Jenseits von Timbuktu
wissen wollte. Ihr Gesicht glühte vor Erleichterung. Das Verlangen, ihn zu küssen, ihm in der Privatsphäre ihres Schlafzimmers
zu sagen, was er für sie war, hob sie sich für später auf. Sie begnügte sich mit einem schnellen Kuss, bevor sie Dirk die Hand reichte.
»Hallo, Dirk. Wie schön, dass du es endlich geschafft hast, uns zu besuchen.« Wie Nils sprach sie Deutsch. Der Gründer von Inqaba , Johann Steinach, stammte aus dem Bayerischen Wald, seine Frau Catherine aus dem Norden Deutschlands. Ihre Nachfahren pflegten diese Sprache. Jeder von ihnen konnte sie sprechen.
»Ich höre seit Jahren von dir, und natürlich von dem legendären Saufgelage auf der Hamburger Parkbank. Du musst mir unbedingt einmal deine Version erzählen.«
»Es ist mir eine ganz besondere Freude.« Dirk Konrad hielt ihre Hand etwas zu lange fest, ehe er sich seinem Freund zuwandte. »Erzähl du mir nie wieder etwas davon, dass du mich beneidest.« Er schaute an Nils vorbei. »Sind das etwa eure Kinder?«
Nils drehte sich um. Kira und Luca, beide in kurzem Höschen und hellem T-Shirt, beide mit einem Plüschtier unter dem Arm, waren ihnen wohl unbemerkt durch den Blättertunnel gefolgt. »Das sind sie allerdings, und allein haben sie hier eigentlich nichts zu suchen. AuÃerdem sollten sie schon längst im Bett sein. He, ihr Rabauken, ihr wisst, dass ihr im Dunklen nicht allein rumlaufen sollt.«
Kira hörte unbeeindruckt zu. »Ziko läuft da hinten rum, und der hat ein Gewehr.« Sie sah zu Dirk hoch. »Ist das der Freund, auf den du dich so gefreut hast?«
»Das ist er«, lächelte Nils und verwuschelte ihr zärtlich die schimmernden Locken.
Kira streckte dem Kameramann die Hand hin. »Guten Tag, ich bin Kira Rogge.« Sie schob Luca vor, der den Daumen in den Mund gesteckt hatte und verlegen dreinschaute. »Das ist mein Bruder Luca. Wie heiÃt du?«
Dirk nahm lächelnd Kiras Hand und ging vor ihr in die Hocke. »Dirk heiÃe ich. Guten Tag, Kira, wie schön, dich kennenzulernen  â und hallo, Luca.«
»Hallo«, sagte der Kleine, nahm aber dabei seinen Daumen nicht aus dem Mund.
Jill hob ihr Funkgerät. »Ich rufe Duduzile an, damit sie die Kinder abholt. Die beiden stehen auch jetzt in den Ferien mit der Sonne auf und sollten deswegen längst im Bett sein.« Eine Frauenstimme meldete sich auf Zulu, Jill sprach ein paar Worte in derselben Sprache und schaltete das Gerät dann wieder aus. »Duduzile ist gleich da«, sagte sie und steckte das Gerät an den Gürtel.
»Ich sterbe vor Hunger«, sagte Andy Kaminski unwirsch. »Bekommen wir hier noch was zu essen?«
Jill wandte sich dem rothaarigen Kameraassistenten zu und lachte. »Natürlich. Hallo, ich bin Jill Rogge. Mir gehört die Lodge.« Sie reichte ihm die Hand, die er heftig schüttelte. »Wir haben für euch auf der Veranda gedeckt. Ich hoffe, ihr seid wirklich hungrig. Thabili, meine Oberkellnerin und Küchenmanagerin, und mein Koch Mario haben hemmungslos alle unsere Essensvorräte für euch geplündert. Sie werden genug auffahren, um eine ganze Armee zu verköstigen.«
Dirk streckte beide Arme in die Höhe und atmete mit zurückgelegtem Kopf die würzige Abendluft ein. Die schwere SüÃe der Frangipaniblüten kam durch die Dunkelheit herübergeweht. »Himmel, so ähnlich muss das Paradies riechen. Bin ich froh, endlich hier zu sein! Du kannst dir nicht vorstellen, was da in Upington los war. Die Flughafenhalle sah aus, als wäre sie ein Kriegsschauplatz. Ãberall lagen halbe Leichen herum, es stank nach Kotze und anderen unangenehmen Sachen.« Er schüttelte sich theatralisch.
»Lebensmittelvergiftung, hab ich gehört.«
»Aber wie, kann ich dir sagen. AuÃer mir hat nur Andy, der
Regisseur und unsere Hauptdarstellerin nicht in diesem versifften Schnellrestaurant gegessen. Und unsere Autorin hier natürlich.« Während er sprach, hatte er Anita vom Beifahrersitz geholfen. »Anita, das ist mein Freund Nils. Wir kennen uns schon furchtbar lange, und das ist Jill, seine Frau. Und das sind ihre ganz und gar hinreiÃenden Sprösslinge.«
Bei seinen Worten kicherte Kira und vollführte strahlend einen Knicks.
Anita begrüÃte die Rogges mit Handschlag. »Wie schön, euch kennenzulernen. Ich heiÃe Anita.« Dann beugte sie sich zu den Kindern
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