Jenseits von Timbuktu
losgezogen, was mir gar nicht gefällt, aber er hat darauf bestanden. Kira hat uns gesagt, dass Pienaar Anita in den Busch verschleppt hat. Aber wir haben nicht die geringste Ahnung, wohin, und Dirk sucht auf gut Glück. Vorläufig ist er in Richtung Nordosten unterwegs. Du solltest ihn anrufen, und ihm genau erklären, wo sich diese Futterstelle befindet.«
De Villiers stimmte sofort zu, und Nils diktierte ihm die Telefonnummer seines Freundes.
»Okay, die hab ich«, sagte Leon. »Aber erst will ich mich mit Lia unterhalten. Sie muss etwas wissen. Es kann nicht sein, dass derartige Schandtaten auf ihrer Farm begangen werden und sie von alldem nichts mitkriegt. Das wird sie mir erklären müssen. Dann können wir die ganze Suche vielleicht abkürzen.«
»Lia? Na, dann zieh dich mal warm an. Uns hat sie mit dem Gewehr von ihrem Grundstück gejagt, und glaub mir, die hätte geschossen. Sie scheint völlig verrückt geworden zu sein. Und das beweist mir, dass sie haargenau weiÃ, was auf ihrem Land los ist. AuÃerdem wissen wir ja von Anita, dass Pienaar und Maurice auf irgendeine Weise zusammenarbeiten. Das stinkt! Aber vielleicht kommst du ja bei ihr weiter.«
»Lia kenne ich seit ihrer Geburt. Ich kann ganz gut mit ihr. Ruft inzwischen Dirk an. Er soll weiter nach Nordosten gehen, immer entlang der Grenze zum Löwenareal. Irgendwann verläuft
der Zaun nach Süden. Sehr allmählich übrigens, sodass man es zunächst kaum merkt â¦Â«
»Kein Problem. Ich weiÃ, dass er eine Uhr mit Kompass besitzt.«
»Wie praktisch«, sagte Leon. »So etwas sollte ich mir vielleicht auch mal anschaffen. Mit diesen neumodischen Navigationssystemen komme ich meist nicht klar. Ständig befürchte ich, irgendwann mal im Meer zu landen, wenn ich eigentlich in die Berge will. Nun aber zurück zu Dirk. Nach mindestens einem Kilometer müsste er auf einen Platz gelangen, der groà genug ist, um darauf einen Wagen zu wenden. Er ist von einem sehr soliden Zaun aus Holzpfählen eingefasst, der auf die Pforte zur Futterstelle führt. Hast du das so weit mitbekommen?«
Nils brummte zustimmend, und Leon fuhr fort.
»Ich brauche ja wohl nicht zu erwähnen, dass er sehr, sehr vorsichtig sein muss. Falls Pienaar sich dort aufhält, wird es schwierig sein, sich ihm zu nähern, ohne dass er es merkt. Er hat Instinkte wie ein wildes Tier und riecht Gefahr, bevor sie überhaupt entstanden ist. Mit ziemlicher Sicherheit hat er den Eingang zur Futterstelle getarnt. Mit Büschen oder was immer. Sag Dirk, er soll die Augen offen halten. Verläuft der Maschendraht wieder nach Nordosten, hat er den Eingang verpasst. Ich werde mich zu ihm aufmachen, sobald ich mit Lia fertig bin.«
Leon de Villiers beendete das Gespräch, setzte sich wieder in sein Auto und fuhr immer am Zaun entlang, bis er das Haus von Cordelia Carvalho erreichte.
»War das Nappy de Villiers?«, fragte Jill erstaunt. »Was wollte der denn?«
Nils gab kurz den Inhalt seines Gesprächs wieder. »Er ist auf dem Weg, mit Lia zu reden.«
Jill zog ein spöttisches Gesicht. »Welchen Sinn soll das denn haben? Die ist doch nicht mehr zurechnungsfähig.«
»Er behauptet, er kann mit ihr, was immer das heiÃen soll.«
Während er redete, rief er Dirks Nummer auf und drückte die Ruftaste. »Auf jeden Fall scheint er sich sicher zu sein, dass er mit ihr klarkommt. Offenbar kennt er sie seit ihrer Geburt, was Sinn macht, denn sie sind ja praktisch Nachbarn, sozusagen nebeneinander aufgewachsen â¦Â«
»Hallo«, meldete sich Dirk keuchend.
»Dirk, ich binâs,« sagte Nils und wiederholte alles, was Nappy ihm mitgeteilt hat. »Sowie er mit Lia auseinander ist, wird er dir bei der Suche helfen. Er wird dich anrufen.«
»Nordost war also die richtige Richtungâ¦Â« Dirk brach ab, als das unverkennbare Brüllen eines Löwen durch die Nacht schallte. »Verdammt«, rief er, »könnt ihr das hören? So geht es schon ständig. Ein Glück, dass sich die Löwen hinter dem elektrischen Zaun befinden und nicht rüberkommen können«, sagte er ins Telefon.
»Wir hören es«, sagte Jill, die unmittelbar neben Nils stand. Sie musste an die jungen Löwen denken, die sich regelmäÃig vom Umfolozi-Reservat unter Inqabas Zaun durchgruben, um dort ein eigenes Rudel zu gründen. Mauriceâ Löwen
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