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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Sie versuchte es noch ein paarmal, aber es war offensichtlich niemand zu Hause. Gerade als sie sich enttäuscht umwandte,
um zurück zum Wagen zu gehen, erschütterte ein Gebrüll die Stille, das die Erde selbst erzittern ließ. Anita schrie vor Schreck auf und stürzte zum Auto. Sie warf sich auf den Vordersitz, schlug die Tür zu und drückte den Türsicherungsknopf herunter. »Was war das?«, japste sie.
    Â»Ein Löwe«, antwortete Jill mit einem kleinen Lächeln in den Mundwinkeln.
    Anita fuhr herum. »Was meinst du mit Löwe? Ein echter?« Ihre Stimme stieg, ihr Blick jagte über die Umgebung.
    Â»Ein Plüschtier ist es nicht«, gab Jill fröhlich zurück. Sie fand es immer rasend komisch, wenn Touristen endlich aufging, dass Afrika kein Streichelzoo war. Das führte nämlich hin und wieder zu wirklich gefährlichen Situationen, wie neulich, als ein Österreicher überraschend aus dem Safariwagen sprang, um einen Büffel, der unter einer Akazie stand und damit beschäftigt war, schlecht gelaunt mit Schwanzschlägen Fliegen zu verjagen, aus der Nähe zu fotografieren. Nachdem es Philani und Mark gelungen war, den Mann in letzter Sekunde, bevor die lebensgefährlich spitzen Hörner des Büffels ihn erwischen konnten, an Bord zu hieven, stammelte der, dass der Büffel ebenso dumpf dreingeschaut hätte wie die Kühe seiner alpinen Heimat, und die seien friedlich.
    Anita warf noch immer wilde Blicke um sich und kontrollierte erneut, ob die Tür verschlossen war. »Jill, jetzt bitte mal im Ernst, was war das? Mir schlottern die Knie. Hier laufen Löwen doch nicht etwa frei herum?«
    Jill prustete los. »Nein, natürlich nicht. Es war bestimmt einer von Maurice’ Löwen. Er züchtet Löwen.«
    Anita fiel die Kinnlade herunter. »Löwen? Du liebe Güte! Um sie aufzuessen? Löwengulasch? Keule von Löwe an Rotweinjus?«
    Â»Nein, er züchtet sie, um sie an Wildreservate zu verkaufen.«
    Â»So wie man bei uns Hunde züchtet?«
    Â»Haargenau so. Er hat sogar ein paar reinweiße Löwen, die sehr begehrt sind. Damit macht er ziemlich viel Geld.«

    Anita musste diese Information offenbar erst einmal verdauen. »In Afrika ist wohl alles ein bisschen größer als bei uns. Die afrikanische Sonne brennt mir Blasen in die Haut, und wenn es regnet, ertrinkt das Land in einer Sintflut. Und bei Gewitter glaubt man, das Ende der Welt naht. Daran muss ich mich erst mal gewöhnen.« Sie lächelte. »Aber ich finde es aufregend. Ich fühle mich irgendwie lebendiger, plötzlich voller Energie.« Ihre Augen glänzten.
    Jill sah sie erstaunt an. Anita hätte sie nicht so eingeschätzt. Gedanklich hatte sie die Deutsche unter ›Stadtpflanze‹ abgelegt.
    Dirk, der in seiner Konzentration auf das Haus als mögliche Location ganz offensichtlich von der Unterhaltung nichts mitbekommen hatte, war ausgestiegen und beschäftigte sich damit, mehrere Fotos von dem Haus zu schießen. »Wie weit sind wir eigentlich von Inqaba entfernt? Gefahren sind wir ja ziemlich lange.«
    Â»Stimmt, die Straßenentfernung ist fast eine Stunde, tatsächlich aber liegt die Grenze von Inqaba nur wenige Hundert Meter von hier. Wir sind in weitem Bogen um Inqaba herumgefahren. Aber falls du vorhast, durch unser Land hierherzugelangen, vergiss es. Diesen nordwestlichen Teil von Inqaba benutzen wir als Rückzugsgebiet für unsere Tiere, wo sie niemand stört. Dort gibt es keine offiziellen Wege, keine Möglichkeit, mit dem Auto durchzukommen. Zwar gibt es entlang des Grenzzauns einen Serviceweg, aber der ist meinen Rangern und mir vorbehalten.«
    Â»Ach so, na ja, ich dachte nur, man könnte sich dann KwaDuma ersparen.«
    Â»Wenn du vormittags oder während der Mittagszeit dort durchfährst, dürfte es so gut wie ausgestorben sein. Gegen vier allerdings ist die ganze Gegend mit weißen Mini-Bussen verstopft, mit denen jene Glücklichen, die irgendwo Arbeit gefunden haben, nach Hause gebracht werden.«
    Â»Danke, daran werde ich denken. Das Haus könnte übrigens
für unseren Dreh passen«, rief er, während er auf einen Felsen kletterte. »Von hier ist die Perspektive wunderbar. Ganz wunderbar«, murmelte er. »Absolut cool. Vielleicht ein bisschen zu ordentlich. Der Rasen … sieht ja aus wie ein Golfrasen … Vielleicht sollten wir den

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