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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Technikfreak. Er war zwar durchaus erfahren im Umgang mit Computern, aber er vermochte mit ihnen keine Zauberkunststücke zu vollbringen - anders als Zilwicki und die manticoranische Prinzessin. Und so ausgezeichnet er als Geheimdienstanalytiker auch sein mochte, er war nicht besser als Anton selbst. Wahrscheinlich sogar nicht einmal so gut wie er, wenn es hart auf hart kam - auch wenn sie beide auf einem Niveau arbeiteten, das nur wenige andere Spione in der Galaxis jemals auch nur ansatzweise erreichen könnten.
    Da Victor älter war als Ruth und deutlich mehr Erfahrung gesammelt hatte, war er immer noch ein besserer Geheimdienstanalytiker als sie, doch Anton glaubte nicht, dass das noch viele Jahre so bleiben würde. Die Prinzessin hatte wirklich ein Händchen für die häufig eigentümliche und manchmal schlichtweg bizarre Welt, die so treffend als ›Spiegelkabinett‹ bezeichnet wurde.
    Doch Cachats wahre Stärke war die Arbeit im Einsatz. Da spielte er Antons Meinung nach in einer ganz eigenen Liga. Es mochte vielleicht eine Hand voll Geheimagenten in der Galaxis geben, die es auf diesem Gebiet mit Victor aufnehmen könnten, aber das wäre auch alles - wirklich nur eine Hand voll. Und keiner von ihnen wäre besser als dieser Havenit.
    Anton Zilwicki gehörte nicht zu besagter Hand voll, und das wusste er auch. Zweifellos, er war wirklich sehr gut. Was das Geschick im Einsatz anging - so wie die meisten diesen Begriff verstanden -, war er vielleicht sogar genau so gut wie Victor. Oder es fehlte zumindest nicht viel.
    Aber er hatte einfach nicht Cachats Denkart. Der havenitische Agent war sich seiner Überzeugungen und seiner Loyalität so sicher, dass er sich bei einer Krise in einer Art und Weise verhalten konnte, wie Anton es niemals zuvor erlebt hatte. Er reagierte schneller als jeder andere, und auch skrupelloser, wenn er der Ansicht war, Skrupellosigkeit sei gefordert. Und das Wichtigste von allem: Er hatte ein beinahe schon unheimliches Talent, neue Pläne von Grund auf zu improvisieren, während er sich schon mitten im Einsatz befand. Sobald diese Pläne scheiterten, sah er sofort, wo sich eine weitere Gelegenheit bot, während die meisten anderen Spione nichts anderes hätten erkennen können als ein Desaster, das sich unaufhaltsam immer weiter entspann.
    Ja, Cachat hatte auch immensen Mut, aber den konnte Anton auch für sich selbst in Anspruch nehmen. Mut hatten viele. Das war bei der Menschheit wirklich keine allzu seltene Tugend - wie Victor selbst, der viel Wert darauf legte, alle Menschen gleich zu behandeln, nur zu gerne betonte. Doch Cachat schien dieses Maß an Mut völlig mühelos aufzubringen. Anton war sich sicher, dass dieser Mann nicht einmal darüber nachdachte.
    Diese Eigenschaften machten ihn in jeder Hinsicht zu einem sehr gefährlichen Menschen, und hin und wieder geradezu unheimlich. Nachdem er durch die Zusammenarbeit mit Victor nun weidlich Erfahrungen sammeln konnte, war Anton sich sicher, dass Cachat kein Soziopath war - auch wenn er einen solchen mühelos imitieren konnte. Und weiterhin hatte Anton begriffen, auch wenn das deutlich länger gedauert hatte, dass sich unter Victors anscheinend stets eisiger Schale ein Mann befand, der ...
    Na ja, sicherlich nicht ›warmherzig war‹. Vielleicht war der richtigere Ausdruck ›ein großes Herz hatte‹. Aber wie auch immer man es nun nennen mochte, Cachat war ein Mann, der seinen Freunden gegenüber ebenso große Loyalität bewies wie seinen Überzeugungen. Wie Cachat reagieren würde, sollte er jemals gezwungen sein, zwischen einem engen Freund und seinen eigenen politischen Überzeugungen zu wählen, ließ sich nur schwer vorhersagen. Letztendlich, da war sich Anton ziemlich sicher, würde Victor sich für seine Überzeugungen entscheiden. Aber das würde nicht ohne einen gewaltigen inneren Kampf geschehen - und der Havenit würde absolut unumstößliche, eindeutige Beweise fordern, dass diese Wahl wirklich unausweichlich wäre.
    Prinzessin Ruth hatte Victor Cachat vermutlich nicht so gründlich und so geduldig analysiert, wie Anton Zilwicki das getan hatte. In der ganzen Galaxis gab es nur wenige Menschen, die es mit Antons systematischer Gründlichkeit aufnehmen konnten. Und zu denen zählte Ruth gewiss nicht. Doch durch ihre außerordentliche Intelligenz besaß sie eine intuitiv arbeitende Menschenkenntnis - was sehr überraschend war bei jemandem, der in der beinahe klösterlichen Atmosphäre des Königshofes aufgewachsen war.

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