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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Weiteres nachvollziehen konnte.
    Dirk war mittlerweile vom Parkplatz abgebogen und fuhr die geteerte Straße entlang, die zum Eingangstor von Inqaba führte. Über dem Asphalt flimmerte die Hitze, dort wo kein Busch wuchs, trieben gelbe Staubschleier über spärliches Gras, Sandsteinfelsen ragten aus der blutroten Erde wie die gebleichten Knochen eines Skeletts. Über allem wölbte sich der brennend blaue Himmel.
    Jill war verstummt. Zwei tiefe Sorgenfalten erschienen auf ihrer Nasenwurzel. »Wir brauchen Regen«, murmelte sie. »Herr im Himmel, brauchen wir Regen! Sonst gibt es hier wieder das große Sterben.«
    Â»Wie meinst du das?« Dirk verlangsamte das Tempo, um einem Zebra zu erlauben, die Straße zu kreuzen.
    Â»Wenn es nicht bald regnet, und zwar wirklich ergiebig, trocknen die Wasserlöcher aus, die Tiere verdursten, und Inqaba verwandelt sich in einen Friedhof. Am Ende sterben auch Menschen in der Region, weil ihre Ernte vertrocknet ist. Dann liegt über dem ganzen Land der Gestank von Tod und Verwesung. Man kann ihm nicht entkommen und bekommt ihn wochenlang nicht mehr aus der Nase. Ihr könnt euch das nicht vorstellen.
Es ist grauenvoll …« In verzweifeltes Schweigen versunken, starrte sie hinaus.
    Schweigend fuhren sie weiter, bis sie kurz darauf das Tor erreichten. Der Wächter salutierte und ließ die Schranke hoch. Der Asphaltbelag brach ab, und die Reifen des schweren Wagens knirschten auf Sand und Geröll. Dirk musste in den zweiten Gang schalten, um die Schlaglöcher sicher zu umfahren. Rechts und links wucherte hohes Gras und Buschwerk bis an den Rand der Sandstraße, und gelegentlich erhaschte Anita einen Blick auf Rundhütten und Viehgatter, in denen ein paar Rinder unter Schattenbäumen dösten.
    Â»An der nächsten Abzweigung musst du dich rechts halten, Dirk«, wies ihn Jill an. »Danach bei der nächsten Kreuzung links und der Straße durch den Ort namens KwaDuma folgen. Alles Weitere erkläre ich dir dann.«
    Dirk befolgte ihre Anweisung. Hier war die Straße wohl ehemals geteert gewesen, mittlerweile aber zu einer Schotterstraße verkommen. KwaDuma stellte sich als nichts weiter als eine Ansammlung von grasgedeckten Rundhütten, Bretterverschlägen und ein paar heruntergekommenen Steinhäusern heraus, in deren Zentrum ein Sandplatz lag, auf dem ein Wochenmarkt abgehalten wurde. Im Schatten der ausladenden Zweige zweier dicht belaubter Bäume hatten Marktfrauen ihr Angebot ausgebreitet. Ananas, Avocado und rotbäckige, goldgelbe Mangos, und auch afrikanische Schnitzereien. Zwei Hühner hingen, an den Beinen zusammengebunden, kopfüber von einem Baum, an dessen Stamm mehrere Ziegen angekettet waren. Lustlos meckernd scharrten sie im Dreck.
    Auf einer Anhöhe  – in einiger Entfernung hinter den Hütten, inmitten weiter Flächen hart gebackener, roter Erde, auf denen hier und da spärliche Grasbüschel ums Überleben kämpften  – thronte ein flaches Haus mit riesigen Panoramafenstern und einer Windrose auf dem Dach, das mit unzähligen Anbauten über
den Hügel wucherte wie Seepocken über einen Felsen. Um das Haus herum lag als grüner Gürtel ein liebevoll gepflegter Garten. Flammend rote Bougainvilleen rankten hinauf aufs Dach, Baumstrelitzien, grüne Palmenwedel und die lila und rosa Blütenbüschel der Tibouchinabäume leuchteten über der von einem elektrischen Zaun gekrönten hohen Mauer. Vor dem automatischen Tor aus Stahlgestänge saß ein uniformierter Schwarzer mit Buschschlapphut und einer großen Pistole an der Seite. Das Ganze wirkte in dieser sonnenverbrannten Landschaft so real wie eine Fata Morgana.
    Beeindruckt ging Anita ein paar Schritte zur Seite, um einen besseren Blick auf das erstaunliche Gebäude zu bekommen. »Wer wohnt denn da? Ein solches Haus in dieser Gegend …«
    Â»Das? Ein Bauunternehmer hat es für sich und seine Familie gebaut.«
    Â»Ein … kein … ich meine, so ein Haus … ist er ein Schwarzer?« , stotterte sie verlegen.
    Â»O ja … ein waschechter Zulu.«
    Eine Ziege lief Dirk vor den Kühler, und er musste in die Bremsen steigen. Anita konnte sich gerade noch am Armaturenbrett abstützen, sonst wäre sie mit dem Kopf dagegengeschlagen. »Himmel, du blödes Vieh«, brüllte Dirk und schaute dann zu ihr hinüber. »Hast du dir

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