Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
Vom Netzwerk:
waren wild, ihr Bewegungsdrang ungebrochen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Raubkatzen sich beengt fühlen würden und entschieden, dass sie mehr Platz brauchten. Dann würde im Endeffekt auch der elektrische Zaun keine Barriere für ihre Wanderlust darstellen.
    Unruhe kroch in ihr hoch. Das Revier der Löwen lag innerhalb Lias Farm. Unwillkürlich flog ihr Blick über das umliegende Areal, aber natürlich konnte sie in der Dunkelheit absolut nichts erkennen. Ein Löwe konnte unmittelbar neben ihr im Busch versteckt liegen, und sie würde ihn nicht einmal erahnen.
    Nils war ebenfalls sichtbar erschrocken. »Sei um Himmels willen vorsichtig«, warnte er seinen Freund.
    Â»Klar«, sagte Dirk und beendete das Gespräch.
    Â»Ich habe ein verdammt ungutes Gefühl«, sagte Nils an Jill
gewandt, während er sein Handy wieder einsteckte. »Aber es hat sowieso keinen Sinn, das mit Dirk darüber zu reden. Er würde sich ohnehin von keinem Argument aufhalten lassen.«
    Â»Das würdest du in seiner Situation auch nicht«, antworte sie.
    Â 
    Nils und Wilson hatten das Loch im Zaun noch breiter gemacht, und inzwischen waren alle Kinder hindurchgekrochen und in den Wagen geklettert. Dabei war jedes von ihnen bis auf die Haut nass geworden, und das Innere des Autos roch inzwischen nach Waschküche und Unrat. Die Mädchen lagen in einem unordentlichen Haufen, ihre Arme umeinandergeschlungen, auf dem Rücksitz, auf dem Boden und auf dem Vordersitz. Die meisten schliefen.
    Plötzlich war Jill auch zum Umfallen müde und lehnte sich im Fahrersitz zurück. Kira schlief bereits seit geraumer Zeit in ihren Armen. Auch Nils und Wilson, die keinen Platz mehr im Auto hatten und unter einem Baum Schutz gesucht hatten, wirkten geschafft. Jills Gedanken wanderten zu Anita. Sie fröstelte, wenn sie sich vorstellte, was ihr zugestoßen sein könnte. Gleichzeitig sah sie Dirk vor sich, wie er im hin und her huschenden Scheinwerferlicht über abgebrochene Äste oder in Bodenlöcher stolperte, in einer Gegend, wo es vor Schlangen nur so wimmelte. Vielleicht aber war auch der Scheinwerfer zerbrochen, und er lag jetzt verletzt hilflos im Dunkeln …
    Sie holte tief Luft und riss sich zusammen, beschloss aber, Dirk anzurufen, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Bevor sie seine Nummer jedoch eingeben konnte, klingelte Nils’ Mobiltelefon. Nils kam zu ihr herüber und stellte den Lautsprecher an, damit sie mithören konnte. Es war wieder Nappy de Villiers.
    Â»Lia ist nicht aufzufinden«, schepperte seine Stimme aus dem Telefon. »Angeblich ist sie irgendwo auf ihrer Farm. Maurice ist ebenfalls nicht da. Sagt jedenfalls Cathy, die Haushaltshilfe. Wo
er sich aufhält, weiß sie nicht. Sagt sie zumindest. Ich kann hier also nichts ausrichten. Ich mach mich jetzt auf den Weg zu Dirk.«
    Â»Sag mal  – mir kommt da gerade eine Idee«, sagte Nils. »Ist dein Wagen groß genug für mindestens sechs Kinder von Kiras Kaliber?«
    Â»Locker«, gab Nappy zurück. »Es ist ein Rover. Von den kleinen Heringen passen leicht zehn hinein. Gestapelt noch ein paar mehr.« Er lachte.
    Â»Das ist gut. Wir müssen die Mädchen möglichst schnell nach Inqaba bringen, haben aber nur einen Wagen hier, und der hat natürlich nicht genug Platz für zwölf Kinder und drei Erwachsene. Philani ist bereits mit einem unserer Geländewagen unterwegs, aber das dauert noch eine Weile. Könnten wir dein Auto benutzen, wäre das Problem gelöst. Ich lasse den Wagen anschließend sofort zu dir zurückbringen. Wäre das möglich? Die Kleinen stinken übrigens infernalisch, sie müssen in ihrer eigenen Sch… gelegen haben  – na, du weißt schon, was ich meine. Ich hoffe, das macht dir nichts aus?«
    Â»Kein Problem. Einmal durch die Waschanlage, und der Wagen duftet wieder wie ein Frühlingstag! Ihr wartet am besten auf der Straße vor dem Hof, dort, wo ihr durch den Zaun gestiegen seid. In spätestens fünf Minuten werde ich da sein. Von da aus kann ich mit dem Wagen ohnehin nicht weiterkommen und werde zu Fuß gehen müssen. Ich hoffe, dass ich Dirk aufstöbern kann, bevor er an die Futterstelle gelangt. Wer weiß, wer oder was dort auf ihn wartet. Ich kenne so ziemlich jede Abkürzung auf Timbuktu . Als Lias Eltern noch dort lebten, haben wir als Kinder dort immer

Weitere Kostenlose Bücher