Jenseits von Timbuktu
brisantes Thema, das ihn ungeheuer beschäftigte.
Ein winziges Knäuel Angst ballte sich hinter ihrem Brustbein zusammen. Verkrampft verfolgte sie die Unterhaltung weiter.
»Nun untertreib mal nicht so«, wehrte Dirk ab. »Du warst eine Berühmtheit unter den Kriegsreportern und hast viel mehr von der Welt gesehen als ich.« Er warf ihm einen anzüglichen Blick zu. »Und in jedem Hafen gab es eine, die auf dich gewartet hat, und eine war hübscher als die andere.«
Jill wurde eiskalt. Das Gesicht ihres Mannes verschwamm vor ihr. In jedem Hafen eine ⦠eine hübscher als die andere ⦠Dirks
Worte traten eine Lawine in ihrem Kopf los. Die Bilder überschlugen sich. Es passierte mehr als häufig, dass weibliche Gäste sich unmissverständlich an Nils heranmachten, ihn dabei auf eine ganz bestimmte Art ansahen  â sehr direkt, sehr herausfordernd. Meist blieb es dabei, aber es hatte schon Damen gegeben, die sich ihm im wahrsten Sinne des Wortes an den Hals geworfen hatten. Es war diesen Frauen völlig egal, dass sie selbst verheiratet waren und dass Nils Frau und Familie hatte. Eine hatte einmal Nils, als ihr eigener Ehemann auf Safari war, unter einem Vorwand in ihren Bungalow gelockt, hatte blitzschnell hinter ihm die Tür abgeschlossen und war ihn angefallen. Nils hatte die Dame zwar mit links gebändigt, aber dabei war ein Fenster zu Bruch gegangen. Jill hatte ihr das in Rechnung gestellt und sie hinausgeworfen. Vorher hatte sie dem Ehemann den Grund mitgeteilt.
Natürlich kam es auch vor, dass männliche Gäste ihr unmissverständliche Blicke zuwarfen, manchmal auch alles taten, um auf Hautkontakt an sie heranzukommen. Aber spätestens wenn sie Nils kennenlernten, beschränkten sie sich sehr schnell darauf, ihr ganzes Interesse auf die vierbeinigen Attraktionen von Inqaba zu konzentrieren.
Jill spürte, dass ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. Sie warf Nils einen hastigen Seitenblick zu, hoffte, dass er es nicht mitbekommen hatte.
Aber er schien ganz in sein Gespräch mit Dirk vertieft zu sein. »In jedem Hafen eine andere?«, wiederholte er jetzt leise und zuckte gleichzeitig verlegen grinsend die Achseln. »Na, ganz so schlimm war es nun doch nicht. Wie ist es mit dir? Streifst du noch immer als einsamer Wolf um die Welt? Oder hat dich endlich eine dingfest gemacht?«
Noch immer fiel Jill das Atmen schwer. Erstarrt wartete sie darauf, in welche Richtung die Unterhaltung laufen würde.
»Nee, mich kriegt keine, da pass ich auf. AuÃerdem hat sich
noch keine an mein Nomadenleben gewöhnen können, und ich kann mich nicht daran gewöhnen, sesshaft zu werden. So einfach ist das. Immer an einem Ort zu leben â¦Â« Dirk machte eine komisch resignierte Geste. »â¦Â das würde mir sehr schnell auf den Keks gehen.«
Nils unterbrach ihn. »Unsinn, so weit kenne ich dich doch. Du leckst dir doch immer noch die Wunden, die dir Kirsten beigebracht hat. Vergiss sie! Nur weil sie dich sitzen lassen und Geld geheiratet hat, heiÃt das noch lange nicht, dass alle Frauen so sind. Sie war ein dummes kleines Mädchen ⦠das wäre mit euch nie gut gegangen. Sei froh, dass sie abgehauen ist.«
Der Kameramann scharrte in Gedanken versunken mit den FuÃspitzen. Dann grinste er schief. »Ach, du kennst ja den Spruch vom gebrannten Kind. Nun aber zu dir! Als wir uns das letzte Mal gesehen haben ⦠Warte, das muss zwölf oder dreizehn Jahre her sein. Jedenfalls wolltest du damals gerade eine Story über den politischen Umbruch in Südafrika in einer privaten Game Lodge drehen â¦Â« Sein Blick strich langsam über das angeleuchtete Grün hinüber zum sanft erhellten Blättertunnel. »Hier?«
»Hier.« Nilsâ blaue Augen funkelten.
Dirk Konrad wirkte sichtlich beeindruckt. »Meine Herren, du musst einen Volltreffer gelandet haben. Du siehst wirklich penetrant glücklich aus.« Etwas wie Neid und auch eine deutliche Spur Bedauern schwang dabei mit.
Nils drehte sich zu Jill um, legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie zu sich. »Und ich möchte dir den Grund dafür vorstellen. Jill, das ist Dirk Konrad, mein alter Freund. Dirk, das ist meine Frau Jill, die Liebe und das Zentrum meines Lebens.«
Bei diesen Worten lächelte er zu ihr herab. Es war jenes spezielle Lächeln, das nur für sie bestimmt war. Es sagte ihr alles, was sie
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