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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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weißen
Nachbarn kürzlich restlos erschüttert, weil er in einem der teuersten Vororte Kapstadts auf traditionelle Zuluart einen Bullen geopfert hat, um seinen Ahnen mitzuteilen, dass er jetzt weit weg von zu Hause sei.«
    Sein vielsagendes Grinsen hielt Anita davon ab, sich zu erkundigen, wie genau die Zulus die Bullen schlachteten. Sie betrachtete erneut den Sicherheitsbeamten, der eben in sein Funkgerät sprach. »Wie schaffen die nur den Spagat zwischen ihrer und unserer Welt?«
    Der Kameramann rückte seinen Koffer näher an sie heran. »Offenbar ohne Schwierigkeiten. Die picken sich die Rosinen aus jedem Kuchen. Das heißt, bei einer Infektion lassen sie sich Antibiotika verschreiben, gehen aber zur Sicherheit noch zu ihrem traditionellen Heiler.« Ihm standen die Schweißperlen auf der Stirn. Er zerrte sein schwarzes T-Shirt aus den Jeans und wedelte sich darunter mit einem Prospekt Kühlung auf die nackte Haut.
    Anita schaute nach draußen. Der Himmel hatte sich zusehends verfinstert, die ersten Tropfen prasselten so hart ans Glas, als hätte jemand eine Handvoll Kieselsteine dagegengeworfen, und dann stürzte ein Wasserfall an den Scheiben herab und löschte jede Sicht aus. Der starke Wind war zu einem Sturm angewachsen und fegte mit furchterregendem Gejaule ums Gebäude. Kurz darauf ratterte die Anzeigentafel, und neben der Nummer ihres Fluges erschien das Wort »verspätet«.
    Anita wünschte sich jetzt, dass sie wie die meisten aus dem Filmteam in dem Schnellrestaurant im Ort etwas gegessen hätte. Aber angesichts der fettigen Speisen und der fleckigen Uniformen der Kellnerinnen hatte sie auf der Stelle den Appetit verloren. Sie setzte darauf, dass sie an Bord, spätestens in Durban, etwas zu essen bekam. Auf der Suche nach dem letzten Schokoriegel, den sie meinte, eingesteckt zu haben, wühlte sie ihre Tasche durch, fand aber nichts. Sie seufzte irritiert.

    Â»Mir ist scheißschlecht«, bemerkte ein dicklicher Mann mit Stirnglatze, der am Boden saß, und rieb sich die Magengegend. »Absolut scheißschlecht!«
    Â»Frag mich mal«, stöhnte ein anderer, den Anita als einen der Beleuchter identifizierte. Er presste beide Hände auf den Bauch und krümmte sich vornüber, schnellte aber sofort wieder hoch. »Ich muss kotzen!«, ächzte er und rannte, ständig über herumliegendes Gepäck stolpernd, in Richtung Toiletten.
    Dirk Konrad sah dem Mann besorgt nach, machte eine Bewegung, als wollte er ihm folgen, unterließ es aber dann. Es vergingen ein paar Minuten, bis der Beleuchter wieder erschien. Käseweiß, die Hände auf den Bauch gedrückt, sank er auf seinem Gepäck zusammen. Der Kameramann war sichtlich genervt.
    Â»Na, den hat’s offensichtlich erwischt«, brummte er. »Montezumas Rache, oder wie immer das in Afrika heißt. Ich werde mich mal um ihn kümmern. Er ist mein bester Beleuchter, den brauche ich ständig. Der darf jetzt nicht ausfallen.«
    Â»Das scheint aber hochansteckend zu sein.« Anita deutete auf die Regieassistentin Jasmin Krüger. »Der geht es ganz offensichtlich auch nicht gut.«
    Jasmin Krüger war grünlich blass im Gesicht und schaffte es eben noch, den Kopf über einen Papierkorb zu halten, den ihr Marina Muro geistesgegenwärtig hinhielt, ehe sie sich anhaltend erbrach. Schwankend richtete sie sich wieder auf. Die Schauspielerin schnappte sich einen Stuhl vom Restaurant und schob ihn der Regieassistentin eiligst unter. Sie zog ein blütenweißes Taschentuch hervor und tupfte ihr die Stirn damit ab.
    Â»Shit«, sagte irgendjemand vernehmlich.
    Â»Man könnte es nicht treffender ausdrücken«, antwortete ein anderer. »Was ist denn hier nur los?«
    Im selben Moment stöhnte der Beleuchter laut auf, erbrach sich abermals und sehr lautstark, praktischerweise in denselben Papierkorb, der schon Jasmin Krüger gedient hatte. Säuerlicher
Geruch nach Erbrochenem breitete sich aus. Anitas Hunger verschwand schlagartig.
    Die beiden Polizisten, die offenbar nur die Geräusche, die der Mann von sich gab, mitbekommen hatten, kamen eiligst mit dem wichtigtuerischen Ausdruck aller Gesetzeshüter näher. Beide hatten ihre Hände automatisch auf die Pistolen gelegt und die Halfter aufgeknöpft.
    Â»Wir brauchen Krankenwagen«, rief ihnen die Muro in bayerisch gefärbtem Englisch zu. »Schnell. Stehen Sie nicht herum, tun

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