Jeremy X
Dr. Wix ein.
»In beiden Fällen«, fuhr Kare fort, »haben sie dann schon ihre Rückreise durch den Hyperraum angetreten. Aber es könnte eben seine Zeit dauern, bis sie wieder hier eintreffen.«
»Wie lange?«, setzte Berry nach.
Gleichzeitig zuckten beide Physiker mit den Schultern. »Das können wir einfach nicht sagen«, antwortete Kare.
Berry schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, das habe ich blöd ausgedrückt. Ich hätte fragen sollen: Was ist ein realistischer Zeitrahmen, angesichts von bisherigen Erfahrungen?«
Wix fuhr sich mit dem Finger durch sein langes, dichtes blondes Haar. »Wenn es eine kurze Strecke ist: ein paar Tage. Aber das halte ich für unwahrscheinlich. Das andere Extrem wäre ... Naja, die längste verzeichnete Reise - zumindest die längste, die anständig dokumentiert ist -, die ein Wurmloch-Vermessungsschiff durch den Hyperraum zurückgelegt hat, betrug etwas weniger als vier Monate.«
»Einhundertunddreizehn Tage, um genau zu sein«, ergänzte Kare. »Das war das solarische Schiff Tempest ... wann war das noch? 1843, TJ?«
Wix nickte, und Berry verzog gequält das Gesicht. »Vier Monate!«
Kares besorgte Miene wich nun einem beruhigenden Lächeln. Zumindest unternahm der Wissenschaftler einen halbwegs erfolgreichen Versuch, beruhigend zu lächeln. »Es ist gar nicht so schlimm, wie es klingt. Zum einen ist das nicht mit allzu vielen Gefahren verbunden. Wie Captain Zachary vor ihrem Aufbruch schon gesagt hat, sind Vermessungsschiffe auf die Möglichkeit ausgelegt, etwas Derartiges könne passieren. Sie haben eine hinreichend große Reichweite und auch ein entsprechendes Lebenserhaltungssystem.«
»Absolut«, stimmte Wix zu und nickte nachdrücklich. »Das Einzige, worum man sich bei einer solchen Reise wirklich Sorgen machen müsste, das ist die Langeweile, Eure Majestät. So groß ist das Schiff ja schließlich auch nicht.«
Ihr Versuch, die junge Königin zu beruhigen, misslang. Berry verzog das Gesicht, als sie sich vorstellte, fast vier Monate lang in einer derart kleinen künstlichen Welt eingesperrt zu sein.
»Aber natürlich wurde auch das bei der Konstruktion der Vermessungsschiffe berücksichtigt«, setzte Kare ein wenig arg hastig hinzu. »Ich kann Ihnen versichern, Eure Majestät - ich spreche hier aus persönlicher Erfahrung -, dass ein Vermessungsschiff, was Unterhaltungsmöglichkeiten anbetrifft, ebenso viel zu bieten hat wie eine große Stadt. Na ja ... natürlich alles nur Aufzeichnungen. Aber was Lesestoff betrifft, finden Sie da alles, wonach es Ihnen nur gelüsten könnte, und Gleiches gilt für Vids, Spiele, Musik ... was man eben möchte.«
»Ganz gewiss«, bestätigte Wix. »Bei einer langen Vermessungsreise hatte ich die Gelegenheit - und das war bestimmt eine einmalige Gelegenheit -, mir sämtliche Folgen von The Adventures of Fung Ho anzusehen.«
Berry riss die Augen auf. The Adventures of Fung Ho war die längste Serie der Menschheitsgeschichte - von irgendwelchen Soap Operas einmal abgesehen, natürlich. Insgesamt gab es siebenundvierzig Staffeln.
»Sämtliche Folgen? Das sind ja ...« Berry hatte schon immer ein gewisses Händchen für mathematische Überlegungen gehabt, und so überschlug sie rasch die Zahlen. »Das sind mehr als tausend Stunden. Eintausendvierunddreißig, um genau zu sein, aber ich glaube, es gab ein paar Jahre, in denen es pro Staffeln ein paar Folgen weniger gab.«
Wix nickte. »Drei Staffeln waren das. 1794 gab es einen Schauspielerstreik, deswegen war die Staffel fast ein Drittel kürzer. 1802 haben dann die Autoren gestreikt - aber das hat nur ein paar Wochen gedauert. Und der größte Verlust, fast die halbe Staffel, kam dann 1809, als Lugh heftig bombardiert wurde und für die Dauer des sofort verhängten Ausnahmezustands praktisch jegliche Aktivität auf diesem Planeten zum Stillstand kam.«
Lugh war der dritte Planet des Sterns Tau Ceti; dort hatte man die weitaus meisten Folgen von The Adventures of Fung Ho aufgezeichnet. Der Planet war als Drehort für eine ganze Reihe von Vid-Serien sehr beliebt gewesen, vor allem bei Serien, in denen es um Abenteuer und Gefahren ging. Das lag an den abenteuerlichen Landschaften und mehr noch an der extravaganten Fauna und Flora dieser Welt. Bedauerlicherweise gab es im Tau-Ceti-System mehr als zehnmal so viel Weltraumstaub als etwa im Sol-System und den meisten anderen besiedelten Sonnensystemen. Die immense Scheibe aus Staub und Felsbrocken, die sich dort zusammenballte,
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