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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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zu sehen, auch Philani war bereits weitergegangen. Sie sprang mit einem Schulterzucken vom Hügel herunter und beeilte sich, den Anschluss an Philani und die anderen nicht zu verlieren.
    Der Busch schlug mit leisem Rascheln über ihr zusammen.

4
    N ils Rogge sprang aus dem Wagen, streckte sich und gähnte herzhaft. Der Flug war mit Verspätung in Frankfurt gestartet und zu spät in Johannesburg angekommen. Sein Anschlussflug nach Durban war weg, und er hatte nur mit großem Glück die übernächste Maschine erwischt. Außerdem hatte es unangenehme Turbulenzen gegeben, und sein Sitznachbar hatte geschnarcht wie ein Bär und dabei Knoblauchwolken ausgestoßen.
    Mit Genuss atmete er die würzige Luft ein, war froh, endlich zu Hause zu sein  – besonders da es einen Tag früher als geplant war  –, und er freute sich schon diebisch auf Jills Gesicht, die ihn erst morgen erwartete. Vielleicht konnten sie heute Abend ja zum Essen ausgehen. Die Kinder hatten Ferien, Nelly würde auf sie aufpassen können. Thabili könnte auch den Tisch auf der Terrasse ihres Hauses decken, und er würde Mario auftragen, ein ganz besonderes Menü zu kochen. Falls der sich nicht wieder mit seinem Freund gezankt hatte, was sich unweigerlich auf seine Kochkünste auswirkte.
    Nach kurzem Nachdenken entschied er sich, Jill auszuführen. Sie kam selten von Inqaba weg, höchstens, wenn sie Vorräte für die Lodge kaufen musste, und es war eine Ewigkeit her, dass er sie in einem schönen Kleid gesehen hatte. Auf der Farm trug sie immer ihre Uniform oder allenfalls mal T-Shirt und Jeans.
    Mit Visionen von Felsenlangusten aus dem Riff, das sich unmittelbar vor der Küste entlangzog, frisch gebackenem Brot und einem Fruchtsalat, den er selbst aus Mangos, süßen Ananas und Papayas zum Nachtisch zubereiten könnte, wuchtete er Koffer,
Kamerakoffer und Laptoptasche aus dem Wagen und verschloss ihn. Er hielt Ausschau nach einem von den Lodge-Angestellten, der ihm mit dem Gepäck helfen konnte, entdeckte aber niemanden. Also hängte er sich den Computer über die Schulter, packte Koffer und Kameratasche und machte sich durch den flirrend grünen Blättertunnel auf den Weg zum Haus, wandte sich dabei in Gedanken wieder dem Problem zu, was es zum Abendessen geben könnte. Passionsfrüchte gehörten auch in den Salat und vielleicht rosa Guaven, die jetzt gerade reif wurden. Wenn er sich beeilte, würde er jetzt noch ein paar im Obstgarten von Inqaba ernten können, und der Salat würde heute Abend bei Jills Rückkehr aus dem Restaurant auf sie warten. Fröhlich pfeifend betrat er die Terrasse des Haupthauses.
    Ãœber der Lodge lag eine idyllische Ruhe. Morgen, wenn Dirk Konrad und das Filmteam eintrafen, würde das anders sein. Nils schmunzelte. Nach einer fürchterlichen Saufparty hatten Dirk, der Kriegsreporter gewesen war wie er, und er sich im Morgengrauen auf einer Parkbank in Hamburg kennengelernt und hatten das Ereignis mit einer Flasche Whisky begossen, die Dirk von der Party hatte mitgehen lassen. Anschließend waren sie in irgendeiner Kneipe auf dem Kiez restlos versackt. Das hat sie zu Freunden fürs Leben gemacht.
    Bevor Dirk ins Fach des Kameramanns gewechselt hatte, hatten sie sich in großen Abständen in irgendwelchen Kriegsgebieten oder auf einem entlegenen Flughafen wiedergetroffen. Seit er aber mit Jill verheiratet war und auf Inqaba lebte, waren diese Treffen ausgeblieben. Nur per Telefon oder E-Mail hatten sie Kontakt gehalten. Höchste Zeit, Dirk endlich einmal wiederzusehen und die Welt geradezurücken. Er sah sich um.
    An den Tischen unter den Palmen und den zierlichen Schattenbäumen, um die herum die Restaurantveranda gebaut war, war kein Mensch zu sehen. Die Gäste lagen wohl alle am Swimmingpool, vermutete er und schaute auf die Uhr. Es war bereits
vier Uhr nachmittags. Da könnten sie zum größten Teil mit den Rangern im Landrover unterwegs sein, um die Big Five aufzuspüren. Trotzdem war es ungewöhnlich ruhig. Seine Schritte hallten auf dem Holzboden wider, aber sonst war es absolut still. Selbst vom Küchenbereich her hörte er keine Stimmen. Nils runzelte die Stirn. Das war ungewöhnlich. Sonst wurde dort fröhlich geschwatzt und gelacht, oft auch gesungen. Leicht befremdet ging er unter den herunterhängenden Blütenranken der Bougainvilleen zum Privathaus.
    Â»Jill!«, rief

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