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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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hier das Sagen hatte, nickte er mürrisch. »Scheiße, dann eben auch einen Espresso.«
    Â»Schickes Kleid«, lenkte Anita hastig ab und wies mit dem Kopf auf eine dralle Schwarze am Strand, die ein klar geschnittenes weißes Kleid mit angedeuteten Puffärmeln trug. Eine Tasche aus schwarzem Lackleder hing ihr von einer Goldkette über die Schulter, ein durchbrochener weißer Sonnenhut warf spitzenartige Schatten auf das jugendliche braune Gesicht. »Ein bisschen reichlich eng und kurz«, setzte sie hinzu.
    Dirk warf aus den Augenwinkeln einen flüchtigen Blick hinüber. »Chanel«, sagte er.

    Â»Woher willst du das wissen?«, sagte Anita amüsiert und unterzog die Frau einer intensiveren Musterung. Einmal hinauf und wieder hinunter. Die Zulu hatte ihren Hut abgenommen. Glattes, blauschwarz glänzendes Haar kam zum Vorschein. Eine Perücke? Um den Hals schimmerte eine breite Goldkette, ihre Finger waren üppig beringt, an den Armen klimperten mehrere Reife. Auch Gold.
    Dirk zuckte mit den Schultern. »Ich arbeite tagaus, tagein mit Schauspielerinnen. Die meisten Labels hab ich drauf.«
    Anita war beeindruckt. »Muss ziemlich teuer gewesen sein … Die Klunker sind dann wohl auch echt …«
    Â»Aber sicher«, mischte sich Maurice ein. »Wir Zulus lieben Gold, einfach alles, was glitzert, groß und protzig ist.« Er verzog keine Miene, aber aus den olivfarbenen Augen sprühte der Spott.
    Anita ließ die Frau nicht aus den Augen. »Ich habe gehört, dass die neue schwarze Elite zum Teil obszön reich ist.«
    Â»Ja, und alle haben das nur mit ihrer Hände Arbeit erreicht.« Dirks Stimme troff vor Sarkasmus. »Neunzig Prozent der Bevölkerung versinkt in Armut und Dreck, während viele Offizielle ihr Mandat als Recht zum Geldstehlen ansehen. Die Korruption in Südafrika ist horrend …«
    Â»Schön zu wissen, wohin unsere Entwicklungshilfe geht«, knurrte Andy auf Deutsch. »Gut, dass ich keinen Cent gespendet habe  – und dabei bleibt’s auch!«
    Â»Aber Südafrika hat doch demokratische Gesetze«, rief Anita aus.
    Dirk hob beide Hände in einer Art Bankrotterklärung. »Demokratie versteht ein Afrikaner nicht. Er hält sie für dumm. Egal, wie dreckig es ihm geht, wählen wird er immer nach seiner Stammeszugehörigkeit. So halten sich afrikanische Diktatoren seit eh und je im Amt.«
    Â»Interessante Theorie«, murmelte Maurice. »Mal überlegen,
welche Hälfte von mir in den Kommunalwahlen wen wählen wird.«
    Anita prustete laut los, fasste sich jedoch sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf, worauf Dirk und Maurice sich ihr erschrocken zuwandten.
    Â»Ist dir übel?«, fragten beide gleichzeitig.
    Â»Brauchst du einen Arzt?«, setzte Dirk hinzu.
    Â»Nein und nein  – danke«, wehrte sie ab, während Andy Kaminski nur die Augen verdrehte. »Was kosten hier die Zimmer?«, fragte sie, ohne eigentlich zu wissen, warum sie das tat.
    Ein ironisches Grinsen erhellte Maurice’ Miene. »Teuer. Und ihr Überseeleute, auch Euro-Touristen genannt, zahlt etwa das Doppelte, weil wir armen Südafrikaner uns das sonst nicht leisten können.« Er gluckste.
    Andy Kaminski hatte missmutig seinen Espresso ausgetrunken und noch den Bodensatz vom Bier hinterhergekippt. »Abzocker«, raunzte er.
    Â»Man nimmt, was man kann«, sagte Maurice und grinste ihn an.
    Ihr Essen wurde gebracht, und sie aßen es schweigend. Nach einer knappen Stunde schaute Dirk auf seine Uhr und winkte den Kellner heran. »Andiamo, Leute, wir müssen los!«
    Sowohl Anita als auch Maurice bestanden darauf, ihren Anteil zu zahlen. Andy schwieg. Minuten darauf fuhren sie im Konvoi durchs Tor der Oyster Box über die Hauptstraße Umhlangas wieder auf die N2.
    Â»Jetzt geht’s schnurgerade nach Norden, zweieinhalb Stunden lang«, verkündete Dirk und trat aufs Gas.

6
    I rgendwo auf Inqaba klingelte das Telefon. Nils Rogge, der in einem Rattansessel auf der Veranda fläzte, hörte es. Er nahm seine Lesebrille ab und rieb sich die Augen. Wenn er bei Lampenlicht lesen wollte, konnte er auf die Brille nicht verzichten, was ihn ziemlich wurmte. Es störte das Bild, das er von sich hatte.
    Â»Ich gehe«, sagte er zu Jill, die neben ihm im Liegestuhl lag und auch las. »Ruh du dich aus.« Mit einer Kniebewegung beförderte er

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