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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Medikamente, die noch teurer waren. Eines führte zum anderen. Das Übliche. Schließlich hing ich an der Nadel. Als mein Geld für Schnee …« Anita zog fragend die Augenbrauen hoch. »Heroin«, erläuterte Maurice. »Als das Geld also für dieses Teufelszeug restlos draufgegangen war, habe ich Mamas gestohlen und ihr Konto nach und nach abgeräumt. In einem lichten Augenblick ging mir auf, was ich ihr antat, also hatte ich eine neue Idee. Ich fing an zu spielen und glaubte tatsächlich, ihr das Gestohlene auf diese Weise zurückzahlen zu können. Poker, Blackjack, Roulette … Alles, was es so gibt, habe ich versucht … Und habe verloren …« Seine Zähne blitzten in einem bösen Grinsen. »Wie denn sonst … Du weißt ja, es heißt,
die Bank gewinnt immer. Ich saß bis zum Hals in der Scheiße. Und eines Abends bei einem Pokerspiel hab ich diesen Kerl da getroffen.«
    Mit dem Daumen zeigte er auf Pienaar.
    Â»Er hat mir ein paar Schuss spendiert und ist mit mir ins Bett gegangen, wohl nur, um mich gefügig zu machen … Schreckliche Vorstellung, was?« Er warf einen angewiderten Blick auf den fetten Buren. »Und er hat meine Schulden bezahlt. Damit hatte er mich am Wickel. Er verlangte er von mir, ein …« Er zögerte. »Ein Zwischenlager für seine … Waren anzulegen. Welcher Art diese waren, ging mir erst auf, als ich eines Tages unangekündigt dort aufkreuzte und einen Haufen völlig verschreckter kleiner Kinder antraf. Erst da dämmerte es mir, dass die Ware, die er auf meinem Grundstück lagern wollte, Kinder waren, kleine Mädchen. Grinsend hat er mir erzählt, dass die Kleinen an Bordelle verkauft werden sollten. Bordelle in Südafrika, in den Ölstaaten Angola, Nigeria  – da ist immer eine große Nachfrage  – aber auch in Arabien und natürlich in Europa. Da begriff ich, dass ich meine Seele dem Teufel verkauft hatte.« Er lachte trocken. »Original Faust, nicht?«
    Die Hände in den Taschen seiner Bermudas vergraben, lief er ruhelos hin und her, während Anita ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Ekel beobachtete. Schließlich lehnte er sich ihr gegenüber mit dem Rücken an die Wand des riedgedeckten Häuschens.
    Â»Anfänglich habe ich versucht, mich zu wehren, aber ich hatte keine Wahl. Das Schwein hatte mich in der Hand. Ich befand mich auf dem direkten Weg in die Hölle, und es gab absolut gar nichts, was ich dagegen unternehmen konnte. Ich kann dir versichern, dass ich mich noch nie so schmutzig gefühlt habe, so verabscheuungswürdig. Und dann stolperte Mama über das Lager … Es war furchtbar … der schrecklichste Augenblick meines
Lebens. Denn ich bin alles, was sie hat, weißt du, und sie war immer unbändig stolz auf mich, obwohl sie wusste, dass ich homosexuell bin.« Er starrte auf seine Schuhe. »Ich habe ihr alles gebeichtet. Dass ich ihr Geld gestohlen hatte, dass mich Pienaar erpresste, und auch womit.« Seine Stimme war tränenerstickt und kaum zu verstehen.
    Â»Und sie steht zu mir, kannst du das verstehen? Trotz allem! Meine dumme, loyale, heiß geliebte Mama …«
    Im Hof jaulte Len Pienaar los und kickte mit den Beinen, dass das Blut spritzte. Anita und Maurice fuhren herum. Der Bure versuchte vergeblich sich in die Sitzposition zu stemmen, während die rot glänzende Blutlache um ihn immer größer wurde. »Hilfe«, röchelte er.
    Â»Halt’s Maul«, brüllte Maurice und trat gegen die Gitterstäbe, dass sie schepperten. Die Löwen knurrten und schlugen mit den Pranken.
    Anita liefen die Tränen übers Gesicht. »Um Himmels willen, wir müssen ihm helfen, egal, was er getan hat. Deine Geschichte kannst du mir ein anderes Mal erzählen. Mach auf und hol ihn heraus. Ich rufe einen Krankenwagen … die Polizei …«, schrie sie weinend. Ihre Hände zitterten, während sie hektisch in den Taschen ihrer Shorts herumwühlte. Schließlich sah sie ihn an. »Verdammt, ich hab das Handy ja verloren! Gib mir deins. Schnell!«
    Maurice, in der einen Hand seine Waffe, zog sie mit der anderen vom Gitter weg und, als sie sich wieder losreißen wollte, hielt er sie mit überraschender Kraft fest. »Nein, lass das! Ich werde ihm helfen. Du gehst ins Haus und schließt die Tür ab. Und schau nicht hinaus,

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