Jenseits von Timbuktu

hinunter. »Hallo, ihr, das sind aber niedliche Kuscheltiere.«
    Kira und Luca schwiegen und bedachten sie mit einem spöttischen Augenaufschlag.
    Anita lächelte Jill unsicher an. »Ich habe wenig Erfahrung im Umgang mit Kindern … ich habe … noch keine«, flüsterte sie hinter vorgehaltener Hand. »Und meine Freunde haben die Familienplanung karrierebewusst in die Zukunft verschoben.«
    Luca nahm den Daumen aus dem Mund. »Das ist ein Löwe. Löwen sind keine Kuscheltiere«, informierte er sie streng.
    Anita erklärte ihm mit angemessenem Ernst, dass es bei ihr zu Hause keine Löwen gäbe.
    Jill deutete auf die Beule auf Anitas Stirn. »Ich hoffe, das war nicht Dirk«, sagte sie scherzhaft. »Ich freue mich wirklich, dich kennenzulernen. Wir haben einen unserer schönsten Bungalows für dich vorbereitet. Ich werde dich gleich hinbringen.«
    Ein hübsche junge Frau mit kaffeebrauner Haut und Augen wie schwarze Kirschen kam auf den Platz geeilt. »Sorry, Ma’am, die Kinder sind mir ausgerissen, als ich auf Toilette musste.«
    Jill ließ sie ihre Verärgerung deutlich spüren. »Nun gut, Duduzile, jetzt sorg aber dafür, dass sie ins Bett kommen und vor allen Dingen auch drinbleiben. Ich komme gleich zum Gutenachtkuss.«

    Duduzile nickte betreten, nahm die Kinder an der Hand, zog sie mit sanfter Gewalt vom Platz und scheuchte sie durch den Blättertunnel.
    Jill sah ihr mit gerunzelter Stirn nach. Das Mädchen konnte sich gegen Kira nicht durchsetzen. Schon vom ersten Tag an hatte ihr Kira auf der Nase herumgetanzt. Sie würde ein neues Kindermädchen suchen müssen, ein lästiges Problem, das sie aber in naher Zukunft lösen musste, denn ohne dass sie die Kinder sicher beaufsichtigt wusste, konnte sie ihre Arbeit in der Lodge nicht erledigen. Niemand würde die Kinder daran hindern, einfach so ins Gelände zu wandern, und allein der Gedanke daran ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Â»Hi, Jill«, rief Maurice, der sich bislang nicht bemerkbar gemacht hatte.
    Jill drehte sich erstaunt um. »Maurice, nett, dich zu sehen. Was führt dich auf Inqaba? «
    Â»Ich habe eure Freunde hierhergelotst. Wir haben uns auf dem Flughafen kennengelernt …«
    Â»Er hat Anita seinen Gepäckwagen in die Kniekehlen gerammt und sie dabei fast umgebracht«, unterbrach ihn Dirk heftig. »Sie ist mit dem Kopf auf die Steine geknallt. Daher der Bluterguss.« Erregt deutete er auf Anitas Stirn.
    Jill musterte diese mit Besorgnis. »Die Beule sieht wirklich hässlich aus. Wie fühlst du dich? Ich könnte einen Arzt rufen.«
    Anita wehrte sie lächelnd ab. »Es geht schon wieder. Nur der Kopf brummt noch, und nein, ich habe keine Gehirnerschütterung.« Sie hob ihr Notebook aus dem Wagen und ging dann zur Heckklappe, um auch ihre Koffer zu holen, aber Maurice schob sie ohne viel Federlesens beiseite und hievte das Gepäck heraus.
    Â»Das Mindeste, was ich tun kann, ist, hier den Kofferkuli zu spielen.« Er grinste lausbubenhaft.
    Â»Wolltest du sonst noch etwas von mir?«, fragte Jill.
    Â»Ma sagt, dass du ihr ein Rezept versprochen hast. Wofür, weiß ich allerdings nicht.«
    Â»Rezept? Ach ja, richtig, für eine Fruchtcharlotte. Es liegt irgendwo in meinem Büro. Aber jetzt ist der Zeitpunkt wirklich ungünstig. Ich werde es ihr bei Gelegenheit abschreiben und per E-Mail schicken, okay? Ziko wird euch zu Anitas Bungalow begleiten und dich zurückbringen …«
    Â»Ist nicht nötig«, unterbrach Maurice sie und hob einen Hemdzipfel hoch. Aus seinem Hosenbund ragte der Griff einer Pistole. »Und du weißt, dass ich weiß, wie Löwen ticken.«
    Anita fuhr herum. »Löwen?« Ihre Stimme quietschte plötzlich. »Gibt es um die Lodge und das Gebiet herum, auf dem die Bungalows stehen, etwa keine Zäune?«
    Â»Die äußeren Grenzen sind mit einem elektrischen Zaun gesichert, innerhalb Inqabas gibt es keine Zäune«, erklärte Jill und bemühte sich, beruhigend zu klingen. Ab und zu gab es Gäste, die es aufgrund dieser Information vorzogen, wieder abzureisen. »Deswegen darf niemand nachts allein hier herumlaufen. Wenn du deinen Bungalow verlassen willst, ruf bitte im Haupthaus an, dann kommt ein Ranger und holt dich ab.«
    Â»Und die werden dann mit einem hungrigen Löwen fertig? Oder sind das alles zahme