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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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während er sie in aller Ruhe musterte.
    Anita wich seinem Blick nicht aus.
    Jill wedelte ungeduldig den scharfen Tabakqualm vor ihrem Gesicht weg. »Irgendwann bringt dich dieser Knaster um, Leon.«
    Â»Klar, irgendwann.« Leon grinste rechts und links vom Pfeifenstiel. »Aber irgendwann ist nicht jetzt. Vielleicht nie. Wer weiß?«
    Â»Irgendwann kommt schneller, als man denkt«, schoss Jill zurück. »Wie ist es? Kann Dirk ein paar Aufnahmen machen?«
    Â»Hmpf. Heute auf keinen Fall. Übermorgen. Vielleicht. Oder überübermorgen. Ich muss mich erst hübsch machen. Und nur wenn sie mitkommt.« Er deutete mit dem Pfeifenstiel auf Anita.
    Dirk warf Anita ein Lächeln von der Art zu, das er nach seinen Erfahrungen mit anderen Frauen für unwiderstehlich hielt. Anita allerdings zeigte sich völlig unbeeindruckt.
    Â»Wenn du mich vorher noch einmal zu Maurice’ Farm fährst, gleich morgen, dann komme ich«, flüsterte sie ihm zu.
    Die fehlende Reaktion auf seinen Charmeangriff traf ihn. Sein Lächeln verlor etwas von seinem Strahlen. »Erpressung auf ganzer Linie.« Er wandte sich Jill zu. »Und was muss ich für dich tun, damit du ihn dazu bekommst, mir Aufnahmen zu ermöglichen?«
    Â»Jeden Abend eine beeindruckende Rechnung an der Bar machen.« Die Eigentümerin Inqabas lachte vergnügt.
    Â»Da sehe ich keinerlei Schwierigkeiten.« Dirks Zähne blitzten weiß in dem tief gebräunten Gesicht. »Ich werde dafür sorgen, dass unsere Crew Inqaba trocken trinkt. Wart’s ab. Es sind einige Bayern darunter.« Er wandte sich an den alten Mann. »Danke, Sir. Wann würde es Ihnen übermorgen passen? Es wäre ehrlich gesagt am besten am frühen Vormittag. Da ist das Licht am besten.«
    Napoleon de Villiers knurrte seine Zustimmung, fing wieder an zu paffen und ignorierte die drei Besucher betont, ließ aber mit offensichtlichem Genuss seine Augen an Anitas eleganten Beinen herauf- und herunterlaufen. »Aber nur mit ihr, verstanden?«
    Â»Versprochen.« Dirk grinste. »Und wenn ich sie an den Haaren herbeischleifen muss.«
    Anita verdrehte die Augen. »Vergiss deine Keule nicht. Jeder ordentliche Neandertaler, der etwas auf sich hält, muss eine haben.«
    Napoleon de Villiers’ bellendes Lachen klang Dirk noch in den Ohren, als die Autotüren hinter ihnen zufielen.
    Â»Es ist ja bereits vier«, stellte Anita erstaunt fest. »Ich habe gar nicht mitbekommen, wie die Zeit vergangen ist.«
    Die Sonne schien schon schräg durch die Windschutzscheibe und blendete stark. Alle drei setzten dunkle Brillen auf. Dirk klappte zusätzlich die Sonnenblende herunter, wendete den Geländewagen und fuhr über die Schotterstraße, auf der lebhafter Gegenverkehr herrschte, heimwärts. »Na, dieser … Leon ist ja eine merkwürdige Type«, bemerkte er. »Hoffentlich bessert sich seine Laune, und er lässt mich die Fotos machen, die ich möchte. Würde es ihn zugänglicher machen, wenn ich ihm einen Schein zustecke?«
    Jill lachte vergnügt. »Nappy ist uralter Natal-Adel. Habt ihr die Pythonhäute an der Hauswand gesehen? Sein Vorfahr Daniel de Villiers, aus gutem Grund der Schlangenfänger genannt, hatte
sich mit einer wütenden Puffotter angelegt, wurde in den Zeigefinger gebissen und überlebte nur, indem er den Finger an einen Baum legte und ihn kurzerhand abschnitt, ehe sich das Gift in seinem Körper ausbreiten konnte. Danach brachte er aus Rache jede Schlange um, die ihm begegnete, und zog ihr die Haut über den Kopf. Die Häute hat er dann zu Leder gegerbt und in Paris für sündhaftes Geld an die Modefatzkes, wie er sie nannte, verkauft. Richtig Geld aber hat er mit Elfenbeinhandel verdient, und zwar so viel, dass seine Nachfahren sich mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigen konnten und ihre Zeit nicht mit Geldverdienen verschwenden mussten. Nappy züchtet Kois. Der Schlangenfänger war übrigens mit meinem Urururgroßvater Johann dick befreundet, und ich kenne Nappy seit meiner Geburt.«
    Dirk zog scharf nach links, um ein weißes Sammeltaxi vorbeizulassen, das so dicht an Jills Seite vorbeifuhr, dass sie vor Schreck leise aufschrie. Der Kleinbus war so brechend voll, dass es ihr unmöglich erschien, dass die Insassen noch Platz zum Atmen fanden. Sie zählte dreiundzwanzig dunkle Gesichter, die sie teilnahmslos durch

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