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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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wuchern lassen, damit es ein bisschen verwildert aussieht.«
    Jill schob ihren Sonnenhut hoch und schaute ihn an. »Oh, tut das, unbedingt. Dann wird es wirklich afrikanisch. Jede Schlange der Umgebung wird sich dort rotzwohl fühlen.«
    Â»Schlangen?« Dirk betrachtete das saftige Grün. Dann feixte er. »Hm! Wäre eine Idee. Marina mit einer Python um den Hals. Du kennst die Leute?«
    Jill lehnte mit gekreuzten Beinen am Wagen. »Seit ich denken kann. Wenn du möchtest, rufe ich Maurice oder Lia an und verabrede einen Termin für dich.«
    Â»Perfekt. Danke.« Dirk kletterte von dem Felsen herunter. »Ich bin gespannt, wie es von der anderen Seite aussieht. Gibt es noch mehr pittoreske Farmhäuser hier, die schon ein wenig Patina haben?«
    Jill überlegte kurz. »Kiras beste Freundin lebt hier in der Nähe. Ihre Eltern besitzen eine Farm, schon in vierter Generation. Sie grenzt auch an Inqaba  … aber ich glaube, die passt nicht … Sie ist zu sehr auf Business ausgerichtet, wenn du verstehst, was ich meine. Ich wüsste da aber noch eine andere.«
    Dirk war mittlerweile wieder eingestiegen, und sie dirigierte ihn weiter über die Schotterstraße. Nach einer halben Stunde hielten sie an einem Tor. Dahinter schlängelte sich eine Auffahrt zu einem riedgedeckten, zweistöckigen Haus. Es war zur Hälfte von einem Nutzgarten mit Mangobäumen und mehreren Reihen Papayabäume umgeben, die fußballgroße, goldgelbe Früchte trugen. Der übrige Garten war verwildert. Auf der linken Seite, von überschäumenden rosa Bougainvilleen fast verdeckt, gab es einen Anbau, offenbar eine Doppelgarage.

    Im Schatten der breiten Veranda saß ein älterer Mann  – nussbraun gebrannt, in Shorts, Khakihemd und Wildlederstiefeln  – in einem Schaukelstuhl. Er rauchte Pfeife und starrte unter der tief heruntergezogenen, breiten Krempe seines Safarihuts misstrauisch zu ihnen herüber. Ein halbes Dutzend schön gezeichneter, teils meterlanger Pythonhäute zierten die Hauswand, dazu noch die Häute anderer Schlangen.
    Â»Er heißt Napoleon de Villiers«, flüsterte Jill. »Wenn du ihn bei seinem Spitznamen Nappy nennst, spielst du mit deinem Leben. Das dürfen nur seine engsten Freunde.« Dann ließ sie das Fenster herunter. »Guten Tag, Leon, geht es dir gut?«, rief sie laut.
    Die Antwort war ein unwirsches Brummen. Der Mann, der Napoleon hieß, hatte nicht einmal die Pfeife aus dem Mund genommen. Seine einzige Reaktion bestand daraus, den Safarihut mit zwei Fingern aus der Stirn zu schieben und seine schwarzen Augen zu unfreundlichen Schlitzen zusammenzukneifen.
    Â»Ist der immer so reizend aufgelegt?«, murmelte Dirk mürrisch. »Das verspricht von Anfang an Schwierigkeiten.«
    Â»Heute hat er seinen guten Tag.« Jill kicherte und stieg aus. »Du solltest ihn mal erleben, wenn er schlecht drauf ist. Dann holt er sein Jagdgewehr, und gelegentlich benutzt er es auch. Wartet mal hier, ich rede mit ihm.« Sie drückte sich ihren Sonnenhut tiefer ins Gesicht und ging über den schmalen Plattenweg die kurze Treppe hinauf zu dem Alten. Der Alte nahm die Pfeife kurz aus dem Mund und hob sie in einer Art Salut. Sie beugte sich hinunter zu ihm und begrüßte ihn mit einem Wangenkuss. Dann erklärte sie ihm ihr Anliegen. Das unwirsche Brummen, das sie von ihm als Antwort erhielt, interpretierte sie als Zustimmung und winkte Anita und Dirk heran. Als beide die Treppe hochstiegen, stellte sie ihre Gäste mit einer Handbewegung vor.
    Â»Das ist Dirk Konrad, der Kameramann. Er hat schon viele berühmte Filme gedreht und findet dein Haus sehr interessant.
Wenn es der Vorstellung des Regisseurs entspricht, wird die ganze Welt dieses Haus sehen. Das wär doch was, oder?«
    Wieder stieß der Hausherr ein unverständliches Brummen hervor. Dann nahm er überraschend die Pfeife aus dem Mund und lüftete den Hut. Seine Züge waren scharf geschnitten, das weiße Haar drahtig und eng an den Kopf gekräuselt. »Und wer ist die Hübsche da?« Er zeigte auf Anita.
    Â»Anita Carvalho«, stellte die sich selbst vor. »Ich habe das Buch geschrieben, nach dem der Film gedreht wird.«
    Â»Also kein Filmstar? Was für eine Verschwendung. Sie sind viel zu hübsch für einen Bücherwurm.« Er nahm die Pfeife wieder zwischen die Zähne und nuckelte schweigend daran,

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