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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Schmatzen und das Knacken von Knochen zu vernehmen. Anitas Heulen ging allmählich in ein lang gezogenes Wimmern über. Sie sah zwar, dass das Sicherheitstor zum Vorplatz nicht völlig geschlossen war, aber beachtete diesen Umstand nicht weiter.
    Angetrieben von Anitas Heulen und dem zusätzlichen Drama, das sich in der Futterstelle anbahnte, hatte Dirk sich herumgeworfen. Er hetzte zurück durch das dornengeschützte Eingangstor und weiter den eingefassten Weg zum Vorplatz hinunter.
    Â 
    Wie Anita sich endlich mit schwerfälligen Bewegungen umwandte und auf das Haus zuschleppte, sah er nicht mehr. Genauso wenig, dass ihr urplötzlich ein hünenhaften Mann mit tiefschwarzer Haut und einer Pistole in der Faust den Weg versperrte. Ihr heiseres Kieksen, das vor Schreck hervorbrachte, erreichte ihn nicht.
    Weil er obendrein über eine Baumwurzel stolperte und dadurch Zeit verlor, kam er auch nicht rechtzeitig, um den weißen Löwen zu bemerken, der in respektvollem Abstand um seine
älteren Artgenossen, die sich im Hof an ihrer menschlichen Beute den Wanst vollschlugen, herumgeschlichen war. Von dem Kieksen aufgeschreckt, hob er den Kopf hob und starrte zu Anita und dem Schwarzen hinüber.
    Nach ein paar Sekunden setzte sich die Raubkatze neugierig witternd in Bewegung.

25
    W ieder stand Dirk vor dem Gittertor zum Vorplatz. Es hatte sich nichts geändert. Es war noch immer fest verschlossen, und irgendwie musste er jetzt das Schloss knacken, um in die Futterstelle zu gelangen. Außer seinem Autoschlüssel besaß er allerdings kein Werkzeug, das er einsetzen könnte. Um es genauer zu untersuchen, leuchtete er das Schloss an. Die Tatsache, dass die Tür etwa einen Zentimeter offen stand, sickerte erst allmählich in sein Bewusstsein, aber dann wurde ihm vor Erleichterung richtig schwindelig im Kopf. Er streckte die Hand aus, um sie weiter aufzuschieben. Doch im letzten Moment bevor seine Fingerspitzen das Metall berührten, sah er, dass sich etwas im tiefen Schatten der Bambusmatten bewegte. Anita?
    Er hob den Scheinwerfer. Der Strahl huschte die Hauswand hoch, zum Rieddach, glitt ab zum Sicherheitstor. Und blieb an dem weißen Fell des Löwen hängen. Ihm sackte das Blut in die Beine.
    Â»Anita?«, wisperte er.
    Seine Stimme war nur ein Hauch, aber trotzdem merkte das riesige Tier auf und schaute ihn direkt an. Die gelben Augen glühten im Licht. Dirk wagte es nicht, auch nur einen Muskel zu rühren. Nach einer Weile wandte der junge Löwe seinen Blick ab und schnupperte am Zaun und an der Hauswand entlang. An der Haustür angekommen, verharrte er und unterzog sie mit deutlicher Aufregung einer eingehenden Untersuchung. Er sog die Gerüche ein, die unter der Türkante hervorströmten, und kratzte prüfend mit einer Kralle über die Holzplanken. Dabei steigerte sich seine Erregung sichtlich. Er presste die Nase wieder
ans Türschloss und schnüffelte. Dann knurrte er, und Dirks Herzschlag schien auszusetzen.
    In der atemlosen Stille war nur das Schnaufen und Kratzen der großen Katze zu hören. Nur noch wenige Meter trennten sie von der offenen Eingangstür, und irgendetwas musste das Tier beunruhigen, denn auf einmal duckte es den Kopf und schlich auf lautlosen Pfoten näher. Dirks Herz galoppierte, er bekam keine Luft mehr. Er wusste nicht, was er tun sollte. Fliehen? Wohin? In dem Brettertrichter hatte er keine Chance. Seine Augen klebten an dem Tier. Bis hinter ihm verstohlene Fußtritte zu hören waren.
    Er wirbelte herum, und sah sich Cordelia Carvalho gegenüber. Sie hielt ein Gewehr schussbereit in beiden Händen. Ihr Gesicht war von ungezügelter Wut verzerrt. Blitzschnell legte er einen Finger auf den Mund und deutete hinter sich auf den Bereich unter den Bambusmatten.
    Â»Löwen«, sagte er tonlos und bewegte nur die Lippen.
    Lias Blick flog zum Gehege, hinüber zu den Löwen und dem Blutbad im Hof, bis er an den bunten Fetzen des Hawaiihemds hängen blieb, das ihr Sohn getragen hatte. Schlagartig verlor ihr Gesicht jegliche Farbe. Sie schwankte, und Dirk griff geistesgegenwärtig zu und hielt sie.
    Â»Ruhig«, flüsterte er. »Rühr dich nicht.« Es gelang ihm, sie aufrecht zu halten, bis sie sich erholt hatte.
    Der Löwe lief nun zielsicher auf die Eingangstür zu, und Dirk war klar, dass ihn und Lia nur Sekunden von seinem Angriff trennten. Irgendwie musste er den Spalt schließen,

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