Jeremy X
spezielle Pferdedieb hier bereits über die vertraulichen Informationen Bescheid weiß«, sagte er laut. »Wenn du es wirklich für notwendig hältst, kannst du dich diesbezüglich natürlich gerne bei meinem Boss erkundigen.«
»Na, unter diesen Umständen, Pa-a-a-rtner«, räumte Jack ein und zog die Worte mit dem peinlich genau einstudierten Akzent in die Länge, den er sich als Kind bereits angeeignet hatte. Damals hatten ihre Eltern sie in die Leidenschaft ihres Vaters für eine antike Kunstform aus der Prä-Diaspora-Zeit eingeweiht: den ›Western‹. »Ich denk', das kann ich dieses Mal noch sein lassen.«
»Na, vielen Dank auch.« Zachariah schob einen Teller auf den Tisch, auf dem ein dickes Sandwich mit Schinken und Schweizer Käse lag. Weiterhin hielt dieser Teller eine beachtliche Portion Kartoffelsalat und eine elf Zentimeter lange Gewürzgurke bereit. Die Brüder grinsten einander an, doch dann wurde Zachariahs Miene wieder nüchtern.
»Ehrlich, Jack«, sagte er deutlich ernsthafter. »Ich bin wirklich neugierig. Ich weiß, dass du viel mehr von den Operationen mitbekommst als ich, aber selbst das Wenige, was ich über den Flurfunk der Technikheinis mitbekomme, klingt schon ziemlich erschreckend.«
Einen Moment lang blickte Jack seinen Bruder nachdenklich an, dann griff er nach seinem Sandwich, biss herzhaft ab und kaute grüblerisch.
Zachariah hatte wahrscheinlich von seinen ›Technikheini‹-Kollegen einiges mitbekommen, und vermutlich war es ein ziemlicher Wirrwarr. Wenn man die Vorgehensweise des Alignments - Informationen nur bei Bedarf‹ - streng auslegte, sollte Jack wohl wirklich nichts von den Operations-Details, die ihm bekannt waren, an Dritte weitergeben, die derartige Details nicht zu kennen brauchten, um ihren eigenen Job zu erledigen. Andererseits war Zachariah nicht nur sein Bruder, sondern auch einer von Anastasia Chernevskys wichtigsten Leitern in der Forschungsabteilung. In mancher Beziehung (wenngleich gewiss nicht in allen) hatte er eine höhere Unbedenklichkeits-Freigabestufe als Jack selbst.
Sie beide waren, das wusste Jack ohne jede falsche Bescheidenheit, alles andere als dumm, selbst für Vertreter der Alpha-Linie von Mesa, doch dass Zachariah ein solches Talent als Synthetiker besitzen sollte, hatte dann doch ein wenig überrascht. Natürlich konnte so etwas immer noch passieren, selbst bei jemandem, dessen Genstruktur und die damit einhergehenden Talente so sorgfältig durchgeplant waren wie das McBryde-Genom. Doch so wenig es dem Ausschuss für Langfristige Planung auch schmecken mochte, war das komplexe Geflecht aus Fähigkeiten, Geschick und Talenten, das untrennbar mit dem allgemeinen Konzept von ›Intelligenz‹ verbunden war, doch immer noch jener Teil des Ganzen, der sich am wenigsten leicht manipulieren ließ. Gewiss, sie konnten einen hohen IQ-Durchschnitt garantieren, und Jack konnte sich nicht erinnern, wann der letzte Vertreter der Alpha-Linie des Alignments keine Testergebnisse oberhalb der Neunundneunzig-Plus-Linie erzielt hatte. Doch die Bestrebungen des ALP, die tatsächlich vorhandenen Fertigkeiten eines Individuums vorherzuprogrammieren, waren zumindest ... problembehaftet. Tatsächlich empfand es Jack immer als ein wenig amüsant, wie der ALP darauf beharrte, er stehe kurz vor dem endgültigen Durchbruch dieser letzten, hartnäckigen Schwelle und werde schon bald in der Lage sein, die Spezies endgültig zu optimieren.
Persönlich war Jack mehr als nur geringfügig erleichtert darüber, dass der Ausschuss immer noch nicht in der Lage war, die Software des menschlichen Gehirns zuverlässig und vollständig nach Gutdünken zu gestalten. Natürlich würde er über diese Meinung kaum mit seinen Kollegen sprechen, doch obwohl er mit voller Hingabe hinter der Detweiler-Vision und den endgültigen Zielen des Alignments stand, gefiel ihm der Gedanke nicht, die menschliche Intelligenz und die geistigen Fähigkeiten von Menschen derart manipulieren zu können. Natürlich war er ganz dafür, in beiden Gebieten so große Fortschritte zu machen wie nur möglich, doch er ging davon aus, dass dabei immer noch Raum bliebe für rein zufällige Talentkombinationen. Abgesehen davon gefiel ihm, wenn er ganz ehrlich war, auch nicht der Gedanke, seine (theoretischen) Kinder oder Enkel sollten nichts anderes sein als im Vorfeld entwickelte Chips in der großen Maschine des Alignments.
Was das betraf, ging es ihm durch den Kopf, hatte er doch viel gemein mit Leonard
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