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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Mangos geklaut. Es waren die süßesten der ganzen Umgebung. Bis gleich.« Er legte auf.
    Â»Nappy um Hilfe zu bitten war eine blendende Idee«, sagte Jill und machte sich daran, die Mädchen aufzuwecken.
    Bald schon kündigte ein fahler Lichtschein hinter dem Regenvorhang
Nappys Kommen an. Nils rannte ihm auf der Straße entgegen und winkte ihn mit seinem Scheinwerfer heran. De Villiers parkte unmittelbar neben ihnen, stellte seinen Motor ab und sprang heraus.
    Jill öffnete die Fahrertür und lehnte sich hinaus. »Hallo, Leon, danke, dass du so schnell gekommen bist.«
    Â»Geht es den Kleinen gut? Ich hoffe, sie haben sich nicht irgendeinen scheußlichen Infekt eingefangen. In dem Hof hier hat Lia sonst immer ihre Küchenabfälle abgeladen, auch Fleisch.«
    Â»Außer dass sie nicht sehr gut riechen, scheint es ihnen, soweit ich sehen kann, einigermaßen gut zu gehen, obwohl alle natürlich unterernährt sind. Eines der Mädchen hat offenbar einen Malariaanfall. Sie braucht dringend Medikamente. Die meisten stammen wohl aus Camps, in denen die Simbabwe-Flüchtlinge eingepfercht sind. Die Verhältnisse dort werden täglich katastrophaler. Es ist ein Wunder, dass nicht noch mehr krank sind. Ein Scheißleben, und jetzt das! Wir bringen sie vorest auf Inqaba unter.«
    Â»Und danach …?«
    Â»Danach sehen wir weiter«, unterbrach ihn Jill schnell, wollte vermeiden, die Kinder erneut mit einer Diskussion über ihr zukünftiges Schicksal zu verunsichern.
    Nappy de Villiers hatte erstaunlich feine Antennen. Er nickte und wechselte sofort das Thema. »Stell den Wagen nachher hier wieder ab und leg den Schlüssel aufs linke Hinterrad.« Er händigte Nils den Autoschlüssel aus, drückte seinen Buschhut tiefer ins Gesicht, rückte die Pistole, die er am Gürtel trug, zurecht und steckte sich die unvermeidliche Pfeife in den Mund, obwohl die kalt war. »Was ist das nur für ein Scheißwetter«, murmelte er, grinste dabei an der Pfeife vorbei. »Im Busch were ich Schnorchel und Schwimmflossen brauchen. Wir sehen uns!«
    Immer noch grinsend, grüßte er mit zwei Fingern, schaltete seinen Handscheinwerfer ein und stapfte dann durch den strömenden
Regen um die schlammgefüllten Schlaglöcher herum auf die andere Straßenseite. Steifbeinig kroch er durch das Loch im Zaun, blieb dabei aber mit seinem Hut hängen, fluchte vernehmlich, setzte ihn wieder auf und tauchte bald zwischen den Büschen ab.
    Jill hielt einen Schirm über Nils und Wilson, die nach und nach sieben der Mädchen zu Nappys Wagen brachten. »Die müssen mal richtig aufgepäppelt werden«, bemerkte Nils, der auf jedem Arm eines der Kinder trug, auf Deutsch. »Sie sind jämmerlich dünn, eigentlich nur Haut und Knochen.«
    Â»Darauf kannst du dich verlassen«, antwortete Jill. »Ich wette, Thabili macht mit Mario schon Überstunden in der Küche.«
    Â»Du fährst mit meiner Frau«, wies Nils den Bodyguard an. Während Wilson hinten ins Jills Wagen einstieg, vergewisserte er sich, dass Kira auf dem Beifahrersitz sicher angeschnallt war. »Ich folge euch«, rief er Jill zu.
    Jill saß schon hinter dem Steuer als ihr Handy klingelte. »Warte mal«, rief sie ihrem Mann zu. »Es ist Jonas.« Sie lauschte einen Augenblick. »Gut, sag ihr, wir sind gleich dort.« Damit legte sie auf. »Jonas hat mit Thandi Kunene gesprochen. Sie sagt, wir sollen mit den Mädchen direkt zu ihr ins Krankenhaus kommen. Dort hätte sie mehr Möglichkeiten, sie gründlich zu untersuchen. Ich habe ihr bestellen lassen, dass wir gleich da sind.«
    Dann erklärte sie den Mädchen auf Ndebele, was sie vorhabe, und machte ihnen gleichzeitig klar, dass Dr. Thandi Kunene Zulu sei und auch ihre Sprache spreche. Außerdem versicherte sie ihnen, dass sie sofort nach der Untersuchung von ihr abgeholt und nach Inqaba gefahren würden, wo sie vorerst bleiben sollten. Sie warf ihrem Mann einen Kuss zu, ließ den Motor an, stellte die Scheibenwischer auf die höchste Stufe und schaukelte langsam durch die Schlaglöcher die überflutete Straße hinunter.

    Dr. Kunene wartete schon mit zwei Krankenschwestern auf sie. Die schwarze Ärztin war eine spektakuläre Erscheinung. Groß, gertenschlank, ebenmäßig schöne Züge mit hohen Wangenknochen und vollen Lippen. In ihrem früheren Leben war sie ein

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