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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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man sich wünschen konnte. Abgesehen von ihrem furchterregenden Gebiss natürlich, der angezüchteten Aggressivität und der Kompromisslosigkeit, wieder loszulassen, wenn sie sich erst einmal in einen Eindringling verbissen hatten. Solche Hunde brauchte man in einer Gegend wie der, in der Inqaba lag.
    Jetlag wurde trotz Kiras heftigen Protesten in seinem Käfig eingeschlossen.
    Â»Sicher ist sicher«, bemerkte Nils mit einem Seitenblick auf seine Tochter und nahm den Schlüssel an sich.
    Ob Kira das schattenhafte Wesen gewesen war, das Jill im Busch gesehen hatte  – oder meinte, gesehen zu haben  – und von dem Nelly fantasierte, war eine Frage, die beide für den heutigen Abend energisch verbannten.

5
    D ie Gegend um Upington am nordwestlichen Rand des Nordkaps galt als eine der heißesten in Südafrika. Auch heute war die Temperatur bereits auf 42 Grad gestiegen, doch das Innere des flachen Flughafengebäudes war überraschend kühl, vermutlich weil die Sonne jetzt gegen Mittag in einem zu steilen Winkel stand, um durch die großen Fenster den offenen Restaurantbereich aufzuheizen.
    Flavio Schröder marschierte gesenkten Kopfes, Hände in den Hosentaschen vergraben, ruhelos auf und ab. Die meisten Flüge hatten Verspätung, und die Halle war überfüllt. Überall türmte sich Gepäck, Kinder quengelten, ein winziger Malteserpudel kläffte ohne Unterlass auf dem Arm einer dicken, stark schwitzenden Frau, ein Mann mit tätowierten Armen brüllte am Schalter die Bodenstewardess an. Ein Teil des Filmteams hatte einen Sitzplatz ergattert, die anderen hockten auf ihrem Gepäck, einige am Boden. Ihr Flug sollte in einer halben Stunde aufgerufen werden.
    Anita, das Haar irgendwie hochgezwirbelt und mit einem Gummi fixiert, saß neben der Visagistin auf ihrem Koffer und schwitzte trotz des ärmellosen Leinenkleids. Gelangweilt beobachtete sie Marina Muro, die  – in ein kniekurzes Hängerkleidchen mit grüngoldenem Paisleymuster gehüllt  – mit Tilo Krohn, ihrem Filmpartner, flirtete. Der lehnte entspannt an einer Säule und war sich seiner Wirkung offensichtlich bewusst. Sonnengebräunt, hochgewachsene, schlaksige Figur, helles Haar, das ihm in die Stirn fiel. Jetzt glitt sein Blick von der Muro ab hinüber zu Anita, und er zeigte sein berühmtes schneeweißes Lächeln. Aber
sie schaute an ihm vorbei und versteckte sich hinter einer Illustrierten, mit der sie sich Kühlung zufächelte. An einer neuen Männerbekanntschaft war sie nicht im Geringsten interessiert, konnte sich nicht einmal vorstellen, je wieder mit einem anderen Mann zusammen sein zu wollen, schon gar nicht mit einem so selbstgefälligen Typen wie dem Schauspieler.
    Ein Windstoß schleuderte eine leere Coladose mit einem Knall an ein Fenster. Gleichzeitig erlosch das gleißende Sonnenlicht, die Luft nahm eine eigenartig schwefelgelbe Färbung an. Einige Passagiere waren bei dem unerwarteten Geräusch hochgeschreckt, der Malteserpudel drehte durch und kreischte. Die Coladose rollte über den gepflasterten Hof, Zeitungsseiten flogen wie grauweiße Vögel umher. Ein Beamter der Flughafenpolizei, der bisher neben seinem Kollegen lässig an der Wand gelehnt hatte, ohne die Menschenansammlung in der Halle aus den Augen zu lassen, war jetzt ans Fenster getreten und schaute mit gerunzelter Stirn hinaus.
    Â»Da ist ein ordentliches Gewitter im Anzug, das wird bestimmt für noch mehr Chaos sorgen«, bemerkte er zu seinem Kollegen und beäugte dabei eine Touristin mit flammend roter Mähne, die ihre Kurven in hautenge Jeans gezwängt hatte.
    Der andere betrachtete den Himmel, während er sein Pistolenhalfter zurechtrückte. »Yebo«, sagte er. »Die Ahnen sind sehr zornig. Ich muss ihnen mal wieder ein Huhn opfern, damit mir und meiner Familie nichts zustößt.«
    Anita, die den Wortwechsel überhört hatte, hielt es zuerst für einen Scherz, bis sie die ernsthafte Miene des Mannes bemerkte. Verblüfft streifte ihr Blick seine Pistole, das Handy in seiner Brusttasche, das Funkgerät, das er an seiner Schulter befestigt trug.
    Â»Die tun das tatsächlich«, raunte ihr Dirk Konrad zu, der sich auf dem Koffer neben ihr lümmelte. »Man sagt, dass selbst der Präsident dieses Landes ab und zu seinen Ahnen opfert, um sie milde zu stimmen. Ein prominenter Politiker hat seine

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