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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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»Das sind Nyasha und Chipi und Chipo …« Mit dem Finger deutete sie auf jedes der Mädchen, und jedes quittierte die Nennung seines Namens mit einem schüchternem Lächeln. Auch sie verströmten einen intensiven Kloakengeruch.
    Wilsons schneeweiße Zähne blitzten in der Dunkelheit. »Eh, Boss, Happy Day, was?«, stammelte er und wischte sich mit dem Handrücken über die nassen Augen. »Yebo, ein glücklicher Tag!«
    Â»Ein sehr glücklicher Tag«, sagte Nils und rang um Fassung. Als er wieder dazu imstande war, zog er sein Handy hervor. »Ich rufe Jonas an, er wartet auf Nachricht«, murmelte er und wählte dann Jonas’ Handynummer. Jonas meldete sich.
    Â»Wir haben sie gefunden …« Weiter kam Nils nicht.
    Der Jubelschrei des Zulu schallte aus dem Hörer. »Ist sie okay?« war seine erste Frage.
    Nils warf einen lächelnden Blick auf seine Tochter. »Sie ist furchtbar schmutzig und riecht ehrlich gesagt nicht besonders gut, aber ja, sie ist okay.«
    Â»Ich hab Hunger«, rief Kira so laut, dass Jonas es verstand.
    Â»Ich sag Thabili sofort, dass sie alle ihre Lieblingsessen kochen muss.« Die Stimme des Zulus war rau vor Rührung.

    Â»Jonas, wir haben hier …« Nils zählte die Kinder schnell durch. »Wir haben aber weitere zwölf Kinder. Alles Mädchen, soweit ich sehen kann, und die brauchen Hilfe …«
    Jonas unterbrach ihn. »Soll ich die Jugendbehörde …?«
    Â»Jetzt noch nicht«, schnitt ihm Nils das Wort ab. »Wir bringen sie nach Inqaba , aber dazu brauchen wir noch einen Wagen. Schick Philani mit dem Landrover her, und dann ruf Thandi Kunene an und bitte sie, sofort auf die Farm zu kommen, um die Mädchen zu untersuchen. Ich glaube, sie werden zu ihr mehr Vertrauen haben als zu Jackie Harrison. Außerdem ist Jackies Zulu jämmerlich. Wenn Thandi vor uns ankommt, möchte sie sich in der Zwischenzeit bitte Luca ansehen.«
    Â»Wird gemacht«, sagte Jonas und legte auf.
    Â»Das mit Thandi ist eine gute Idee«, sagte Jill. »Danke.« Für einen winzigen Moment lehnte sie sich mit Kira bei ihm an. Das Regenwasser aus ihrem Haar tropfte ihr übers Gesicht und vermischte sich mit ihren Freudentränen. Nils nahm sein Taschentuch und wischte sie ihr aus den Augen. »Es ist vorbei«, flüsterte er.
    Â»Ja«, sagte sie. »Es ist vorbei.« Mit Kira auf dem Arm ging sie vor den stumm dastehenden Mädchen in den verschmierten Hängekleidchen in die Knie und lächelte sie an. »Wir möchten euch zu uns einladen«, sagte sie auf Ndebele. »Wir haben genug Zimmer und Betten für euch. Ihr müsst uns bitte nur sagen, wo ihr herkommt und wer eure Eltern sind. Wir werden die Polizei bitten, sie zu suchen.«
    Bei dem Wort »Polizei« zuckten die Mädchen zusammen und drückten sich verschreckt aneinander. Nyasha legte schützend ihre Arme um Chipi.
    Kira machte sich von ihrer Mutter los. »Lass mich mal«, sagte sie und baute sich vor ihren neuen Freundinnen auf. »Das ist mein Haus, und keiner kann euch da etwas tun. Auch die Polizei nicht. Klar? Ihr braucht keine Angst zu haben.«

    Das Aufleuchten von ein Dutzend dunkler Augenpaare, das zaghafte Lächeln, war herzerweichend zu beobachten. Nils streichelte seiner Tochter übers Gesicht. »Wir bringen euch hier schnellstens heraus.«
    Â»Zu uns«, erinnerte ihn Kira.
    Â»Natürlich zu uns«, bekräftigte ihre Mutter und drückte sie an sich. »Ich werde Thabili Bescheid sagen, damit sie genug zu essen kocht …«
    Â»Pommes«, unterbrach sie Kira. »Mit Ketchup und gebratenem Hühnchen.«
    Â»Alles, was ihr wollt.« Jill lachte glücklich. Dann fiel ihr der Anruf von Philani ein. Sie berichtete Nils davon. »Also, die gute Nachricht ist, dass die Elefanten sich beruhigt haben und nicht mehr randalieren. Aber sie haben nichts gefunden, niemanden gesehen, und die Schüsse haben plötzlich aufgehört.« Sie sah zu ihm hoch. »Das würde deine Theorie vielleicht bestätigen, dass Pienaar dahintersteckt. Aber wenn er das als Ablenkung veranstaltet hat, wovon will er uns ablenken?«
    Â»Destabilisierung«, warf Wilson überraschend ein, und als seine Arbeitgeber ihn verblüfft ansahen, grinste er. »Das haben wir in unserer Ausbildung gelernt. Den Feind destabilisieren, einschüchtern, keine Zeit erlauben,

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