Jeremy X
dich kaum durch ein Rudel von Manpower genmodifizierten Supersoldatinnen abschrecken lassen würdest, schließlich hat man dich darauf gedrillt, beim Gewichtheben keine Hanteln zu benutzen, sondern gleich Elefanten.«
»Sehr witzig. Wobei ich zugeben muss, die Vorstellung, es mit einem Rudel Ex-Schwätzern zu tun zu bekommen, erfüllt mich nicht gerade mit Grausen. Aber ich mache es trotzdem nicht, Jeremy.« Hastig: »Und selbst wenn ich wollte, ist dafür einfach keine Zeit. Wenn dieser Plan, den Cachat und Zilwicki sich zurechtgelegt haben, überhaupt funktionieren soll, dann muss ich zurück nach Parmley Station.«
»Warum das denn?«, wollte Jeremy wissen. »Dein Trupp kann doch auch ganz alleine dafür sorgen, dass die Station auf Vordermann gebracht wird. Du wirst da doch überhaupt nicht gebraucht.«
»Das kann ja sein - aber die kommen nicht an den Frachter, den sie benötigen. Dafür braucht man ernstzunehmende finanzielle Unterstützung, und das bedeutet, ich muss mich wieder auf Beowulf melden.«
»Ach, das ist doch Unfug! Wir reden hier doch nicht von einem Kriegsschiff, Hugh - verdammt, wir reden noch nicht 'mal von einem sonderlich großen Frachter. Gesamtgewicht vielleicht eine Million Tonnen. Und wenn das Schiff so heruntergekommen ist, wie wir das gerne hätten, sollten wir es wirklich billig bekommen können. Das Geld können Cachat und Zilwicki sogar alleine aufbringen. Wahrscheinlich könnte Zilwicki das sogar ganz alleine übernehmen, sodass es nicht einmal erforderlich wäre, auf havenitische Gelder zurückzugreifen. Seine Freundin ist eine der wohlhabendsten Frauen im ganzen Sternenkönigreich.«
Hugh hatte die kleine Rede seines Gegenübers mit wachsender Ungeduld über sich ergehen lassen. »Jetzt komm schon, Jeremy! Spiel hier doch nicht den Unschuldsengel. Du weißt genau, dass es hier gar nicht so sehr ums Geld geht - es geht darum, das Geld so zu waschen, dass kein Manpower-Agent auch nur die geringste Spur davon zu uns zurückverfolgen kann. Und das kann niemand so gut organisieren wie der Geheimdienst von Beowulf.«
Jeremy lehnte sich in seinem Sessel zurück und bedachte Arai mit einem kühlen Lächeln. »Nein, eigentlich sind die überhaupt nicht die Besten. Ich gebe gerne zu, dass Beowulf darin wirklich gut ist - aber du hast vergessen, dass wir weniger als eine Woche Fahrtzeit vom unangefochtenen Galaxis-Champion der Geldwäsche entfernt sind. Und die stehen zufälligerweise mit Torch auf sehr gutem Fuß.«
Hugh öffnete den Mund und ... schloss ihn wieder. Dann öffnete er ihn erneut und ... schloss ihn noch einmal.
»Ha!«, höhnte Jeremy. »Du hast die Erewhoner vergessen, was? Bei denen ist es noch gar nicht allzu viele Generationen her, dass sie allesamt Gangster waren, Hugh. Und das Einzige, was wirklich passiert ist, nachdem sie ›ehrbar‹ wurden, das ist, dass sie noch besser geworden sind, was die Geldwäsche anbetrifft. Ging natürlich auch gar nicht anders.«
Er blickte aus dem Fenster und betrachtete die üppige Landschaft, die drei Stockwerke unter ihnen lag. »Wir müssen denen nur das Problem schildern - Walter Imbesi, um genau zu sein, wenn wir nicht mit dem offiziellen Triumvirat reden wollen. Dann bekommst du deinen Tramp-Frachter innerhalb von weniger als zwei Monaten geliefert, zusammen mit einwandfreien Papieren - und kein einziges Bauteil davon lässt sich irgendwie nach Torch, Manticore, Haven oder Beowulf zurückverfolgen. Oder eben Erewhon. Und eine Mannschaft, die sich nicht zurückverfolgen lässt, hast du ja schon.«
Langsam erhob sich Hugh und trat an das Fenster heran; währenddessen dachte er angestrengt nach. Es stimmte schon, Jeremys Plan war besser als alles, was selbst die Geheimdienste von Beowulf ersinnen könnten. Angenommen, Cachat und Zilwicki wollten sich tatsächlich auf diese äußerst gefährliche Mission begeben - das war bislang noch nicht endgültig entschieden -, dann hätten sie die beste Notfall-Fluchtroute, die man sich nur denken konnte.
Im Mesa-System befanden sich die Hauptquartiere einer gewaltigen Anzahl interstellar tätiger Konzerne, daher gingen dort auch in gewaltigen Mengen Frachtschiffe ein und aus. Nicht ganz so viele wie im Manticore-System oder bei Sol oder einigen anderen der etablierten alten Sternsysteme im Kern der Liga, aber doch schon beinahe so viele.
Gewiss, der Sicherheitsdienst von Mesa war ziemlich ungebärdig, aber auch er war gezwungen, innerhalb gewisser rechtlicher Grenzen zu handeln.
Weitere Kostenlose Bücher