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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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strich sich das nasse Haar aus der Stirn und deutete auf die zerborstene Tür, die noch immer in den Angeln hing, so wie sie sie zurückgelassen hatten. »Und es sieht so aus, als wäre nach uns niemand sonst hiergewesen, oder? Den Zaun haben sie geflickt, die Tür nicht.«
    Wilson trat einmal dagegen. Die Tür knallte gegen die Wand. Sein Blick flog in die Runde. »Kein Schwein hier«, brummte er und wischte sich den Regen, der ihm in den Nacken lief, mit dem Zipfel seines T-Shirts ab.
    Nils drängte sich an ihm vorbei auf den Hof und setzte seine intensive Suche dort fort. Überall hatten sich schmutzige Wasserlachen gesammelt. Mit ausholenden Bewegungen zog er einen
Stock durch die Pfützen, aber auch hier hatte er keinen Erfolg. »Hast du im Schuppen nachgesehen?«
    Â»Noch nicht.« Der Bodyguard planschte durch die Pfützen und zerrte die Tür zum Schuppen auf, die dabei wie ein getretenes Tier quietschte. Er warf einen langen Blick in den dunklen Raum. »Hier ist niemand.« Unschlüssig die Hände in die Taschen gebohrt, wippte er auf den Fußballen. »Und was machen wir nun?« Er klang hoffnungslos.
    Jill, die ihnen gefolgt war und ebenfalls alles noch einmal genau abgesucht hatte, musste sich an die Schuppenwand lehnen, weil ihr vor Enttäuschung und Angst schlagartig die Knie weich geworden waren. Ihre verzweifelten Tränen mischten sich mit der Regennässe. Wilson starrte auf seine Schuhe. Dirk betrachtete das Blut, das unter dem Pflaster sein Bein herunterlief, sah dabei weder Nils noch Jill an.
    Â»Wir suchen weiter, was sonst!«, fuhr Nils Wilson an. »Wir suchen, bis wir sie gefunden haben, und wenn wir jeden Zentimeter dieser verdammten Farm durchwühlen müssen. Wir finden sie, verstanden?«
    Â»Verstanden«, antwortete der Bodyguard. Auf seinen dunklen Zügen spiegelte sich Mitleid. »Und keine Sorge, Boss«, setzte er mit sanfter Stimme hinzu. »Wir finden sie. Kira, die Mädchen und Anita. Alle.«
    Â»Gut. Danke. Also in welche Richtung gehen wir? Vorschläge, bitte.« Nils sah einen nach dem anderen an. »Zum Haupthaus, Lia aufstöbern und durch die Mangel drehen, oder einfach weiter ins Gelände?«
    Jill stieß sich aufgeregt von der Schuppenwand ab. »Wartet mal, da war etwas … Ich erinnere mich an etwas! Als ich Lia vor vielen Jahren mal besucht habe, hat sie mir ihre Kräuterküche gezeigt, wie sie es nannte. Es war nichts als ein fensterloser Raum mit Rieddach und einer gut gesicherten Tür, um Einbrüchen vorzubeugen. Ihre finanzielle Situation war damals ziemlich prekär,
und um ein bisschen Geld zu verdienen, hat sie aus Wildpflanzen, die sie auf Timbuktu fand, in ihrer Küche Tees, Cremes und solches Zeug hergestellt und auf den Märkten verkauft. Ich hab keine Ahnung, woher sie die Rezepte hatte, aber auch Drogerien haben ihr ab und zu etwas abgenommen.«
    Atemlos hielt sie inne, hielt den Scheinwerfer hoch und drehte sich langsam um die eigene Achse. »Irgendwo hier muss noch eine Art Schuppen sein …«, murmelte sie. »Wir sind damals an diesem Gebäude hier auf dem Hof vorbeigegangen. Hier hatte sie ihre Vorräte gelagert …« Der Lichtkegel strich über den Hof. Langsam ging sie zum den Ausgang auf der anderen Seite, lief über den Parkplatz und bog dann nach kurzem Zögern links ab.
    Die drei Männer folgten ihr sofort. Keiner sprach. Nach wenigen Minuten blieb sie auf einmal stehen.
    Â»Seht ihr? Hier ist ein Pfad!« Sie hatte leise gesprochen und leuchtete aufgeregt eine schmale, schlammige Schneise entlang, die sich zwischen hohem Gras auf eine Gruppe Baumstrelitzien zuschlängelte. »Ich glaube, dahinten ist es. Ein kleines Haus mit Rieddach. Eigentlich nicht mehr als ein Schuppen.«
    Nils hob seinen Scheinwerfer. »Leuchtet mal alle in die Richtung.« Nachdem die anderen seiner Aufforderung nachgekommen war, spähte er angestrengt durch den silbernen Regenschleier. »Du scheinst recht zu haben, aber irgendjemand hat das Dach mit Strelitzienblättern abgedichtet, und zwar erst kürzlich, die sind noch ganz frisch.«
    Jill schaute genauer hin. Er hatte recht. Statt Gras waren auf dem Dach riesige, längliche Strelitzienblätter wie Schindeln aufgeschichtet, und sie glänzten in frischem Grün. Sie setzte sich in Bewegung, aber Wilson hinderte sie sofort am Weitergehen. In der Hand hielt er seine

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