Jenseits von Timbuktu
Pistole, der Panga steckte in seinem Gürtel.
»Ich gehe als Erster«, flüsterte er. »Dafür bezahlen Sie mich. Leuchtet das Haus an.« Lautlos bewegte er sich schrittweise voran.
Die Pistole hielt er mit beiden Händen gepackt, der Lauf war auf den Boden gerichtet.
Die anderen folgten ihm. Die Kegel ihrer Scheinwerfer glitten über die Eingangstür. Sie war geschlossen, aber die rostigen Metallbolzen auf der AuÃenseite waren zurückgezogen. Wilson stoppte die drei mit erhobener Hand und deutete schweigend auf die mit Regenwasser gefüllten FuÃspuren, die zur Tür führten. Spuren von kleinen FüÃen, vielen kleinen FüÃen, überlagert mit Stiefelabdrücken, die mindestens GröÃe 48 hatten. Jill wurde schwindelig.
Irgendwo im Busch flötete ein einsamer Baumfrosch. Sonst regte sich nichts, selbst das Rauschen des Regens hatte nachgelassen. Wilson schlich lautlos weiter. Dann drehte er sich um, legte einen Finger an die Lippen und bedeutete Jill mimisch, sich mit Dirk in den Busch zurückzuziehen. Nils und er bauten sich rechts und links der Tür auf. Eine Kröte krabbelte schwerfällig aus dem gröÃten der FuÃabdrücke, in dem sie es sich bequem gemacht hatte, und hüpfte ein paar Sätze zur Seite, wo sie im Gras sitzen blieb und sie aus gold umrandeten Augen beobachtete.
»Halt deinen Panga bereit«, flüsterte Wilson, während er mit der linken Hand sachte den Griff packte und die Tür nach innen schob. Das Knarren, mit dem sie nachgab, hallte wie das Krachen eines einstürzenden Hauses durch die Dunkelheit. Alle hielten die Luft an.
Wilson hob gerade einen FuÃ, um über die Schwelle zu treten, als ein Mann mit nacktem Oberkörper und einer Maschinenpistole in der Hand wild brüllend aus dem dunklen Raum hervorbrach. Er nutzte das Ãberraschungsmoment und stieà den Bodyguard zur Seite und schoss dabei mehrmals auf ihn. Offenbar aber wurde er von den Scheinwerfern geblendet und traf glücklicherweise nicht.
Bevor Wilson wieder auf die Beine kam und sich die Ãbrigen
von ihrem Schreck erholt hatten, war der Mann hinter dem Regendunst im Busch verschwunden. »Soll ich hinter ihm her?« Wilson hielt die Pistole in der Faust. Mordlust funkelte in seinen in den Augen.
Nils, der sich aus der Schusslinie geworfen hatte, schüttelte den Kopf. »Bringt nichts, denke ich. Erst müssen wir nachsehen, ob sich sonst noch jemand da drinnen aufhält. Jill, bleib, wo du bist. Du auch, Dirk«, befahl er. »Wilson, gib mir Feuerschutz.« Mit schussbereiter Waffe erreichte er in wenigen Schritten die Tür, stieà sie vollends auf, streckte den Kopf in den Raum.
Jill war bis zur Schmerzgrenze angespannt und spürte das Vibrieren ihres Handys anfänglich nicht, aber der Anrufer war hartnäckig. Endlich merkte sie es, zögerte kurz, legte aber dann Panga und Scheinwerfer auf den Boden und zog das Telefon hervor. Es mit einer Hand vor dem Regen schützend, drückte sie die grüne Taste und meldete sich flüsternd.
»Ja? Philani? Nein, noch haben wir sie nicht â¦Â« Sie hielt eine Hand vor die Muschel, umklammerte das Handy dabei so fest, dass ihre Finger ganz blutleer gepresst wurden. »Okay«, unterbrach sie ihren Ranger. »Teile genügend Leute ein, die dort die Wilderer-Schutztruppe unterstützen. Der Rest soll zurück zum Haupthaus kommen. Lasst euch etwas zu essen bringen â¦Â« Sie lauschte mit gesenktem Kopf. »Danke, das ist gut zu wissen«, flüsterte sie schlieÃlich mit brüchiger Stimme und legte auf.
Durch den Regen sah sie, dass Nils auf der Türschwelle stand und jetzt in das Innere des Hauses leuchtete. Der Lichtstrahl huschte gespenstisch hin und her, erkennen konnte sie von ihrer Position aus nichts. Vor Spannung biss sie sich auf die Unterlippe, bis der Eisengeschmack von Blut ihren Mund füllte. Die Kinder waren offensichtlich hier gewesen. Einer oder mehrere Erwachsene ebenfalls, Männer, der GröÃe der FuÃabdrücke nach zu urteilen. Was würden sie finden?
Ihr Herzschlag zählte die Sekunden, die sich zu Stunden zu
dehnen schienen, während Dirk mit gesenktem Kopf ergeben wie ein zum Tode Verurteilter auf das Kitzeln des Fallbeils in seinem Nacken wartete.
Aber es passierte nichts. Nilsâ Blick folgte dem wandernden Lichtkegel. Ãber die ungetünchten Wände und dann über den von Rissen
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