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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schon verabscheuen, und bei allen anderen wird das zu einem kollektiven gelangweilten Gähnen führen. Um Himmels willen, Mädchen, das werfen sie ihr doch schon seit Jahrzehnten vor. Ganz egal, für wie mordlüstern und wahnsinnig die Leute Jeremy X halten mögen, niemand hält ihn für einen Feind des Sternenkönigreichs. Während das bei mir wohl kaum außer Frage steht.«
    Nun hatte Berrys Gesichtsausdruck etwas Störrisches an sich. Es war unverkennbar, dass Victors Argumente sie nicht überzeugt hatten. Doch ihr Vater nickte. Sogar recht vehement.
    »Er hat recht, Berry. Natürlich hat er sich damit als in Wahrheit ganz furchtbar jämmerlicher Geheimagent entlarvt, denn wenn er auch nur einen Funken Einfallsreichtum oder Mumm hätte, dann hätte er sich die Zeit genommen, Cathy zu besuchen, solange sie hier war. Sogar richtig viel Zeit, um alles in seiner Macht Stehende zu tun, damit die Politik von Manticore noch viel schlimmer wird, als sie ohnehin schon ist.«
    Victor blickte ihn ruhig an und lächelte kühl. »Tatsächlich habe ich daran sogar gedacht. Aber ...«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es lässt sich schwer vorhersagen, wohin das letztendlich alles geführt hätte. In der Geschichte finden sich allzu viele Geheimagenten, die einfach zu clever waren, als gut für sie gewesen wäre. Es könnte auch anders kommen: Wenn Catherine Montaigne die Freiheitler fest im Griff hat - und einen untadeligen Ruf genießt -, dann mag sich in vielen, vielen Jahren herausstellen, dass das für Haven von Vorteil ist.«
    Anton entgegnete nichts. Doch er warf Victor ebenfalls ein sehr kühles Lächeln zu.
    »Und ... na gut«, gestand Victor ein. »Ich habe es auch noch aus einem anderen Grund nicht getan: Es wäre mir unangenehm gewesen.« Sein Gesichtsausdruck wurde jetzt ebenso störrisch wie der Berrys. »Und mehr werde ich zu diesem Thema nicht sagen.«
    Einen Moment lang musste Thandi sich sehr zusammennehmen, um nicht zu grinsen. Es gab Augenblicke, in denen Victor Cachats riesiger, unüberwindlicher Berg politischer und moralischer Prinzipien sie einfach nur amüsierte. Gerade, weil es die Prinzipien eines Mannes waren, der in einer Art und Weise skrupellos und kaltblütig sein konnte, dass es kaum vorstellbar war.
    Selbstverständlich würde Victor Cachat niemals offen aussprechen, dass ihm die Familie Zilwicki mittlerweile ans Herz gewachsen war, manticoranische Feinde hin oder her. Und er war ebensowenig in der Lage, ihnen bewusst Schaden zuzufügen, wie er außerstande war, einem Kind etwas zu Leide zu tun. Vielleicht wäre es anders, wäre Victor der Ansicht gewesen, es gehe hier um die Interessen von Haven. Aber einfach nur, um einen kleinen und vermutlich sehr vergänglichen Vorteil zu erlangen? So etwas würde er einfach nicht tun.
    Aber natürlich würde Thandi ihn damit niemals aufziehen. Nicht einmal später, wenn sie wieder unter sich wären. Mittlerweile kannte sie Victor gut genug um zu wissen, dass er sich einfach in ausgedehnter Verschleierungstaktik ergehen würde. Er würde komplexe, sehr subtile Argumente vorbringen, es sei durchaus zu Gunsten von Haven, wenn er weiterhin das persönliche Vertrauen der Zilwickis genieße, und es wäre schlichtweg töricht, dergleichen einfach nur für einige unbedeutende taktische Manöver zu opfern.
    Und vielleicht würde es sogar stimmen. Doch es wäre immer noch bloß eine Ausflucht. Selbst wenn Victor nicht glaubte, diese Lage hier könne langfristig zum Vorteil von Haven sein, hätte er sich keinen Deut anders verhalten. Und wenn diese Ausrede nicht mehr weiterhelfen würde, dann würde er sich eine neue überlegen.
    Das Mona-Lisa-Lächeln auf Anton Zilwickis Gesicht brachte Thandi zu der Annahme, der Manticoraner sei zu dem gleichen Schluss gekommen.
    Nun räusperte sich Anton, lautstark genug, um Queen Berry aus ihrer missbilligenden Haltung - die Hände in die Hüften gestemmt - aufschrecken zu lassen. »Aber wir sind nicht deswegen hierher gekommen. Victor, ich muss etwas mit dir besprechen.«
    Er nickte Prinzessin Ruth zu, die sich am anderen Ende des Raumes auf die Armlehne eines Sessels gehockt hatte. »Wir müssen etwas mit dir besprechen, sollte ich lieber sagen. Eigentlich war Ruth diejenige, die das Thema angeschnitten hat.«
    Ruth warf Victor ein nervöses Lächeln zu und rutschte auf der Armlehne ein wenig hin und her. Wie üblich war Ruth einfach zu zappelig, wenn es professionelle Dinge zu besprechen gab, um ruhig sitzenbleiben zu können.

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