wirklich leckeren Happen bist.« Er legte mit bösartig gebleckten Zähnen eine Hand auf den großen Kippschalter, der in der Außenwand des Anbaus eingelassen war.
    Â»Lass den Scheiß«, sagte Maurice mit unbehaglichem Blick auf die Raubkatzen, die hinter dem Gitter auf und ab strichen und ihn mit kalten Augen fixierten.
    Pienaar lachte. Ein Geräusch, das Anita alle Haare zu Berge stehen ließ. Trotzdem nahm sie allen Mut zusammen und legte den Mund an den Fensterspalt. »Maurice«, schrie sie. »Du Mistkerl, hol mich hier raus! Du kannst doch nicht zulassen, dass dieser Teufel die Mädchen und mich … und Kira …«

    Â»Ruhe!«, röhrte Len Pienaar und war mit wenigen Schritten am Fenster, bemerkte den Spalt und Anitas Gesicht dahinter und schrie nach Zungu. »Mach das Fenster dicht, damit dieses Weib da drinnen endlich Ruhe gibt!« Aber Zungu erschien nicht, obwohl er noch einige Male aufgebracht nach ihm brüllte. »Verfluchte Kaffern. Immer verdrücken sie sich, wenn man sie braucht.« Er schwang herum und musterte Maurice. »Mach du das mal«, knurrte er ihn an, und als dieser zögerte, holte er wie zum Schlag aus. »Mach schon, Kleiner, sonst kannst du was erleben!«
    Maurice verzog das Gesicht und wollte wohl etwas erwidern, schluckte es aber angesichts des rot angelaufenen, wutverzerrten Gesichts des Buren herunter. Er trollte sich in den Anbau, kehrte kurz darauf mit Hammer und Nagel zurück und machte sich an die Arbeit.
    Die Hammerschläge dröhnten in Anitas Kopf, klangen als würde er die Nägel zu ihrem Sarg ins Holz treiben. Sie schrie ihn an, aufzuhören und sie herauszulassen. Schrie ihn an, dass die Kinder im Hof zurückgeblieben seien, dass er sie retten müsse. Dabei zerrte sie heftig an dem Sackleinen, sodass es an mehreren Stellen um die Nägel herum wieder einriss. Sie presste ihr Gesicht in den entstandenen Spalt und starrte ihm mit glühendem Hass in die Augen.
    Â»Du gehörst zu meiner Familie, wie kannst du das tun? Deine Mutter ist meine Schwester …!«
    Ã„ußerlich nur mit einem Zittern der Unterlippe darauf reagierend, reparierte Maurice mit fliegenden Fingern den Schaden und vermied dabei geflissentlich, sie anzusehen. Schließlich trat er zurück, und Pienaar kam näher, um seine Arbeit zu begutachten. Misstrauisch zupfte er hier und da an dem Leinen, fand aber kein weiteres Loch. Der Grund dafür war, dass Anita auf der anderen Seite kräftig dagegendrückte, damit er nicht merkte, dass Maurice die größte Lücke nicht gefunden hatte.

    Â»Sieh noch einmal genau nach, ob es noch ein Loch gibt, und danach mach das Licht da drinnen aus. Elektrizität ist teuer …« knurrte er. »Weiber. Nichts als Ärger.«
    Maurice tat schweigend, was er ihm befohlen hatte und fand tatsächlich den Riss, den Anita schon so weit aufgebohrt hatte, dass sie ihn dadurch anfunkeln konnte. Er nagelte die letzte Ecke des Sackvorhangs vor ihrem Gesicht fest. Dann schaltete er das Licht aus.
    Noch vom Lampenlicht geblendet, stand Anita unvermittelt in tiefster Dunkelheit. Erst allmählich gewann sie ihre Nachtsicht zurück und wurde gewahr, dass durch die vergitterte Öffnung unter dem Dach schwaches Mondlicht in ihr Gefängnis tröpfelte. »Maurice, komm her, verdammt!«, kreischte sie, halb von Sinnen vor Angst. Lass mich nicht zurück … nicht mit diesem Schwein …«
    Stille antwortete ihr, und dann startete ein Motor. Das Geräusch wurde immer leiser, bis sie es nicht mehr hören konnte. Sie war mit Usathane allein.
    Sekundenlang

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