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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Hoffentlich ist es genug, und hoffentlich fallen wir hinterher nicht in ein schwarzes Loch, wenn die WM-Karawane weitergezogen ist. Unsere Regierung gibt Milliarden Rand für die Fußballweltmeisterschaft aus. Milliarden, die eigentlich benötigt werden, um die sozialen Feuer zu löschen. Da kommt Wut auf, und irgendwann folgt die Explosion, und davor haben viele Angst.« Sie deutete hinaus. »Wir sind fast in KwaDuma.«
    Dirk nahm den Fuß vom Gas. Das protzige Haus auf dem Hügel funkelte wie ein monumentaler Diamant in den Sonnenstrahlen, auf der langen Auffahrt glitzerte eine Kette der oberen Modellreihen der Topmarken auf dem Automobilmarkt.
    Â»Himmel, gibt es hier Geld. So was sieht man drüben vielleicht auf Sylt am Strönwai oder in Portals Nous auf Mallorca«, brummte er. »Irgendetwas mache ich in meinem Leben falsch.«
    Â»Im Haus oben wird die Hochzeit der Enkelin des Häuptlings, ein ANC-Urgestein, mit einem Topmann vom ANC gefeiert«, erklärte Jill. »Da spielt Geld keine Rolle. Geld gibt’s genug hier. Für einige wenige jedenfalls.«
    Als sie sich KwaDuma näherten, konnte Anita schon von Weitem erkennen, dass die Marktfrauen ihre Stände abgebaut hatten und der Marktplatz friedlich und so gut wie menschenleer in der sinkenden Sonne lag. Ein paar herrenlose Hunde streunten herum und fraßen das wenige, was die Leute weggeworfen hatten. Eine Schar winziger, rotschnäbliger Vögel badete in der Pfütze, wo jemand einen Eimer rostiges Wasser ausgekippt hatte.
    Jill lachte unvermittelt laut los und deutete auf zwei flache, ungeheuer teuer aussehende Sportwagen, die auf dem Sandplatz einen perlmuttfarbenen Mercedes der S-Klasse flankierten. Einer war feuerwehrrot, der andere butterblumengelb lackiert. »Ach je, da oben sind offenbar sämtliche sogenannten A-Promis versammelt, um die alten Sandkastenspiele zu spielen. Du weißt
schon  – meiner ist größer als deiner, und ich kann weiter als du. Hier ist es halt in Pferdestärken umgesetzt.« Ihre Stimme troff vor Sarkasmus. »Denen spritzt das Testosteron doch schon aus den Poren, wie man sieht.«
    Â»Wer fährt denn hier Ferrari und Lamborghini?«, fragte Dirk und ging mit der Geschwindigkeit herunter, um die Sportwagen mit erkennbarem Neid zu mustern. »Die kommen auf diesen Straßen hier doch nie aus dem ersten Gang heraus.«
    Die Antwort folgte auf dem Fuße. Zwei Männer, sehr wohlgenährte Zulus, stürmten zwischen den Hütten hervor auf den Platz, fuchtelten wild mit den Armen herum  – glänzende Golduhren am Handgelenk, erbsengroße glitzernde Diamanten an den Fingern und breite Goldketten am Hals  – und brüllten sich mit einer stakkatoartigen Folge von Klicks und Zischlauten auf Zulu an. Der im weißen Anzug ballte seine Faust mit dem scharfkantigen Diamanten am kleinen Finger und hielt sie dem anderen unter die Nase, worauf zwei Riesenkerle in zu engen schwarzen Anzügen mit gezogener Pistole auf den Platz rannten und sich neben den Mann stellten. Der Angreifer fauchte etwas, schnippte mit den Fingern, und im Nu wurde auch er von zwei Riesenkerlen eingerahmt. Auch sie barsten schier aus ihren schwarzen Anzügen, auch sie hielten eine Pistole in der Faust.
    Â»Ist das nicht zu albern für Worte?«, flüsterte Jill Anita ins Ohr. Ȇbrigens ist der Typ im weißen Anzug ein ehemaliger ANC-Hitman …«
    Dirk drehte sich halb zu ihr um. »Hitman  – du meinst doch nicht ein Auftragskiller?«, fragte er und musterte den Mann ungläubig.
    Jill nickte. »Allerdings. Mitte der Neunziger wurde er ursprünglich für acht Morde zu über sechzig Jahren Gefängnis verurteilt  – sein Glück, dass die neue Regierung die Todesstrafe gerade abgeschafft hatte  –, dann hat er aber vor der Wahrheits-Kommission alles zugegeben und Reue gezeigt, ein paar Krokodilstränen
vergossen und die Hinterbliebenen um Verzeihung gebeten  – und das war’s. Er wurde amnestiert und ist nun ganz oben auf jeder Einladungsliste der neuen Durbaner Gesellschaft, hat mehrere Firmen gegründet, die auf wundersame Weise alle großen Ausschreibungen gewinnen. Er kann sich im Geld suhlen.« Ihre Stimme troff vor Hohn.
    Jetzt sprang der im weißen Anzug in den Ferrari, der andere in seinen gelben Lamborghini. Die Motoren röhrten auf, die Wagen schossen

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